Früher war alles besser

von MisterAltravita

Verantwortungsbewusster Umgang mit Pyrotechnik (Deutschland, 1933)Wenn eine Jugendkultur seitens der von vorherigen Generationen geprägten Mehrheitskultur aus wütende Ablehnung trifft, dann bestätigt dies erst einmal nur eins: Es handelt sich tatsächlich um eine Jugendkultur. Vermutlich seit es menschliche Urhorden gibt, entspinnt sich der Generationenkonflikt zwischen denen, die sich gegen Ende der Pubertät mal “von den Spießern absetzen” und “ihr eigenes Ding drehen” wollen und denen, die sich die Gesellschaft bis dahin nach ihren Werten und Vorstellungen gestaltet hatten. In größeren Zusammenhängen heißt so etwas dann Evolution. Ich habe zwar keine belegbaren Fakten, aber ich denke, man kann mit einiger Berechtigung davon ausgeben, dass als die ersten Sippen von Frühmenschen vom Baum gestiegen sind, um in der Savanne herumzustrolchen es die ältere Generation war, die von ihren Ästen herab “früher war alles besser”, “unter Urga Urga hätte es sowas nicht gegeben” und “die wissen gar nicht in welche Gefahr sie sich begeben” raunte. Artikel lesen

Eine italienische Tragödie

von MisterAltravita

Ein Auszug aus dem Buch “Cani Sciolti” von Domenico Mungo, eine zum Roman verpackte Textsammlung aus zwei Jahrzehnten italienischer Ultrageschichte. Das Kapitel “Eine italienische Tragödie” handelt vom Tod Vincenzo Paparellis, der beim Römischen Derby von einer aus der Südkurve abgefeuerten Signalrakete im Gesicht getroffen wird.

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Gerechtigkeit für Gabriele

von MisterAltravita

Giustizia per GabrieleTotschlag mit bedingtem Vorsatz, zu sühnen mit einer Gefängnisstrafe von 9 Jahren und 4 Monaten. So ist es dem gestrigen Urteil des Oberlandesgerichts Florenz zu entnehmen, das mit der Berufungsverhandlung gegen Luigi Spaccarotella betraut war. Dem Polizisten, der am 11. November 2007 den Lazio Rom-Fan Gabriele Sandri erschossen hat.

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Gabriele Sandri unvergessen

von MisterAltravita

Italia LuttoHeute vor 3 Jahren, am 11. November 2007, um 9.18 Uhr durchschlägt eine vom Polizisten Spaccarotella abgefeuerte Kugel einen Kleinwagen in der Nähe der Autobahnraststätte Badia al Pino Est bei Arezzo und tötet den Lazio-Fan Gabriele Sandri. Vor 2 Tagen, am 09. November 2010 fällt die defninitive Entscheidung bezüglich wenigstens einer Gedenkplakette am Tatort. Die Anbringung einer solchen Tafel kann nicht genehmigt werden, “sonst müsse man ja für jeden Unfalltoten ebenso eine solche anbringen”.

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Tifare Contro. Eine Geschichte der italienischen Ultras.Es hat eine Weile gedauert, aber nun ist es endlich soweit: “Tifare Contro” erscheint am 01.11.2010 bei Burkhardt & Partner, bekannt als Herausgeber der Ultra-Postille “Blickfang Ultrà”. Giovanni Francesio ist ein italienischer Ultrà (seine Mannschaft hat er nie bekanntgegeben), der es nach 3 Jahrzehnten schlicht nicht mehr ausgehalten hat mit den Halbwahrheiten, Allgemeinplätzen und Lügen über die wichtigste italienische Jugendbewegung der letzten Jahrzehnte. Das Buch erschien 2008 im renommierten Sperling & Kupfer-Verlag in Italien und sorgte für einiges Medienecho und große Rezeption. Meine Rezension zum italienischen Originaltext findet ihr hier.

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Maurizio Martucci, Autor des unbedingt lesenswerten Buches “Cuori Tifosi” (eine Aufarbeitung zu italienischen “Stadiontoten”) macht sich seine Gedanken zu den Ereignissen in Genua beim “Spiel” Italien gegen Serbien. Der 12. Oktober war ja auch die Nagelprobe für das Lieblingsspielzeug des Herrn Minister Maroni. Dekret Nr. 555 vom 14. August 2009. Besser bekannt als “Tessera del Tifoso“. Und so stellt Maurizio einige Fragen, die zwar nicht beantwortet werden, die ich aber unbedingt auch stellen möchte: Artikel lesen

Ein paar hundert serbischer Fanatiker ist alles, was es braucht, um das EM-Qualifikationsspiel Italien gegen Serbien zu kippen. Und das ganze Geschwafel von Stadionsicherheit zu demaskieren. Dass das Spiel gestern abend kein einfaches werden würde, war vermutlich jedem bekannt, der ab und zu mal eine Zeitung aufschlägt oder einen Internet-Anschluss besitzt. Was da allerdings gestern knapp 2 Stunden lang auf dem Staatsfernsehen RAI zu sehen war, erschreckte dann aber doch: Serbische Ultra-Nationalisten möchten einen Spielabbruch erzwingen und erreichen ihr Ziel, ohne auf nennenswerte Gegenwehr zu stoßen. Haarsträubende Ignoranz, mangelnde Vorbereitung, inkonsequentes Handeln und Angst, im europäischen Fernsehen blöd dazustehen, treffen auf ein paar hundert serbische Gewalttäter, die demonstrieren, dass man in italienischen Stadien halt doch anstellen kann, was man will. Wenn denn die richtigen Voraussetzungen bestehen.

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Die letzten Übriggebliebenen

von MisterAltravita

Ultimi RimastiGegen den modernen Fussball sind ja praktisch alle Stadionbesucher in Italien. Über die Woche gespreizte Spieltage, die sich an den Notwendigkeiten des Bezahlfernsehens orientieren, prophylaktische erkennungsdienstliche Behandlung der Fans qua “Tessera del Tifoso”, Anstosszeiten, die Auswärtsfahrten unmöglich machen, Exzesse staatlicher Gewalt, verschobene Spiele, Fussballer, die ihre Karriere bei 12 verschiedenen Vereinen bestreiten…so weit so bekannt.

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“Wie konntet ihr nur die unrechtmäßigen Kinder dieser perfekten Gesellschaft werden, die wir euch doch so hübsch verpackt zur Verfügung gestellt haben? Da muss sich irgendwo ein Fehler eingeschlichen haben, ihr wart überhaupt nicht vorgesehen. Neurotisch, nervenschwach, psychopathisch, gewaltkrank und mit einem übersteigerten Geltungsbedürfnis? Sicherlich. Wie sollten wir denn sonst sein? Es ist wahr, alles passt zusammen. Wir sind so, wie ihr uns zu sein erlaubt. Wir nehmen uns das, was ihr uns zugesteht. Die Bruchstücke des Glücks. Die Negation von Allem erreicht man über die Freude darüber, den Gartenzaun aus den Angeln zu heben, illegal all das zu beschaffen, was uns von Natur aus zusteht.”

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Während das Fragment “Alkohol und Adrenalin” aus dem Buch “Cani Sciolti” von Domenico Mungo gerade berechtigterweise seine Kreise durch die deutsche Ultrà-Szene zieht und Francesios “Tifare Contro” seiner Veröffentlichung harrt, hatte ich mir eigentlich vorgenommen, endlich auch die Rezension von Mungos Romans “Sensomutanti” hier zu veröffentlichen.

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Alkohol und Adrenalin

von MisterAltravita

Ich hatte mich ja kürzlich mit Domenico Mungos “Cani Sciolti” beschäftigt, dieser Textsammlung aus der Welt der Ultràs der 80er und 90er Jahre. Als kleinen Appetithappen habe ich einmal eine Seite aus diesem wunderbaren Buch übersetzt, das es wie kein anderes mir bekanntes schafft, Einblicke in den Ultrà-Alltag der “goldenen Jahre” zu geben. Weil ich natürlich verstehe, dass viele von euch kein Italienisch sprechen, weil ich das Buch ausnehmend gut finde und weil ich vielleicht dem einen oder anderen das Interesse am Buch wecken konnte. In den nächsten Tagen erscheint hier die Rezension des mindestens ebenso hervorragenden Romans “Sensomutanti. Die Liebe in den Zeiten des Stadionverbots.” Stay tuned. Artikel lesen

Nochmal vielen Dank für euer reges Interesse an Francesios Buch “Tifare Contro. Eine Geschichte der italienischen Ultràs“, hat mich natürlich sehr gefreut. Was soll ich sagen, es war ein hartes Stück Arbeit, aber mittlerweile sieht man Licht am Ende des Tunnels: Die Übersetzung ist eingepackt und losgeschickt, das Buch wird dieses Jahr noch auf deutsch erscheinen. Wir sind natürlich alle schon einigermaßen aufgeregt und hoffen, dass euch das Machwerk dann mindestens genauso gut gefällt wie uns.

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“Die Ultràs sind böse. Sie sind die dunkle Hemisphäre des Fußballs. Das obszöne Grauen der Zivilgesellschaft. Die Ultràs sind der Blitzableiter der Gutmenschen, des Bürgertums, der Krämerseelen, der Hausfrauen, der armseligen Journaillie und der Bullen auf Opfersuche. Die Ultràs sind die offene Güllegrube der Stadien. Symbol der blinden und irrationalen Gewalt.”

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Alter vor Schönheit

von MisterAltravita

Alex del Piero feiert seinen 445. GeburtstagSamstagabend spielte der AC Milan in Palermo und kam mit Ansage unter die Räder – bei Betrachtung der Formkurve beider Mannschaften war das Resultat ungefähr so verwunderlich wie die Tatsache, dass es im Winter meist kälter ist als in anderen Jahreszeiten. Teilweise mitverantwortlich war die Verletzungsmisere und Gelbsucht der Rossoneri, die bei insgesamt 11 Ausfällen die Ersatzbank mit einer Reihe von Jugendspielern auffüllen mussten. Besonders hart getroffen hat es die Defensive, wo mit den Verletzten Nesta, Kaladze, Onyewu und Favalli sowie dem rotgesperrten Bonera gleich 5 von 6 nominellen Innenverteidigern ausfielen. Trainer Leonardo beruft also folgerichtig eines der größten Verteidigertalente der italienischen U-20/21, Michelangelo Albertazzi, in den Kader.

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Italien in Zeitlupe

von MisterAltravita

la moviolaIn Italien endet ein Fussballspiel keineswegs nach 90 Minuten. Denn dann beginnt die Zeitlupe. In der Pressekonferenz nach dem historischen Sieg seines F.C. Internazionale gegen Chelsea äußert sich der selbsternannte Startrainer Josè Mourinho zu einem möglichen Elfmeter für die (vom Spiel gegen Bayern München noch waidwunde) Fiorentina gegen den AC Milan im vorabendlichen Nachholspiel der Liga. Vermutlich muss man Deutscher in Italien sein, um die Bedeutung seiner Kritik überhaupt wahrzunehmen: “Mou”, wie ihn seine Jünger liebevoll nennen, hat nach dem ersten Sieg seines Teams gegen eine europäische Spitzenmannschaft nach vielen Jahren nichts wichtigeres im Kopf, als sich einer vermutlichen Benachteiligung seines Teams in der italienischen Serie A (und Bevorzugung der Meisterschafts”konkurrenten” zu widmen. Die Tatsache, dass es für Chelsea ebenso einen Strafstoss in der 45. Minute hätte geben müssen, wird vom unbeugsamen Kämpfer für sportliche Gerechtigkeit nicht weiter erwähnt.

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