Der Medienrat Berlin Brandenburg hat am vergangenen Donnerstag, dem 19.04., das Ende vom Freien Radio (FRRAPO) in Potsdam, des einzigen freien nichtkommerziellen UKW-Radios in Brandenburg, beschlossen. Frrapo wurde erst im letzten Jahr vom Medienrat lizensiert. Frrapo sendet zusammen mit Pi Radio, Studio Ansage, Colaboradio, ALEX, Radio Multicult, reboot.fm, twen.fm und Ohrfunk auf der 88vier (in Potsdam 90,7MHz) in Berlin und Brandenburg. Die Sendezeiten von Frrapo sind (oder waren) immer Montags von 19 Uhr bis 6 Uhr des folgenden Tages. Jetzt hat der Medienrat Berlin-Brandenburg beschlossen, dass der letzte Sendetag für Frrapo der 14. Mai ist.


Im vergangenen Jahr startete die Medienanstalt Berlin Brandenburg (mabb) ihr nichtkommerzielles Radio-Projekt 88vier. Das Radioprojekt 88vier ist gedacht als ein Sendeverbund verschiedener Radiomodelle, wie es die Medienanstalt es selbst formuliert: Ausbildungs- und Bürgerradios, freie und multikulturelle Radios und in Berlin ansässige Web-Radios. Innerhalb dieses Sendeverbunds wurde das erste Freie Radio Brandenburgs, FRRAPO, lizensiert. Frrapo begann im Mai 2011 mit einem Kaltstart und verfügt mittlerweile über 25 Redaktionen. Mit freiwilligem Engagement, viel Enthusiasmus, viel untentgeltlicher Arbeit und fast ohne finanzielle Unterstützung konnte Frrapo im ersten Jahr spannendes und interessantes Radio aus Potsdam machen. Frrapo war seit 1989 überhaupt das erste Radio in Brandenburg, das einen freien Zugang für Bürger zum Radio ermöglichte. Durch die Entscheidung des Medienrates stirbt das einzige Brandenburger nichtkommerzielle Radioprojekt.

Dieses Jahr gab es eine neue Ausschreibung für die Frequenzen der 88vier. Dabei haben sich Pi Radio, Studio Ansage, Colaboradio und FRRAPO für einen gemeinsamen Community-Bereich von Montag bis Freitag ab 17:00 bis jeweils 6:00 Uhr morgens beworben. Nun hat der Medienrat entschieden, diesen Community-Bereich zwar als Idee zu würdigen, gleichzeitig aber auch festgelegt, dass eine der vier beantragenden Radiogruppen, nicht mehr senden darf. Sprich FRRAPO. Den anderen drei (Pi Radio, Studio Ansage und Colaboradio) wurden die Sendezeiten Montag bis Donnerstag von 20 Uhr bis 6 Uhr früh zugeteilt. Warum die Radiogruppen, die den Community-Bereich gemeinsam beantragt haben, vom Medienrat einzeln bewertet werden, ist ein Rätsel. Durch den Beschluss des Medienrates wird nun eine der vier beantragenden Radiogruppen für den Community-Bereich ausgeschlossen. Dass ausgerechnet der Brandenburger Vertreter ausgeschlossen wird, führt dazu, dass sich auf der 88vier wieder nur Berliner Gruppen tummeln.

Für die verbliebenen Gruppen des Community-Bereichs ist die Verschiebung des Beginns auf 20 Uhr, eine Sendezeitbeschneidung. Politisch aktuelle Magazine oder die Kindersendung (wie bei Frrapo Mo 19 Uhr) können zu so später Sendezeit nicht mehr stattfinden. Ergebnisse der Ausschreibung: http://piradio.de/news/2012-04-20-mabb-ergebnisse-ausschreibung-88vier-2012

Für Brandenburg ist es eine Tragödie, dass der einzige nichtkommerzielle Vertreter nach einem Probejahr, wo viel Sinnvolles aufgebaut wurde, wieder abgeschaltet werden soll. Diese Tendenz der Medienanstalt Berlin Brandenburg ist ein schlechtes Signal und widerspricht jeden Forderungen von EU Rat/Parlament. (Europarat 2009 und europäisches Parlament 2008 haben allen Mitgliedsstaaten empfohlen, Community-Medien, insbesondere Community-Radios zu unterstützen, lizensieren und zu fördern)

Interessant scheint die Tatsache des Endes des Freien Radios in Potsdam auch vor dem Hintergrund, dass die Medienanstalt gerade erst zwei Potsdamer UKW-Frequenzen an Private vergeben hat. Das wirft natürlich die Frage auf, ob ein Freies nichtkommerzielles Lokalradio wie Frrapo, dort als Konkurrenz angesehen wird.

Siehe auch: Interview auf www.freie-radios.net

Medienanstalt Berlin Brandenburg beschneidet die Freien Radios in Berlin

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