Ich bin kein Berliner

von Lain Won


Und gerade will ich auch keiner sein. Was da bei Fussball gerade passiert, intessiert mich ja zum Glück nicht, desto mehr aber Basketball.

Und tatsächlich haben sich die Berliner ALBAtrosse, die durchaus auf eine sehr erfolgreiche Basketballgeschichte zurückblicken können, sich gestern von dem Aufsteiger aus Würzburg, den s.Oliver Baskets aus den PlayOffs schiessen lassen. Mit einer 60:66 Niederlage und einer 1:3 Serie.

Unerwartet? Vielleicht. Alba Berlin kann nicht behaupten dass sie nicht wussten was sie erwartet, hatten sie doch während der regulären Saison in Würzburgs Multifunktionsturnhölle ihre soweit herbste Niederlage einstecken müssen mit nur 65 Punkten.

Das erste Spiel der Playoff Serie wurde in Berlin mit 8 Punkten Differenz verloren, erkennbar war dass die Chancen auf jeden Fall nicht auf unmöglich stehen.

Und auch das zweite Würzburger Heimspiel verlief ein bisschen wie erwartet. Mit 13 Punkten Differenz gewannen die Baskets ihr Heimspiel vor begeistertem Publikum. Das dritte Spiel in Berlin war die eigentliche Überraschung, die ALBAtrosse konnten ihren Heimvorteil nicht nutzen und verloren mit 7 Punkten in der o2 Arena. Und beim vierten und letzten Spiel hier in Würzburg wurden die Fans allem gerecht was Coach und Spieler gefordert hatten, mehr Unterstützung, mehr Lautstärke. So laut wie bei gestern habe ich die Halle noch nie erlebt, da bringt es auch nichts, dass ein Sven Schultze nach einem erfolgreichen 3er provokativ den Zeigefinger auf die Lippen legte. Es war übrigens sein einziger erfolgreicher Wurf dieser Partie.

Der am Galgen baumelnde Albatros von der Tribüne zeigte die Erwartungen sehr deutlich, die voran gegangenen Spiele hatten gezeigt dass Würzburg keinesfalls chancenlos ist, und dem einen oder anderen Fan sassen sicherlich noch die Bemerkungen von Alba Berlins Geschäftsführer Marco Baldi in den Knochen, die natürlich von Qualitätsjournalisten der Bildzeitung dankbar aufgenommen wurden. So wurde mainfränkischer Basketball schnell zum Metzgerbasketball. Unterstellungen, dass die Würzburger deutlich zu hart verteidigten, ständig die Schiedsrichter bestürmen und das ganze mit Basketball wenig zu tun hätte. Es sei jedoch darauf hingewiesen dass weder Coach Gordon Herbert, noch ein Spieler von Alba öffentlich in dieses Horn mitgestossen hat. Von deren Seiten kamen nur die Aussagen, dass Würzburg bekanntermaßen hart verteidigt. Das dürfte für keines der diesjährigen Bundesligateams unbekannt sein.

Zum Spiel an sich will ich gar nicht viel sagen, dafür weiss ich zuwenig über den Sport und es gibt mittlerweile mehr als genug Spielberichte im Netz.

Die Fans waren toll, ich hatte kurz Angst um meine Ohren, und auch die Berliner Fans die eine 5-6 Stundenfahrt auf sich genommen haben, haben sich tapfer zur Wehr gesetzt. Ich weiss nicht genau, wie lange noch gefeiert wurde, aber es wurde auf jeden Fall verdient gefeiert. Ein Team, dass sich in einer Saison in die zweite Runde der Playoffs spielt, hat es verdient auf den wundgeklatschten Händen seiner Fans dorthin getragen zu werden. Coach Patrick freut sich hoffentlich auch ein Loch ins Bein, das ist auch für ihn das erste Mal in Deutschland in die Halbfinalrunde.

Bei mir bleibt ein bisschen gehässiger Triumph, dass die fränkischen Metzger das Favoritenteam verdient geschlagen haben und freue mich auf ein weiteres Heimspiel, vielleicht lege ich mir vorher noch Ohrstöpsel zu.

Schade ist zuzusehen, wie auf manchen Facebookseiten der Teams, andere Fans durchaus unangebrachte Kommentare hinterlassen, das ist unnötig, unsportlich und einfach etwas doof.

Aber nach den Bildern von gestern bei Hertha gegen Fortuna Düsseldorf, bin ich froh Basketballfan zu sein und mit Fussball nix am Hut zu haben.

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