Nun hat es also wieder mal geknallt. Vorhersehbar, kalkuliert und vor allen verfügbaren laufenden Kameras. Ein Montag Abend in Rostock, wie er nicht anders zu erwarten war. Ritualisiert wie die 1. Mai Krawalle in Berlin, eskalierende Saufgelage am Ballermann oder Silvester auf dem Kiez. Laaangweilig. Wären da nicht diejenigen “Kollegen”, die sich an dümmlicher und dümmlichster “Nachbereitung” des Ganzen gegenseitig zu überbieten versuchen. Sportswire über ein absurdes Theater…

Es treten auf: Die Fans des FC St. Pauli, die Fans des FC Hansa Rostock, nebst ihrer jeweiligen Vereine, die Polizei, der DFB und natürlich mit einem Gastauftritt im allerletzten Akt: Die Vertreter/innen der Presse oder das, was sich so nennt.

Die Rolle der beiden Fanlager lässt sich in aller Kürze zusammenfassen: Mit Ruhm bekleckert haben sich beide Seiten nicht. Die Hamburger setzten diesmal verstärkt auf den Einsatz von Dummheit in Form pyrotechnischen Materials, wobei man es sich nicht nehmen ließ, mit selbigem andere Menschen zu attackieren und zum Teil schwer zu verletzen. Die Gegenseite konterte mit Spruchbändern und “Choreographien” (wobei sich nicht nur Pina Bausch angesichts dieser Bezeichnung im Grabe herumdrehen dürfte) der alleruntersten Kajüte und ließ es sich nicht nehmen, nach Abpfiff die Polizei zu attackieren und 27 Menschen zum Teil schwer zu verletzen.

Trotzdem ist die Welt überraschenderweise nicht untergegangen und auch die Rostocker Polizei schien mit sich und dem Ablauf des Abends in ihrer ersten Pressemitteilung eigentlich sehr zufrieden. Ein direktes Aufeinandertreffen beider Fanlager wurde im Gegensatz zum letzten Jahr verhindert, die Randale hielt sich in verhältnismäßig überschaubaren Grenzen, ebenso wie die Anzahl der Festnahmen. Die Beamten und Beamtinnen hatten einen richtig guten Job gemacht, was ja auch nicht jeden Tag vorkommt, an diesem aber schon.

Im Gegensatz dazu überschlugen sich allerdings diejenigen Medien, die nun mal von Sensation leben, ihre ganzen Journalist/innen ja auch nicht umsonst hingeschickt und bezahlt haben wollten und deren Berichte ja eh schon geschrieben waren und nur noch bebildert werden mussten. Die Munition für ihre von jeglicher Realität vor Ort weitgehend abgekoppelte Berichterstattung lieferten ihnen ein paar magere Randale-Bilder, und weil das nicht reichte, am Ende die provozierende Geste eines 20-jährigen Fußballspielers.

Und erst ab jetzt wird es richtig eklig: Anstatt sich schützend vor den Spieler zu stellen, wird dieser vom FC St. Pauli mehr oder weniger öffentlich ans Messer geliefert und darf fortan unwidersprochen für die sensationslüsternen “Kollegen” als Sündenbock herhalten: Die Bild zum Beispiel entblödet sich nicht, ihre Online-Berichterstattung mit “Deniz Nakis Geste löst Randale aus” zu betiteln, in der Welt fabuliert man von “einer der schlimmsten Entgleisungen in der Geschichte des deutschen Fußballs” und das Coburger(sic!) Tageblatt meint: “Dem Fußball hilft nur eins: Nakis Rausschmiss” (leider nicht online).

Zu Letzterem kein Wort, denn wer den Unterschied zwischen eins und eines nicht kennt, dessen vollkommen absurde Forderungen blamieren sich schon am fehlenden sprachlichen Differnzierungsvermögen. Allerdings gewann Hansa Rostock letztes Jahr das Spiel 3:0, es gab keine provozierenden Jubel-Gesten und trotzdem griff ein Mob von ca. 500 Hansa-“Fans” nach dem Spiel die Polizei an. Bei St. Paulis Heimsieg am Millerntor provozierte Naki (der damals noch in Ahlen weilte) auch niemanden, trotzdem griff ein Mob von ca. 500 St.Pauli-“Fans” nach dem Spiel die Polizei an. Dass die “schlimmsten Entgleisungen in der Geschichte des Deutschen Fußballs” sich wohl eher in der jahrzehntelang unaufgearbeiteten “Periode” zwischen 1933 und 1945 zugetragen haben dürften, sei hier nur am Rande vermerkt. Auch dass Schalkes Gerald Asamoah im Derby mit dem BVB 2007 sein Tor auf dieselbe Art völlig folgenlos feierte, ist den geschichtsvergessenen “Kollegen” ebenso entglitten wie dem DFB.

Dieser sekundierte der medialen Hetze und sperrte Deniz Naki am Mittwoch für drei Spiele. Und der FC St. Pauli nickte dieses angeblich “milde” Urteil ab, ohne auch nur ein Wort über die Rostocker Geschmacklosigkeiten, rassistische Pöbeleien und Würfe von Gegenständen im Stadion zu verlieren, denn das gehört dort schließlich zur Folklore, wenn St. Pauli anreist. Dafür wird es laut St. Pauli-Pressesprecher Bönig Stadionverbote für die eigenen Fans “hageln”. Daher haben die zu Recht empörten Blogger von “Fabulous St. Pauli” sowohl einen offenen Brief an den DFB als auch an den FC St. Pauli verfasst. Well done.

Dass in Rostock dagegen niemand irgendwas zu befürchten hat, weder im letzten noch in diesem Jahr, versteht sich von selbst. 2008 wollte der DFB trotz minutenlanger Gewalt-Attacken und der rassistischen Bepöbelung des St. Pauli-Spielers Morike Sako ja noch nicht mal etwas von “Vorfällen” im Stadion mitbekommen haben, geschweige denn wissen. Auch jetzt schweigt die Hansa-Homepage vor sich hin. Offenbar hat man dort die bessere Taktik, um DFB-Strafen zu vermeiden: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.

Inwieweit diese Auslegung von gleichem Recht für alle und die damit verbundene lippenbekenntnisartige Halbherzigkeit bei der Ahndung von Menschenverachtung, Rassismus und Gewalt im Stadion mit den Ansprüchen des Leo-Baeck-Preises konform geht, sollten die Ausgezeichneten eventuell überdenken.  Viel Hoffnung darauf besteht indes nicht.

Kommentare

43 Kommentare zu “St. Pauli, Rostock, der DFB und die “Kollegen””

  1. SGIAI am 11.05.09 09:58

    Der Artikel spricht mir aus dem Herzen, kann dem nur zustimmen.

  2. Linksaussen am 11.05.09 10:23

    1000 dank,war selbst in Rostock,und kann dem Autor nur zustimen.

  3. Mirek am 11.05.09 11:00

    Nicht vergessen der Titten Fernsehen DSF,der sofort passende Bilder geliefert hatt.Natürlich von Naki,nicht von dem Rostocker “Fans?”.

  4. Vacel am 11.05.09 11:11

    Leider, wie bei St. Pauli-Spielen üblich, wieder einseitig Pauli-lastig.
    Es ist ein entscheidender Unterschied, ob ein Angestellter eines Vereins (Naki) menschenverachtende, gewaltverherrlichende Gesten zeigt, oder Zuschauer, die im Gegensatz zu den Spielern kein Arbeitsrechtsverhältnis mit dem Verein haben.

  5. Mirek am 11.05.09 11:16

    Was ist mit “schiessen mit pump-gun(L.Toni)oder MG(Schalke)”usw?

  6. Forza St Pauli am 11.05.09 11:58

    mh, habe mir über vieles in diesem Artikel besonders dem Kommentar von Mirek keine Gedanken gemacht. da ist viel Wahrheit dabei. Hatte bis Dato Naki´s Sperre für Gerecht empfunden

  7. Andreas am 11.05.09 12:54

    Besser hätte man das Ganze nicht sagen können. Hut ab!

  8. Nachbearbeitungen « Metalust & Subdiskurse Reloaded am 11.05.09 12:54

    […] Veröffentlicht in FC St. Pauli von momorulez am November 5, 2009 Zustimmung, Zustimmung, […]

  9. Andre am 11.05.09 13:13

    Klasse Artikel! Der Autor setzt sich mit der Problematik erheblich intensiver auseinander, als die sensationsgeile Boulevardpresse!

  10. Thomas Nast am 11.05.09 13:13

    Wahr gesprochen im Großen Ganzen. Allerdings darf sich ein Spieler nicht so gehen lassen. Das ist unklug und primitiv. 3 Spiele Strafe ist zu hart und unverhältnismäßig. Den Arsch von Stani versohlt zu bekommen für diese pupertäre Aktion hätte absolut gereicht.

  11. adrian am 11.05.09 14:47

    Klasse Artikel, volle Zustimmung!

  12. Jean-Claude am 11.05.09 14:57

    @Vacel:
    1. Natürlich sind die Hansa-“Fans” nicht beim FCH angestellt. Es ging aber auch nicht darum, dass Rostocker Vereinsangestellte gesperrt werden sollten, sondern darum, dass der DFB hier extrem mit zweierlei Maß misst (siehe Asamoah) und ein Bauernopfer erbringt, damit man medial als Verband der harten Durchgreifer dastehen kann.

    Dass St. Pauli als Verein dieses üble Spiel mitspielt, anstatt neben der vielleicht angebrachten Entschuldigung auch zu thematisieren, was im Ostseestadion named DKB-Arena sonst noch alles so an der Tagesordnung war, das kann man ihnen schon vorwerfen.

    2. Der Vorwurf einseitig zu Gunsten von St. Pauli zu berichten, ist doch mittlerweile schon genauso ein Klischee wie dasjenige der vermeintlich “guten” St. Paulianer. Wo ist die denn, diese Berichterstattung? Als St. Pauli-“Fans” nach dem letzten Spiel die Polizei angegriffen haben, ging es tagelang nur darum. Jetzt passiert in Rostock zum zweiten Mal hintereinander genau dasselbe (Angriff auf die Polizei), aber stattdessen geht es nur um eine unsportliche Geste eines St. Pauli Spielers.

    Es gibt doch auf jeder Seite ein halbes dutzend Blogs, die das Ganze mit der jeweiligen Brille auf dem Kopf darstellen. Dass Hansa trotz der Vorfälle letztes Jahr vom DFB ungeschoren davon kam, ist Fakt, keine einseitige Darstellung. Ich kann da beim besten Willen keinen Pro-St. Pauli-Bias erkennen, das klingt mir zu sehr nach Rostocker Opfermythos.

  13. vacel am 11.05.09 15:09

    @mirek,
    “schießen” hat im übertragenen Sinne etwas mit Fußball zu tun – auch dort wird geschossen. Den Hals Abschneiden kannte ich bisher nicht im Fußballsport und kennzeichnet, da die Geste aus dem Unterbewußtsein kam, seinen Charakter.

    @Jean-Claude,
    ich bin weder Rostocker noch Hansa-Sympathisant. Ich mag nur keine Darstellungen von Guten und Schlechten. Die gehören ins Märchen.

  14. Jean-Claude am 11.05.09 15:19

    @Vacel: Na, dann sind wir uns in dem Punkt ja einig 😉 Aber wenn Du momentan immer noch findest, dass St. Pauli immer als die Guten wegkommen, dann ist das aus meiner Sicht schlicht eine vollkommen verzerrte Wahrnehmung der Realität und ein klischeehafter Vorwurf, der seit Jahren immer von Rostocker Seite kommt, egal, wie real gerade berichtet wird.

    Und nein, die Geste kam nicht zum ersten Mal, siehe Asamoah, und dass sie “seinen Charakter” kennzeichnet, halte ich für nicht diskussionswürdig, sondern für üble, bigotte Polemik, die den emotionalen Ausbruch eines 20-Jährigen in einer Momentaufnahme zu einer Charakterfrage macht.

  15. vacel am 11.05.09 15:26

    Jean-Claude,

    mal ehrlich. Hast du diese Geste in deinem Repertoire. Ich nicht.

    Ansonsten werden unsere Sichtweisen unterschiedlich bleiben. Aus denen kommst wahrscheinlich du genausowenig wie ich heraus.

  16. Jean-Claude am 11.05.09 15:55

    Mal ehrlich: Nein, habe ich nicht. Aber wie gesagt: Dass ein Asamoah dies auch hat, ist unbestreitbar, aber in keinem anderen Spiel wäre das medial so hochgejazzt worden.

    Und ansonsten sind unterschiedliche Sichtweisen ja auch völlig in Ordnung, nur fehlen mir halt mittlerweile echt die Belege für Pro-St. Pauli-Berichterstattung.

    Deswegen gerne nochmal die Frage: Wo findet die gerade statt?

  17. Alf am 11.05.09 17:41

    Großartiger Artikel. Vielen Dank.

    Und ich sehe in ihm absolute Objektivität. Wie in vielen anderen Blogs zum Thema auch.

  18. Park am 11.05.09 18:42

    Toller Kommentar, er spricht mir aus dem Herzen. Danke!

  19. ... am 11.05.09 18:48

    ey jungs, verfolge das jetzt schon ne ganze zeit mit euerm schön reden von den vorfällen im ostseestadion..
    ich weiss ja nich was an so einem (naki) besser ist als an den nasen die da die spieler provozieren…
    ich find beides scheisse weil welche die andere leute wegen der herkunft verurteilen, sowie leute die andern den tod androhen irgendwas im kopf nicht haben… und seit wann begleicht man denn gleiches mit gleichen? grad ihr st.pauli fans seit doch immer die “guten”… sv für die nasen fordern aber selber kein stück besser und um vergeltung bitten.. ja aber da ich euch sowieso als ziemlich stur/eingebildet einschätze werdet ihr euch nie an die eigene “nase” fassen und immer alles auf die bösen rostocker schieben die ja sowieso alles “tätowierte fussball nazis” sind.. und tschus…

  20. ... am 11.05.09 18:49

    über das gezündel muss man gar nich erst reden wa.. wie war das, … nazis raus??

  21. Bernd Stromberger am 11.05.09 20:21

    Guter Artikel, da steckt viel wahrheit drin.

  22. MisterAltravita am 11.05.09 22:10

    Sehr schöner Artikel. Da können sich die Leute von SPON aber mal ne Scheibe…wie? haben sie schon? Na dann is ja jut.

    Elende Schnittchenfresserpresse!

  23. Exilhamburger am 11.06.09 15:05

    Die rassistischen Pöbelein sind dieses mal jawohl ausgeblieben, haben zumindest nicht der Form vom letzten Jahr stattgefunden.

    Den Rostockern passiert nichts?
    Wie ahnungslos ist das denn bitte, bis zum diesem Punkt konnte ich dem Artikel ja noch folgen, aber warum gibt es wohl einen Stimmungsboykott? Weil es keine Stadionverbote in der Vergangenheit gab?
    Wisst ihr eigentlich wie es ist durch den Fc St. Pauli und die Medien als rechtsradikal gebrandmarkt zu sein? Überall wo ich bin und erzähle dass ich Fan des FC Hansa Rostock bin muss ich mich sofort rechtfertigen und klarstellen, dass der Verein weissgott eine linke Szene hat und nein nicht durchweg mit Nazis verseucht ist.
    Aber Rostocker haben ja nie Konsequenzen zu fürchten. Und wenn St. Pauli als Verein der Meinung ist kundzutun dass es Stadionverbote hageln soll, was kann der FC Hansa denn bitte dafür?
    Allein nach drei 2. Ligaspieltagen hagelte es über 50 Stadionverbote (auch noch aus der letzten Saison). Aber klar.
    Es wird mit zweierlei Maß gemessen.
    Kennt ihr den Bildartikel der Fanreporterin vom letzten Spiel Rostock – Pauli ?
    Nein? Denn sonst würdet ihr nicht schreiben, dass man ungerecht behandelt wird. Die Medien machen jetzt seit über einem Jahr den FC Hansa wieder fertig wenns gegen Pauli geht, nein wenns Links gegen Rechts geht, danke für dieses Bild.
    Die Hetze ist unglaublich aber ihr kommt ja jetzt wieder mit Selbstreinigungskraft, wir könnten die Nazis ja aus dem Stadion boxen.
    Ja super, die Volldeppen kommen ja meist auch nur in der Anzahl wenn ihr gegen uns spielt. Und genau weil der scheiss so heiss gekocht wird.. naja was solls, bringt ja eh nix.

  24. Paul am 11.06.09 16:25

    Wo ist in diesem Beitrag Objektivität zu erkennen ?!?!
    In meinem Augen ist dieser Artikel 100% Pro St. Pauli verfasst!
    Wieder mal sind es die bösen rassistischen Rostocker, die hier verurteilt werden! Ich bin kein Hansa Fan, aber langsam kann ich das echt nicht mehr hören. Rassistische Bemerkungen gibt es in genügen anderen deutschen Fußballstadien doch auch! Weiterhin denke ich, dass die Strafe für Naki keinesfalls überzogen ist, im Gegenteil. Solche Provokatonen gehören nicht in so ein brisantes Hochsicherheitsspiel! Gerade er als ”Profi” hat doch eine gewissene Vorbildfunktion. Es schauen auch genügend junge Fans zu. In meinen Augen war das höchst unprofessionell! Das er jetzt auch noch in Schutz genommen wird, kann ich nicht nachvollziehen! Es war nicht nur diese Geste, die zu der Strafe geführt hat! DAs er ständig Rostocker Spieler und Trainer provoziert hat, wird hier nicht erwähnt. Ebenso die Tatsache, dass er nach dem Spiel ein St. Pauli Fahne in den Rasen des Ostseestadions gerammt hat, findet keinerlei Erwähnung! Für mich zählt auch das Argument nicht, dass Asamoah damals für die selbe Sache keine Strafe bekam! Damals wurde falsch entschieden. Er hätte bestraft werden müssen! Die Strafe für Naki ist absolut gerechtfertigt, er hätte sich nicht beschweren brauchen, wenn sie noch höher ausgefallen wäre!

  25. Paul am 11.06.09 16:36

    @Exilhamburger
    100% Zustimmung!

  26. Jean-Claude am 11.06.09 16:44

    @Exilhamburger:
    Okay, point taken. Aber du verwechselst da ein paar Dinge:

    1.Die Pöbeleien haben stattgefunden. Es wurde ein Rolli(!)-Fahrer attackiert, auch in diesem Jahr wurden St. Pauli Spieler provoziert, rassistisch beleidigt (Naki behauptet das zumindest) und permanent mit Gegenständen beworfen wurden. Auf Der Haupttribühne außerdem deutscher Gruß, wie man im St. Pauli Podcast nachhören kann, wo die Spieler sich auch nochmal dazu äußern (http://www.gravis-fcstpaulipodcast.de/2009/11/04/fc-hansa-rostock-fc-st-pauli-02/). Kannst Du natürlich als ausgedacht abtun, wenn Du willst.

    2. Es ging überhaupt nicht um Sanktionen in Form von Stadionverboten gegen Rostocker Fans, sondern darum, dass der DFB letztes Jahr trotz der ganzen Scheiße, die da im Stadion passiert ist, überraschenderweise erklärt hat, davon habe man nichts mitbekommen.

    Da wird beim DFB mit zweierlei Maß gemessen: Wenn beim HSV ein Feuerzeug fliegt, gibt’s ne vierstellige Geldstrafe, aber in Rostock gehört das gegen St. Pauli eben zur Folklore, da bleibe ich bei.

    3.Deine “willkürlichen” Stadionverbote sind doch ein ganz anderes Problem. Scheinbar ist man auf Seiten der Suptras der Meinung, dass Herr Hübner Stadionverbote nicht aufgrund von Fehlverhalten verteilt, sondern um kritische und unliebsame Zeitgenossen aus dem Stadion zu entfernen. Ob das stimmt, kann ich aus der Ferne nicht beurteilen, aber natürlich wäre das eine Sauerei. Da sind wir uns einig.

    Dass dagegen nach meinem Kenntnisstand niemand von der “Plexiglasfraktion” letztes Jahr Stadionverbot bekommen hat, ist allerdings eine genauso große Sauerei, es gibt nämlich nicht nur “willkürliche”, sondern auch sehr berechtigte Stadionverbote, das gilt für die diesjährige “Plexiglasfraktion” bei St. Pauli genauso.

    4.Dass das Hansa-Image davon geprägt ist, dass es wieder und wieder und immer wieder zu Gewalt kommt, liegt daran, dass es wieder und wieder und immer wieder zu Gewalt kommt. Und wer permanent mit “wann, wo, wie viele?” protzt, sollte darüber jetzt auch wirklich nicht groß jammern.

    5.Was den Nazi-Anteil daran angeht, nun ja, dieses Bild wurde in den 90ern geprägt und ist mittlerweile sicherlich nicht mehr ganz aktuell.

    Mit in sich widersprüchlichen Ansagen zwischen “Politik ist uns egal – wir hassen Euch aus Prinzip” und “linksfaschistoide Hygienemuffel” tut man sich da aber auch keinen Gefallen. Dass unpolitisch meistens als rechtslastig gedeutet wird, kommt ja nicht von ungefähr und “linksfaschistoid” ist nun wirklich ein anti-linker Kampfbegriff, wie er im Buche steht. Was denn nun? Unpolitisch? Anti-links? Nach rechts offen? Oder wie?

    Mein Eindruck ist halt, dass es bei Hansa durchaus alle möglichen Fraktionen gibt, dass man mittlerweile aber nicht mal darauf hinweisen darf, dass es halt auch noch Nazi-Hools gibt. Nicht jeder, der St. Pauli aufs Maul hauen will, ist so einer, aber es ist umgekehrt auch nicht so, dass die gar nicht mehr da wären.

    6. Nirgendwo steht, dass Hansa irgendwas für das idiotische Nicht-Verhalten der St. Pauli Offiziellen kann, nirgendwo.

    7. Ja, ich kenne den Bericht dieser Inkognito-Bildfahrerin. Aber schon beim Rückspiel und auch aktuell läuft der Hase in der Bild genau anders herum.

    Über die Unterschiede in den Reaktionen beider Vereine hat der Übersteiger gestern eine “kleine” Zusammenstellung gebloggt:
    http://blog.uebersteiger.de/2009/11/05/rostock-nachtrag/

  27. Jean-Claude am 11.06.09 16:53

    @Paul:

    Siehe ausführliche Antwort an Exilhamburger, aber ich sage es gerne noch einmal: Von den pöhsen, pöhsen Nazi-Rostockern habe ich nichts geschrieben, nichts, absolut nichts, kein Wort.

    Deiner Meinung nach ist es aber offenbar so, dass man es jetzt noch nichtmal mehr erwähnen darf, dass es das gab, oder wie? Das ist dann Objektivität? Wenn man schreiben würde, bei Hansa ist alles so wie überall woanders auch? Wo werden denn sonst noch Rollifahrer attackiert? Hmmm…?!?

    Nein, ich bin durchaus bereit, zuzugestehen, dass es bei Hansa weißgott nicht nur Nazis gibt (genauso wie bei St. Pauli weißgott nicht nur Unschuldslämmer), aber einfach zu verschweigen, was da so abgeht, das hat mit Objektivität nichts zu tun.

    Und nein, die Strafe für Naki in dieser Höhe ist das Resultat einer medialen Hetzkampagne und er darf für den DFB den Sündenbock spielen, was nicht heißt, dass die Aktion nicht unsportlich war. Auch hier gerne nochmal: Letztes Jahr hat der FCH 3:0 gewonnen und wurde nicht von Naki “provoziert” und es gab sogar noch schlimmere Randale. Das Argument ist einfach Quatsch und das wissen wir alle.

  28. Der Übersteiger » Blog Archive » Rostock - Nachtrag III am 11.06.09 17:06

    […] ist einfach völlig überzogen. Zwei lesenswerte Artikel, die sich (u.a.) auch damit beschäftigen: Sportswire Ollis Tresen […]

  29. Paul am 11.06.09 17:31

    @Jean-Claude
    Du kannst erwähnen was du willst. Ich werde niemanden verbieten etwas zu erwähnen.
    Zugegeben wusste ich nicht, dass ein Rollstuhlfahrer angegriffen wurde,dass gehört für mich auch bestraft, aber ich bin halt der Meinung, dass die Strafe für Naki auf alle Fälle angemessen ist! Meine Gründe hast du ja bereits gelesen,deshalb geh ich auch nicht weiter darauf ein. Nur eins noch dazu:
    Wenn die von mir genannten Sachen nicht für eine Strafe reichen, dann versteh ich die Welt nicht mehr.
    Aber zum Glück handelt der DFB mal ausnahmsweise gerecht und trifft hier mal eine richtige Entscheidung. Wenn es nach dir ginge, würde er wohl freigesprochen werden, womit man allerdings ein völig falschen Zeichen setzen würde.
    Außerdem hab ich nicht behauptet, dass bei Hansa ALLES so ist,wie auch woanders. Ich meinte hierbei die Thematik von rassistischen Aüßerungen! Das das sicher nicht o.k. ist, ist klar. Aber auf der anderen Seite wird so etwas hauptsächlich den Rostockern nachgesagt und in der Presse wird so etwas niergendwo so hochgespielt wie bei Rostockern.
    Ich habe dann noch eine Frage an dich:
    Was soll denn mit den Rostockern passieren, die im Stadion auffällig geworden sind? Sollen sie SV oder ne Geldstrafe bekommen?
    Sicherlich sind solche Spruchbänder nicht gerade in Ordnung, aber das ist in meinen Augen kein Grund jemanden zu verurteilen! Die St. Pauli Fans haben letztes Jahr ein ähnliches Banner (”Wie spielt es sich für Rassisten?” oder so ähnlich) hochgehalten. Dieses wurde meines Wissens nach auch nicht bestraft.

  30. Robert Jezorke am 11.06.09 19:27

    Oje, wann gesteht sich die Pauli-Szene auch mal eigene Fehler ein?? NIE!!
    Naki wurde sicher nicht als Kanacke beschimpft, das halte ich für eine glatte Lüge. Man wollte die Kohlen noch aus dem Feuer holen bevor es zu spät ist. Direkt nach dem Spiel sagte Naki NICHTS über angebliche rassistische Beschimpfungen (“Gruß an die Hansafans”). In der Kabine wurde dann der Schlachtplan ausgetüftelt. Und siehe da, er hat scheinbar funktioniert (beim achso “kritischen” Pauli-Publikum).

    Bitte liebe Paulianer, tut mir ein Gefallen und lasst das Rumgeheule nach. Es ist einfach nur noch nervig. Richtig wäre es gewesen, nach so einem Spiel den Rand zu halten und die 3 Punkte zu genießen. Aber darum geht es euch wahrscheinlich garnicht.

    Gruß
    Robert

    PS: weder politisch links noch rechts eingestellt…. muss man ja hier erwähnen.

  31. Johnny am 11.06.09 23:15

    @Jean-Claude

    Zu deinem 5.Punkt und dem “linksfaschistoide Hygienemuffel” Banner. Das war eine Antwort auf das “Wie spielt es sich für Rassisten?” Banner in St.Pauli im März. Hauptsächlich St.Pauli bringt ja immer wieder Politik ins Spiel, diesmal mit Jürgen Rieger.

  32. dg am 11.07.09 00:04

    Ich glaube, das Problem ist, es gibt immer noch zweierlei Entwicklungen. Selbst 20 Jahre nach 1989 sind die Ostdeutschen einfach anders sozialisiert.

    Damit meine ich vor allem das Denken und seine erste, offensichtlichste Offenbarung, die Sprache. Das ist keine Entschuldigung und darf auch keine sein, ist aber Fakt. Und genau hier müssen eben auch Suptras und Fanszene HRO anfangen, wenn sie wirklich als unpolitisch oder gar einen Schritt weiter weg von ihrem Image begriffen werden wollen. Da muss man schon mal anfangen Begriffe wie “Fidschi” oder “schwule Sau” zu verbannen, wenn man ernst genommen werden und eben keinen Anlass dazu geben will, immer wieder den gleichen Stempel aufgedrückt zu bekommen.

    Leider hat die ostdeutsche Gesellschaft in den 90er Jahren vor solchen Sachen kapituliert und nicht rechtzeitig entgegengewirkt. Jetzt dauert das bestimmt noch mal mindestens 15 Jahre.

    Bitte aber, liebe Rostocker, gebt nicht auf, sondern verfolgt Eure guten Ansätze.

  33. Nils am 11.07.09 01:52

    So Leute möchte nur was Sagen zum Pyro im Pauli Block!!!!

    1.Es wahren keine Sicherheitskräfte im Gästblock!!!
    2.Man kann genau erkennen das nicht nur Bengalos sondern auch La Bombas auf die Rostocker geschmissen wurden!!!
    3.Die Pauli Fans haben zu diesem Zeitpunkt Provoziert ohne ende und das nicht nur durch Pyrotechnik!!!

    So das wars auch schon!!!

    p.s. war selber im Stadion , wer von euch auch????

  34. Jean-Claude am 11.07.09 12:58

    @Paul:
    Ich bin sicherlich der letzte, der Stadionverbote für Spruchbänder fordert. Ich finde lediglich, St. Pauli als Verein hätte Naiks Geste öffentlich etwas mehr kontextualisieren können/müssen. Und der DFB? Nun ja, wenn es die nicht interessiert, wenn schwerste Unfälle mit Gummipuppen nachgestellt werden und man das abfeiert, dann können sie ihren so genannten Kampf gegen Menschenverachtung im Stadion halt vergessen. Punkt.

    @Robert Jezorke:
    Ich bin zwar nicht die “St. Pauli Szene”, aber Dein Kommentar ist einfach völliger Quatsch. Dass die Parole in Rostock “Schnauze halten und weitermachen” heißt, steht auch schon in meinem Artikel, aber danke, dass Du das nochmal explizit empfiehlst.

    Auch bereits in dem Artikel ist dagegen eine Stellungnahme des St. Pauli Fanladens verlinkt, die äußerst kritisch mit dem Geschehen ins Gericht geht. Im St Pauli Forum sind 80 Seiten zum Teil heftigste Kritik. Alle offiziellen Organe des Vereins und der “Szene” haben sich massiv kritisch zu der Scheiße in Rostock positioniert. Wenn Du das “Rumgeheule” nennst, bitte, aber im Vergleich zu Rostock ist das der Unterschied (siehe Übersteiger-Link oben).

    @Nils:
    Kein Widerspruch. Die “Plexiglasfraktion” von St. Pauli bestand aus absoluten Hools, no doubt about it.

  35. Jean-Claude am 11.07.09 13:05

    @Johnny:
    Das ist mir klar. Nur hat man sich leider explitzit dafür entschieden, das politisch zu kontern, statt beispielsweise mit “Wie spielt es sich für doppelmoralische Besserwessi-Yuppies?” Ich finde, die Antwort ist leider nicht gerade glücklich gewählt, wenn man sich “unpolitisch” aufstellen will. Das ist halt klassiche anti-linke Rehtorik und nicht “unpolitisch”. Das haben auch die kritischeren Teile der “Rostocker Szene” bemerkt:
    http://de.indymedia.org/2009/11/264772.shtml

    http://ericcantona.blogsport.de/2009/11/03/rostock-vs-stpauli-0910-part3/

    http://amispecial.wordpress.com/2009/11/03/jenseits-von-gut-und-bose-oder-sie-kriegen-drei-minuten-dann-sind-sie-weg/

  36. Exilhamburger am 11.07.09 18:30

    hier auch nochma eine rostocker stellungnahme

    http://www.fc-hansa.de/index.php?id=154&oid=10069

    der vollständigkeit halber.
    wenn zeit da ist antworte ich dir auch nochmal ausführlicher, bin grad nur sehr beschäftigt, gruß

  37. scooter am 11.09.09 04:57

    @ jean claude
    Zum ersten es gab etliche stadionverbote für letzte jahr das kann st du mir glauben.
    Zum zweiten es gab KEINEN übergriff auf einen Rollstuhlfahrer und das weiss ich genau da ein bekannter von mir Pflegedienst macht und genau daneben stand neben diesen Herrn Doktor……
    Also finde ich es eine frecheit von ihm zu schreiben er wurde angegriffen von Leuten mit GLATZE und SPRINGERSTIEFFELN. (womit mann überhaupt nicht ins Stadion kommt???????!!!!!)
    Es ist mal wieder scheisse gelaufen aber was hat mann den anderes erwartet???? Ist doch jedesmal die gleiche scheisse die da abgeht.

  38. MisterAltravita am 11.09.09 10:20

    Man kommt mit Glatze und Springerstiefeln nicht ins Rostocker Stadion?

  39. Blog für den kritischen Fußballfreund | direkter-freistoss.de » Wer emotional reagiert, ist nicht manisch aggressiv am 11.13.09 17:22

    […] Geste gewünscht, aber das ist nebensächlich). Dass der Fußballbetrieb – aufgehetzt von den Jagd- und Schäferhunden des Sportjournalismus – so etwas mit absurden Sanktionen bestraft, ist das Problem. Im übrigen sind es ja genau […]

  40. Mac am 11.18.09 14:23

    Der Rollifahrer wird froh sein können, dass gegen ihn keine rechtlichen Schritte eingeleitet werden.

    http://www.fc-hansa.de/index.php?id=154&oid=10173

  41. acab am 01.22.10 01:20

    man man man…die gutmenschen vom millerntor…habt ihr ueberhaupt nenplan was ihr von euch gebt

  42. Rostock – Nachtrag III | Der Übersteiger am 04.15.11 20:40

    […] ist einfach völlig überzogen. Zwei lesenswerte Artikel, die sich (u.a.) auch damit beschäftigen: Sportswire Ollis Tresen […]

  43. Rostock – Nachtrag III | Der Übersteiger-Blog am 04.29.11 13:38

    […] ist einfach völlig überzogen. Zwei lesenswerte Artikel, die sich (u.a.) auch damit beschäftigen: Sportswire Ollis Tresen […]

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