Die hochgelobte Einkaufspolitik von Werder Bremen hat ihre Ausnahmen. Still und heimlich ist der Rekordeinkauf Carlos Alberto jetzt in der zweiten Liga gelandet. In Brasilien.

Zu Beginn der letzten Saison rüstete Werder Bremen im Mittelfeld scheinbar mächtig auf. Für geschätzte 7,8 Millionen Euro wurde der brasilianische Mittelfeldspieler Carlos Alberto verpflichtet. Mit dem FC Porto hatte er 2004 schon die Champions League und den Weltpokal gewonnen, man versprach sich viel von ihm. Doch nichts davon hielt er. Mit immer neuen Spekulationen über Krankheiten und Verletzungen wurde nach Entschuldigungen dafür gesucht, dass Alberto kaum spielte. Derweil vertrieb er sich die Zeit im Bremer Nachtleben, das offenbar besser sein muss als sein Ruf. So erzählt man sich, dass er in einer Nacht, nach der er sich krank meldete, an einer Tankstelle beim Bierkauf gesichtet worden war. Ein anderes Mal wurde er vor einer Diskothek gesichtet, wo er sich mit mehreren Frauen im Auto vergnügt haben soll. Unrühmlicher Höhepunkt der Geschichten um den Exnationalspieler ist eine Anzeige wegen einer Vergewaltigung, die bei einer Feier bei ihm zu Hause ohne seine Beteiligung stattgefunden haben soll.

Das würde alles weniger interessieren, wären seine sportlichen Leistungen denn irgendwo im messbaren Bereich angelangt. Stattdessen fiel er beim Training besonders dadurch auf, dass Boubacar Sanogo ihm nach einem Foul einmal beherzt ins Gesicht schlug. Und wer ihn bei einem seiner wenigen Einsätze beobachten konnte, wunderte sich über einen etwas unkoordiniert und orientierungslos herumlaufenden Dicken, der so gar nicht ins Bremer Spiel passte.

Schließlich schickte Werder ihn zurück nach Brasilien, er wurde an den brasilianischen Meister Sao Paulo verliehen. Angeblich mit der Absicht, ihn irgendwann zurückzuholen, wahrscheinlich eher mit der Hoffnung, er möge seinen Marktwert dort wieder so weit steigern, dass man ihn wieder verkaufen könnte und mit überschaubarem Verlust wieder aus der Sache rauskäme. Auch das klappte nicht. Wegen Undiszipliniertheiten flog er aus dem Kader, wurde dann an Botafogo verliehen, wo es gar nicht so schlecht lief, bis er wegen ausstehender Gehaltszahlungen den Vertrag auflöste. Wieviel von seinem Gehalt immer noch Werder zahlt, ist unklar.

Jetzt ist Carlos Alberto noch eine Stufe tiefer gesunken. Statt im europäischen Spitzenfußball für Furore zu sorgen, wie es sich Werder erhofft hatte, spielt er ab jetzt in der zweiten Liga in Brasilien. Beim gerade abgestiegenen Verein CR Vasco da Gama hat er eine neue Anstellung gefunden. Wieviel Wertschätzung man ihm in Brasilien noch entgegen bringt, lässt sich daran ablesen. Denn teuer dürfte er schon lange nicht mehr sein, zumal Werder vermutlich alles tun würde, um ihn von den Trainingsplätzen an der Weser fernzuhalten. Da auch die Gehälter in der brasilianischen zweiten Liga weit weg von dem sind, was in seinem Vertrag bei Werder steht, wird er einer Vertragsauflösung mit Werder zugunsten eines Vereins in der Klasse, in die Carlos Alberto nun gehört, auch niemals zustimmen, ohne eine fette Abfindung auszumachen.

Sein Vertrag bei Werder Bremen geht noch bis 2009. Dort ist der lebensunfähige Brasilianer wahrscheinlich längst nur noch in einer Kostenkalkulation präsent, in der alle sechs Monate neu ausgerechnet wird, wie er den Verein am wenigsten Geld kostet.

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