„Ich war nicht mehr für alle greifbar. Die Hierarchie wurde sichtbarer. Das war für alle gut. Ich konnte nicht länger immer nur der ‚good guy’ sein,“ sagte Klinsmann dem ZEIT-Magazin.

Der Trainer des FC Bayern München, Jürgen Klinsmann, hat im Laufe der Vorrunde seinen Umgang mit der Mannschaft erheblich korrigiert: „Wir haben äußere Zeichen gesetzt. So gab es im Trainingszentrum in den ersten Wochen, gewissermaßen als Symbol für den Prozess des Sich-aneinander-Gewöhnens, ein offenes Trainerbüro, ohne verschlossene Türen. Jeder hatte Zutritt, jeder wusste immer, wer da war.”
Als zwischenzeitlich die Erfolge ausblieben, habe er sich ein Einzelbüro einrichten lassen, in das er sich zurückziehen konnte: „Ich war nicht mehr für alle greifbar. Die Hierarchie wurde sichtbarer. Das war für alle gut. Ich konnte nicht länger immer nur der ‚good guy’ sein,“ sagte Klinsmann dem ZEIT-Magazin. Außerdem habe er die Spieler „sehr deutlich darauf hingewiesen, dass jeder zunächst einmal seine Pflicht hat, seine persönlichen Interessen hintan zu stellen“.

Zu Beginn der Saison habe man „jungen Spielern wie Breno, Sosa oder Toni Kroos bewusst die Chance“ gegeben, Erfahrungen zu sammeln. Nach den drei erfolglosen Spielen in Serie gegen Hannover, Bremen und Bochum, habe er, in Abstimmung mit der Vereinsführung diesen Plan kurzfristig geändert: „Als der Erfolg ausblieb, haben wir die Entwicklung neuer Talente erst einmal zurückgestellt und uns aufs Gewinnen konzentriert.“
Inzwischen sei man wieder „voll im Plan“.

Klinsmann sprach auch über seine persönlichen Entwicklungen und Erfahrungen in den ersten Monaten als Vereinstrainer. Es habe „natürlich“ auch Momente echter Schwäche gegeben. In den meisten Situationen dürfe man aber als Trainer „diese Schwäche nicht zeigen“.
Oft kenne er die Gründe, warum Dinge schief liefen und würde das „nur zu gern auch öffentlich ansprechen“.
Er wisse aber inzwischen, „dass Ehrlichkeit oft zu Schwäche gemacht wird, vor allem, weil ja die Öffentlichkeit oft nicht an Ehrlichkeit, sondern an Geschichten interessiert ist, die dann über Wochen als Thema weitergedreht werden können“.
Das sei ein legitimes Interesse, „aber ich will es nicht bedienen“, sagte Klinsmann.
Er habe jedoch auch gute Erfahrungen mit der Presse gesammelt: „Die Medien haben gemerkt, dass sie alles bekommen, was sie brauchen, ich aber im Gegenzug den Schutz der Privatsphäre in Anspruch nehme. Wenn es nicht so wäre, das wissen alle, würde ich sofort einen Schnitt machen, dann würde der Informationsfluss auf das Notwendigste reduziert. Aber das steht nicht an, wir werden in Ruhe gelassen.“

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