Liest man sich die Kommentar- und Meinungsspalten der einschlägigen Online-Medien durch, so steht Eines fest: Heute ist der Tag, den dem der deutsche Durchschnittsbürger eine Erhöhung der Kraftstoffpreise mit einer Intensität herbeisehnt, die er sonst nur fürs Deutsche Fahnen-Schwenken aufbringt. Und nur, um Türkei-Fans das Feiern zu vermiesen.

Ein Preis von mindestens fünf Euro reicht dabei nicht, gewünscht werden 10, ach was, 100, Quatsch, 1000 Euro für den Liter Benzin, und das alles nur, damit Türkei-Fans bei einem möglichen Sieg ihrer Mannschaft „ordentlich bluten müssen“, wie es ein Leserbriefschreiber ausdrückte.

Autokorsos nur für Deutsche

Türkische Freudenausbrüche machen dem deutschen Nachbarn nämlich vor allem schlechte Laune. Dieser deutsche Normalnachbar setzt sich nach einem Sieg der Löw-Elf zwar zur Not auch noch mit über 0,8 Promille hinters Steuer, um zusammen mit den anderen Deutschlandfans laut hupend durch seine jeweilige Innenstadt zu fahren, aber aus irgendwelchen Gründen darf das eben nur, wer dabei „Deutschland““ ruft.

Schafft drei,vier, viele Autokorso…

Diese irgendwelchen Gründe, wie sie sich in derzeit in den Foren und Kommenarspalten darstellen, bestehen grob gesagt darin, dass „der Türke“ beim Autokorso kostbare Energieressourcen verschleudert. Die Vorstellung, dass das Benzinvorkommen eines Tages genau deswegen und noch dazu in dem Moment alle sein könnte, wenn mal wieder eine deutsche Jubelfahrt ansteht, macht den gemeinen Deutschland-Fan sehr böse. Aber nicht nur das: Weitere Vorwürfe gegen türkische Freude bestehen darin, dass sie laut ist und damit die Ruhe und noch dazu durch Abgase das empfindliche Gleichgewicht unseres Planeten stört.

Das ist alles so dämlich, dass nur auf Eines zu hoffen bleibt: Auf einen deutlichen Sieg der Türkei. Türkiye!

Kommentare

1 Kommentar zu “Wer hupen darf, bestimme ich…”

  1. SP FEUILLETON am 06.23.08 23:26

    Mies gemacht (V)…

    Lieber Günter Netzer! Im Zeitalter von Lean-Production und Outsourcing hat es selbst der Exportweltmeister nicht immer leicht, sein „Made in Germany“ an die Kundschaft zu bringen. Da ist der Rückgriff auf, sagen wir mal, Bewährtes und …

blogoscoop