Bill Bufords 1992 erschienenes Buch „Amon Thugs“ – deutsch: „Geil auf Gewalt“ schilderte die Erlebnisse des Autors während zahlreicher Heimspiele und Auswärtsfahrten mit den damals gefürchteten britischen Hooligans sowie die Verstrickungen der Szene mit der rechtsradikalen National Front.
Die neorealistischen Schilderungen eines Außenstehenden wurde zum literarischen Erfolg – Bill Buford vermied es allerdings, fortan als Experte für Fußball-Gewalt in Talkshows herumzusitzen.

Nach Hooligans nun Küche – der in Baton Rouge, Louisiana, geborene Bill Buford, unter anderem Europakorrespondent des Magazins “New Yorker”, geht immer noch bevorzugt dahin, wo´s wehtut.
Nun hat er ein Buch über seine Erlebnisse als Aushilfe im Sternerestaurant Babbo geschrieben: „Hitze: Abenteuer eines Amateurs als Küchensklave, Sous-Chef, Pastamacher und Metzgerlehrling“

[aartikel]3446171606:right[/aartikel]In Ihrem Buch „Geil auf Gewalt“ (engl.: Among Thugs) beschrieben Sie die Ernährungsgewohnheiten britischer Hooligans in drastischen Worten. Ist dies nun die einzige Gemeinsamkeit zwischen den Protagonisten dieses Buches und Ihres neuen Werkes, „Heat“ – sie essen? Oder gibt es gar keine, und Sie schreiben nur einfach über jedes Thema, das sie interessiert?

Bill Buford: Nein, obwohl, es gibt dort keine offenkundige Verbindung, und, ja, es sieht so aus als ob meine Interessen unbeständig und vielleicht willkürlich sind, anscheinen ohne Logik. Hmm… Eigentlich könnte man dasselbe über mein Leben sagen

Haben Sie immer noch Kontakt zu einigen der Hooligans, und wenn ja, was sagten die dazu, dass Sie nun übers Kochen schreiben?

Ich bin tatsächlich mit einigen der Jungs in losem Kontakt geblieben, und vielleicht habe ich demnächst mal wieder die Gelegenheit über einen von ihnen zu schreiben (ihre Leben sind allerdings in der Tat äußerst langweilig). Vor rund einem Jahr erwähnte ich übrigens tatsächlich im Gespräch mit einem, dass ich nun Metzger in Italien geworden sei, und er antwortete: „ Du hast was getan? Bei den verfickten Spaghettifressern?“
Nein, man kann wirklich nicht sagen, dass Essen zu ihren vorrangigsten Interessensgebieten gehört.

[aartikel]3446230122:left[/aartikel]Wieviel Gewicht haben Sie während Ihres Jahres als Küchenhilfe verloren bzw zugenommen?

An der Pasta-Station war es ein Kilo, das ich durchschnittlich pro Tag verloren habe. Später habe ich das wieder wettgemacht, da habe ich dann im Schnitt in jeder Woche ein Kilo zugenommen.

Waren Sie überrascht, wie hart die Arbeit in der Küche war?

Nein, eigentlich geht ja jeder davon aus, dass das keine leichte Arbeit ist, mich hat eher überrascht, dass ich es schaffte, mitzuhalten.

Normalerweise macht man nach der Arbeit zur Entspannung etwas ganz anderes als im Job – aber Menschen müssen nun einmal essen, um zu überleben, wie relaxt man nach der Arbeit in einer Küche?

Die meisten leute, die in einer Küche arbeiten, essen niemals zu Hause, und wenn, dann höchstens die Pizza, die vom Bringdienst gebracht wird.

Anthony Bourdain beschreibt in seinen Büchern die Küche als eine Art Kriegsgebiet. Hatten Sie keine Angst vor all dem kochenden Wasser, dem heißen Öl, den scharfen Messern, dem glitschigen Fußboden?

Ja, sie hat was von einem Kriegsgebiet, und ich stellte sehr schnell fest, dass ich genau das liebe. Aber noch ist Zeit: Ich habe immer noch die Chance, Kriegsberichterstatter zu werden.

Sie stürzen sich kopfüber in Ihre Projekte, sowohl damals, als sie mit britischen Hooligans unterwegs waren, wie auch jetzt, als Sie Küchenhelfer wurden. Hat Ihre Arbeit nicht ein bisschen was von Gonzo-Journalismus? Hat Hunter S. Thompson Sie beeinflusst?

Nicht speziell, aber es steht außer Frage, dass ich ein Bewunderer dessen bin, was viele dieser neuen Journalisten zu tun versuchen: Raus in die Welt gehen und Geschichten finden, feststellend, dass die beste Story oft die ist, die mit Deiner persönlichen Geschichte verknüpft ist.

Das Interview wurde ursprünglich für die Wochenzeitung “Jungle World” geführt.

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