Wenn der Fan zum Autor wird, ist das Resultat vorhersehbar. Deswegen läßt man in kaum einer Zeitung beispielsweise den Vorsitzenden vom Verona-Pooth-Fanclub über Verona Pooth schreiben. Oder gar über die Vorwürfe gegen ihren Ehemann.
Im Sport ist das jedoch ganz anders – und unglücklicherweise haben sich sogar die internationalen Funktionäre ans kritiklose Berichterstatten gewöhnt.

Nichts soll die heimelige Idylle des Sports stören, über Machtmissbrauch der Funktionäre, verschobene Spiele, bestechliche Punktrichter wird am liebsten überhaupt nicht berichtet. Die in »Korruption im Sport« gesammelten Sportskandale werden entsprechend viele Leser wundern, die dort zum ersten Mal auf Begriffe wie »Skategate« stoßen werden oder vom Ausmaß der Fußballkorruption in Brasilien noch nie gehört haben. Was stört, wird schließlich ausgeblendet.

Wagt es jemand, sich trotzdem kritisch mit gewissen Vorgängen zu befassen, reagieren die Angegriffenen oft so unverhohlen, wie man es nur tun kann, wenn man sich seiner Sache ganz sicher ist und weiß, dass man mit allem durchkommt.
Der dänische Publizist Jens Senjer Andersen berichtet in seinem Beitrag von einem gruseligen Vorfall während der Konferenz »Play the game« in Kopenhagen.
Einem deutschen Journalisten, Mitautor eines kritischen Buchs über die Machenschaften des internationalen Fußballverbandes Fifa, hatte jemand einen kleinen Gruß auf die Rückseite seines Teilnehmerausweises geklebt. »We are watching you«, stand dort zu lesen.
Die Veranstalter entdeckten den Zettel, bevor der Reporter seine Unterlagen in Empfang nehmen konnte.

»Die internationale Welt des Sports«, so Andersen, habe eben »ein, milde gesagt, gespanntes Verhältnis zur Meinungsfreiheit und offenen Diskussion«.

Das kann auch der englische Journalist Andrew Jennings bestätigen. Er hatte 1992 in seinem Buch »Lords of the Rings« die erste Enthüllungsstory über die Macht der olympischen Funk­tionäre vorgelegt und wurde vom IOC prompt mit einem Akkreditierungsverbot für Olympische Spiele bestraft.
Der auch vom Weltfußballverband Fifa zur Persona non grata erklärte Journalist versucht, in seinem Buchbeitrag zu klären, wohin der investigative Journalismus verschwunden ist.

»Die eifrigsten Partygänger«, berichtet er über seine Kollegen, »glücklich darüber, dass ihre Bücher durch ein Lob von Juan Antonio Samaranch mit höchsten Weihen versehen werden, genießen die kostenlosen Reisen durch die Welt und sammeln manchmal sogar Autogramme der Stars. (…) Ich dagegen sage: Journalisten und Akademiker sollten niemals Gäste der Mächtigen sein. Wir dürfen uns nicht um ihre Einladungen reißen. Wir Reporter sollten niemals vergessen, wer wir sind. Wir sind entweder aufrichtige Informations-Broker, oder wir sind zu weniger als nichts nutze.

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