Tickernde Langeweile

von Elke Wittich

Sportereignis? Liveticker!
So ungefähr lautet die automatische Lösung in den meisten Internet-Redaktionen, wenn es darum geht, wie ein großes Event dargestellt werden soll.
Dabei sind Live-Ticker einfach nur öde.


9. Minute Schöner Pass von X auf Y, Y allerdings vertändelt frei vor Keeper Z den Ball.

So sieht es aus, wenn Sportredaktionen tickern, und das Schlimme ist: So sieht es überall aus. Ganz so, als habe es nicht zwischenzeitlich eine ganze Menge technischer Weiterentwicklungen gegeben, die dem User das Radiohören oder Fernsehgucken im Internet erlauben, wird penetrant weiter davon ausgegangen, dass jemand, der am Rechner statt vor´m TV sitzt, auf das Getickerte als einzige Informationsquelle angewiesen ist.

Gut, manchmal ist dies auch wirklich der Fall, zum Beispiel dann, wenn hartherzige Arbeitgeber stur darauf beharren, dass Radiohören verboten ist.

Und vielleicht gibt es auch wirklich Menschen, die einfach nur auf einen Blick feststellen wollen, was da in der 9. Minute passiert ist und sich anschließend mit einem “War ja klar, dieser Y kann ja mal gar nix” wieder ihrem Job zuwenden.

Empfehlung: Der Guardian-EM-Ticker

Wer allerdings Ticker öde findet und gleichwohl nicht auf die Minute by Minute-Infos verzichten möchte, englisch kann und vielleicht sogar noch einen gewissen Unterhaltungsanspruch hat, der sollte die EM auf der Seite des britischen Guardians verfolgen.

Die beiden Ticker-Schreiber Gregg Roughley und Paolo Bandini beschreiben nicht nur, wer in der 9. Minute usw, sondern verfassen äußerst kompetent-witzige Vorberichte (inklusive der jeweiligen Vorab-Entschuldigung für eventuelle Vertipper wie eine neue Tastatur) und reagieren während der Spiele auf Leser-E-mails.
Zwei aktuelle Beispiele für diese äußerst gelungene Live-Tippereie gibt es hier und hier
zu lesen.

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