So, so, liebe Badische Zeitung, „ideologisch gestählte Gesinnungsgenossen“ werden also heute aus Hamburg anreisen, um den Freiburger Fans anlässlich des Heimspiels gegen St. Pauli mal zu zeigen, was ’ne Protestharke ist. So stellt sich das jedenfalls Michael Dörfler (sic!) im Breisgauer 50er-Jahre-Sprech vor, wenn er über geplante Fanaktionen gegen Montag-Abend-Spiele und familienfeindliche Anstoßzeiten „berichtet“.

Wobei Berichterstattung hier eine sehr spezielle Interpretation erfährt, denn ein mit Meinungsäußerungen gespickter Artikel, der daherkommt, als hätten ihn die Marketingabteilungen von DFL und DSF gemeinsam formuliert und der Badischen Zeitung in die Tastatur diktiert, kann wohl kaum noch als der sachliche, neutrale und objektive Versuch gewertet werden, die Realität abzubilden.

Dass die Badische Zeitung die Marktmechanismen, die dazu führen, dass eine Fußball-Mannschaft einen „Offenen Brief“ an die Fans formuliert („Wortgewandtheit is my middle name“, sagte Kapitän Heiko Butscher (sic!) und griff zur Feder statt zur Blutgrätsche), in dem darum gebeten wird, nicht gegen die kommerzielle Vermarktung durch einen Fernsehsender und die damit verbundenen Anstoßzeiten zu protestieren, nicht durchschauen kann oder will, nehmen wir gelassen zur Kenntnis.

Mehr als peinlich wird es aber, wenn nämlicher Redakteur an anderer Stelle beklagt, dass der Radsport „zutiefst vom Kommerz geprägt ist“ und nämliche Zeitung einen SC-Freiburg-Blog betreibt, für dessen Frontbanner genau jene Ultràs herhalten müssen, die sich laut Dörfler „sowieso mehr an ihrer eigenen Inszenierungen ergötzen als an den Geschehen auf dem Rasen“ (Grammatik im Original) und deren „Hauptmotivation“ ohnehin nur im „Aufsehen erregen“ bestehe.

„Aufsehen erregen“ war schon immer des deutschen Spießers schlimmster Alptraum und deswegen, liebe Freiburger Fans: Folgt den Herren von der Vereinsführung, Eurem Trainer Robin Dutt und der Badischen Zeitung husch, husch ins Körbchen und spielt brav die Stimmungsclowns für deren Blödel-Vermarktung. Alles andere könnte ja nach Fankultur, Meinungsäußerung und Kontroverse aussehen – und damit nach Ruhestörung!

Kommentare

3 Kommentare zu “Freiburg vs St. Pauli: Stimmungs-Clowns für Blödelvermarktung”

  1. mkorsakov am 11.10.08 19:35

    In selbigem Blog gibt’s zum Fanprotest ‘ne Abstimmung, deren derzeitiger Stand den Blogbetreibern sicher nicht schmecken wird.

  2. Zweite Woche… « Moppelkotze::Blog am 11.10.08 20:03

    […] und meinen FC mit einem leckeren Astra anfeuern! Apropos Freiburg… diesen Satz hier aus dem Sportwire-Blog  möchte ich euch nicht vorenthalten, passt […]

  3. Patrick G am 11.12.08 16:18

    Glücklicherweise waren die Freiburger Fans längst nicht so doof, wie BZ und Dutt es wohl gerne hätten.

    Am schönsten war der Schrei nach Liebe des Stadionsprechers um die zehnte Minute herum: “Liebe Fans, der Verein bittet Euch die Mannschaft zu unterstützen” (sinngemäß). Devoter gehts dann ja nicht mehr, sogar Dörfler himself übte in der BZ vorsichtige Kritik und merkte an, dass diese Unmutsbekundung per Lautsprecher vielleicht ungeschickt sei. Das riecht aber nach krassem Ärger, diese ewigen Nörgler von der Presse!

    Sonst müssen sich die Freiburger aber auch nicht wundern, wenn keine Stimmung im Auswärtsblock aufkommt, keine Doppelhalter erlaubt, Megafone sowieso nicht, alkoholfreies Radler an einem Stand für 2000 Leute sowie Musik, bei der man leicht in eine Art Schockzustand versetzt wird. Und damit meine ich noch nicht einmal das Badner-Lied:

    “Das schönste Land in Deutschlands Gauen,
    das ist mein Badnerland,
    es ist so herrlich anzuschauen,
    und ruht in Gottes Hand.”

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