Ein bißchen spät kommt der Test dieses Jahr, um noch eine Hilfe bei der Kaufentscheidung zu sein. Also sagt Ihnen dieser Bundesligasonderheftetest wenigstens wie es denn ist, das Heft, daß da in ihrem Wohnzimmer, auf dem Klo, neben dem Bett oder bereits im Altpapier liegt.
Sie kaufen ja sowieso, was sie wollen…schliesslich lesen Sie Sportswire und können eigene Meinung.

Beginnen wir in Zeiten der Wirtschaftskrise mal mit der Preisentwicklung der Hefte:

11 Freunde

2009    4,90 €    194 Seiten    Saisonplaner
2008    4,50 €    194 Seiten    Saisonplaner

Kicker

2009    5,50 €    250 Seiten    Stecktabelle
2008    5,50 €    250 Seiten    Stecktabelle

SportBild

2009    4,90 €    244 Seiten    ———
2008    4,90 €    244 Seiten    DVD

Soviel verändert sich, alles dreht sich, die Seitenzahlen der Bundesligasonderhefte bleiben gleich.
Die Preise beim Kicker und der SportBild sind auch dieselben geblieben, immerhin haben die 11 Freunde den Preis um 9% gesteigert und die SportBild hat dafür einfach die DVD gestrichen, weil die ja wahrscheinlich sowieso niemand vermisst und sich so eine Preiserhöhung prima verstecken lässt, so den Leser eine solche überhaupt interessiert, wo immerhin ein Jahr seit dem letzten Erscheinen verstrichen ist.

Mit welchem Bundesligasonderheft gehen wir also durch die nächste Saison bzw. werden wir mit unserem bereits getätigten Kauf zufrieden sein, muß Papier nachverpflichtet werden, wie lang ist eigentlich noch die Sonderhefttransferphase?

Dieser Artikel kann bestenfalls ein Update sein zu dem grossen Test des letzten Jahres, zu wenig hat sich geändert. Zu unverändert sind Kicker und SportBild. Gedanken über die Kicker-Stecktabelle wie über das Unwohlsein beim Kaufen eines “Bild”-Produktes habe ich schon vor einem Jahr beschrieben und daran hat sich nichts geändert.
Geändert hat sich das Sonderheft der 11 Freunde, dazu aber im dritten Teil und die kleine Vorschau, daß man sich wirklich nicht über jede Reform freuen muß.
Das Wort war früher bekanntlich durchaus positiv besetzt, hat laut Erhebungen in den letzten Jahren aber etwas im Ansehen gelitten.

1. SportBild

Was ist überhaupt erwähnenswert?
“Der Teamcheck” mit Lothar Matthäus gleich zu Beginn:
Es gibt nicht einen Grund das zu lesen. Das ist nicht die erste Hälfte eines Wortspieles, wo sich “…es gibt zwei oder drei Gründe!” anschliesst. Es gibt wirklich nicht einen einzigen Grund, das zu lesen. Jetzt ist ein Lothar Matthäus immerhin soweit rehabilitiert, daß ihn jüngst sogar Uli Hoeness einen echten “Fachmann” nannte, was seine frühere Äusserung über die mangelnden Voraussetzungen eines Lothar Matthäus überhaupt Greenkeeper bei den Bayern werden zu können relativierte. Vielleicht lassen auch die bisherigen Zeiträume in denen ein Lothar Matthäus jeweils Trainer am selben Ort war darauf schliessen, wie hektisch jedes Projekt bearbeitert und abgeschlossen wird incl. dieses Artikels, jedenfalls ist ein…er wenigstens seinem Stil treu geblieben. Eine Meinung wird innerhalb eines Satzes bis zur Unkenntlichkeit verdreht und innerhalb eines weiteren ad Absurdum geführt:

“Thimothée Atouba sehe ich als einen der stärksten Linksverteidiger in Europa, für den HSV ist er aber nicht gut genug. […] Nach jetzigem Stand ist Platz eins bis fünf für den HSV illusorisch.”
Da kann man lange drüber nachdenken.

Über die von Dortmund neu verpflichteten Spieler urteilt Matthäus, der offensichtlich auch mitten ins Herz sehen kann:
“Das sind alles charakterlich saubere Spieler, die nach Dortmund passen.”
Dortmund ist nun einmal die Bastion des Guten und charakterlich Sauberen.

“Bei Schalke zeigt der Weg nach oben.”, wer auch immer mal irgendwann einen Weg irgendwo hat hinzeigen sehen, manche sollen sogar irgendwohin führen.

Jedenfalls gibt es einen grossen bunten Sack ebenso wirrer wie überflüssiger Analysen, bei denen die Antwort auf die Frage “Was hat er jetzt eigentlich gesagt?” immer irgendwie schwerfällt.

Parallel erklärt zu jedem Verein ein Spieler, warum man dieses Jahr Meister wird oder etwas anderes.
Dabei ist interessant, an wen sich der Spieler anbiedert, in vorauseilender Folgsamkeit an den neuen Trainer, an die bestehende Vereinsfühurng durch ein Lob für die guten und planvollen Verstärkungen oder an die Fans unter den Lesern, denen er den totalen Einsatz und Konzentration auf jedes einzelne Spiel verspricht.
Jedenfalls sind die Analysen bzw. Versprechen der Spieler mehr eine Grußadresse als fundierte Prognose.

Am unteren Seitenrand begleitet den sozusagen übervereinlichen Teil eine durchlaufende Rangliste aller 46 bisherigen Bundesligasaisons. Wie man in der Rückschau noch ermessen können soll, ob die Saison 1965/66 wirklich besser war als 1983/84, das weiß ich nicht, aber Bild-Redakteure waren schliesslich schon immer ein bißchen mehr im Besitz der Wahrheit als alle anderen Menschen…
Vielleicht ist es letztlich auch irgendwie egal, daß die Saison 1978/79 die 29.beste der Bundeligageschichte war und die Saison 1966/67 werden vielleicht wenigstens die Braunschweiger nicht als die nur 38.beste von 46. bezeichnen. Jedenfalls sind die Begründungen für die Einordnung einer Saison gelegentlich albern bis hanebüchen.

Interviews

Es gibt dann noch ein Interview mit Felix Magath, wer hat das dieses Jahr nicht?
Herr Magath macht sich nicht gerade rar.
Ein Interview mit Karl Heinz Rummenigge folgt, wie letztes Jahr auch schon. Die SportBild scheint sich jedenfalls fest vorgenommen zu haben, eine Tradition dahingehend zu begründen bzw. bereits fortzusetzen, Herrn Rummenigge immer die dümmsten möglichen Fragen zu stellen. (siehe letztes Jahr)
“Bayern startet am 1.Spieltag in Hoffenheim”, da wüsste doch jeder eine gute Antwort drauf, die schlicht lautete: Ja. Aber Rummenigge passt sich mühelos dem Fragenniveau an und das ganze wird von der Redaktion anschliessend mit einem Halbsatz von ihm als “Marke FC Bayern strahlt so hell” überschrieben. Fragen und Antworten tun das hingegen zumindest nicht.

Ein weiteres Interview mit Ottmar Hitzfeld, das gibt es so oder so ähnlich auch überall.

Anschliessend artikelt SportBild noch etwas über den “Transferwahnsinn”, natürlich ausserhalb Deutschlands, wo die 35 Millionen für Mario Gomez durch Bayern München auch keinesfalls davon infiziert worden sein könnten. Dann werden die neuen Anstosszeiten erklärt und warum “Dzeko und Grafite die Besten” sind, Statistiken satt und wunderhübsch das jeweilige “Trefferbild” der Stürmer: von wo haben sie geschossen und wohin ins Tor. “Stürmer-Legende: Klaus Fischer” erklärt gleich anschliessend, warum Klose und Gomez noch besser sein werden, SportBild etwas über Schiedsrichter, Regeln und langsam setzt die Langeweile ein.
Die will man fortblasen mit einem Interview mit Otto Walkes, welches aber nur einen Höhepunkt der Unlustigkeit mit Belanglosigkeit paart und das Gegenteil bewirkt. Mit vielen grossen Bildern immerhin vier Seiten lang.

Schliesslich dürfen noch ein paar Promis was über die kommende Saison vermuten, was bei Biathlon Weltmeisterin Magdalena Neuner im folgenden Satz gipfelt:
“Zusammen mit Luca Toni liegt der Bayern-Sturm in der B-Wertung auf alle Fälle schon mal ganz weit vorn. Wenn sie dann auch noch so scharf schiessen wie ich mit dem Biathlon Gewehr, wird es eine sehr spektakuläre Saison.”
Naja, was Reiner Calmund gleich nebenan mehrspaltig zusammenfabuliert, das ist auch nicht schöner nur bestenfalls souveräner in der sicheren Handhabung der Fußballphrase.

1.Liga

Es schliessen sich im Hauptteil des Heftes 6 Seiten pro Verein an. Es gibt einen Hintergrundbericht, durchweg solide, kein Manschaftsphoto, dafür aber alle möglichen Statistiken und die Profile der Spieler. Bei denen passen die Spieler mit eher kugelförmiger Kopfform noch gut unter den Namensbalken, ist die Physiognomie eher länglich findet schon mal eine teilweise Unkenntlichmachung statt.

Anschliessend 10 Seiten Statistiken zur 1.Liga, wem eine einfällt, die da nicht dabei ist, der muß sich bitte mal melden, der hat Phantasie.

2.Liga

Weiter gehts, eine Erklärung der Anstosszeiten zweite Liga, sportlich eine Liga niedriger, die Verteilung der Spiele über den Grossteil der Woche dafür noch etwas komplexer als die der ersten. Dann zwei Seiten pro Verein, von allem weniger, keine Spielerprofile, kaum Statistik, dafür ein Mannschaftsbild, Bielefeld mit Kuh, und anschliessend 2 Seiten Zweitligastatistiken.

3.Liga

In der dritten Liga bekommt jeder Verein nur noch ein halbe Seite mit einer Übrsicht der Zu- und Abgänge, des Kaders und einer Kurzvorstellung des Trainers, der immerhin mit Bild.

Auch noch…

Danach noch ein bißchen Frauenfußball, Übersicht über die anderen europäischen Ligen, UEFA, Stand WM-Qualifikation, im Wesentlichen in Europa, was schert den Bildleser der Rest der Welt, was nicht Europa ist fällt undter “Übersee”, ehrlich! Ein Terminplan und als optischer Rausschmeisser Frank Rost und Kevin McKenna photographisch von hinten.

So, jetzt noch einen Blick auf die DVD…die es letztes Jahr noch gab, der darum ausfällt.

Coffeetableability: Gleich Null, es steht Bild drauf, es ist schlecht für Feng Shui, Kharma und die Seele. Dazu auf dem Cover, eigentlich in einem hübschen Blau, Neuer, Kuranyi und Grafite mit denkbar ungünstigen Gesichtsausdrücken.

Es bleibt dabei, wer Statistik will, der kauft SportBild. Ansonsten ist da nicht viel, auch nicht wenig aber auch manch doofes.

Meine Bauchschmerzen im Zusammenhang mit dem Kauf eine Bild-Produktes habe ich schon letztes Jahr beschrieben, auch wer die diesjährige Performance Karl-Heinz Rummenigges und eines Lothar Matthäus mit der vom letzten Jahr vergleich möchte, der kann hier nachlesen.

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