Jul
17
Mark Spitz passt auf die Makkabiade auf, nämlich mit großem Interesse liest der neunfache Olympiasieger, allein sieben Goldmedaillen gewann er bei den Spielen von München 1972, im Internet die Berichte und Ergebnisse der 18. Makkabiade, die zurzeit in Israel stattfindet. Spitz selbst nahm als Aktiver zweimal an Makkabiaden teil: 1965 gewann er fünf Goldmedaillen, 1969 sechse. Im Interview, das ich mit ihm für die Jüdische Allgemeine führte, erkärt Spitz, selbst praktizierender Jude, warum ihm die Makkabiade wichtig ist.
Herr Spitz, in Israel findet zurzeit die Makkabiade statt. Sind Sie dabei?
Ja, aber nur im Internet. Ich verfolge die Spiele sehr aufmerksam. Besonders interessieren mich natürlich die Schwimmwettkämpfe.
Nutzen Sie auch das Internetfernsehen?
So etwas gibt es? Das wusste ich nicht. Ich werde mich mal darum kümmern.
Was verbindet Sie mit der Makkabiade?
Ich habe 1965 das erste Mal teilgenommen, als 15-Jähriger. Ein tolles Erlebnis. Ich hatte noch nie zuvor die Vereinigten Staaten verlassen. Und dann gleich ein solch großer Wettkampf mit Sportlern aus aller Welt! Fünf Goldmedaillen habe ich damals gewonnen. Vier Jahre später, 1969, war ich dann wieder in Israel dabei und schaffte es sogar, sechs Mal zu gewinnen. 1985 wurde ich als Ehrengast empfangen und durfte als erster Nichtisraeli das Feuer entzünden. Zuletzt war ich 2005 dort, als Zuschauer. Egal, ob aktiv oder passiv: Jede Makkabiade war für mich eine ganz besondere Erfahrung.
Welche Bedeutung hat die Makkabiade für einen Sportler?
Es hängt davon ab, auf welchem Level du deinen Sport betreibst. Es gibt viele, die sehr gut, aber nicht gut genug sind, um an Olympischen Spielen teilzunehmen. Für die ist die Makkabiade der Höhepunkt ihres Athletenlebens. Wenn man jedoch Sport auf dem Niveau betreibt, auf dem ich es getan habe und Erfolge bei den Olympischen Spielen erreicht, dann ist die Makkabiade vor allem ein großes jüdisches Fest.
Weltklasseathleten sieht man bei der Makkabiade eher selten. Steht der Breitensport im Vordergrund?
Von den Sportlern, die in diesem Jahr teilnehmen, kenne ich Jason Lezak sehr gut. Der ist ja vierfacher Olympiasieger im Schwimmen, also gewiss kein Breitensportler. Aber generell stimmt es schon: An der Makkabiade dürfen keine Nichtjuden teilnehmen. Also kann sie keine Veranstaltung sein, bei der sich die gesamte Weltklasse trifft.
Auch wenn Sie selbst das beste Gegenbeispiel sind: Es heißt immer, dass es keine jüdischen Weltklassesportler gibt.
Ich kenne diese Theorie, und ich halte sie für Unfug. Schauen Sie doch mal, wie viele Juden in einer Gesellschaft wie den Vereinigten Staaten leben. Und dann rechnen Sie aus, wie viel Prozent davon Spitzensportler sind. Ich bin mir ganz und gar sicher, dass Juden besser abschneiden als so manche andere religiöse Gruppe.
War das Judentum für Ihr Sportlerleben wichtig?
Interessante Frage. Ich habe mich bisher immer gefragt: Haben die sportlichen Erfolge meine Rolle und mein Ansehen als Jude verändert? Aber ich glaube, die Antwort lautet in beiden Fällen: Nein, man schwimmt nicht besser und schlechter, wenn man Jude ist.
Mit dem siebenfachen Olympiasieger von München 1972 sprach Martin Krauß.
Das Interview wurde geführt für die Jüdische Allgemeine, Nr. 29, vom 16. Juli 2009: „Eine besondere Erfahrung“