Spielverderber

von Alex Feuerherdt

Am Donnerstag kommt ein neuer Film in einige wenige Kinos – ein Film über Fußballschiedsrichter. „Spielverderber“ heißt er, und ausgezeichnet wurde er auch schon, nämlich mit dem Hessischen Filmpreis für den besten Dokumentarfilm.

Drei Referees haben Georg Nonnenmacher, Henning Drechsler und sein Team aufgespürt und begleitet: den Bundesliga-Referee Herbert Fandel (der just heute bekannt gab, dass er mit sofortiger Wirkung aufhört zu pfeifen; ihm macht eine hartnäckige Fußentzündung schon länger zu schaffen), den Kreisliga-Unparteiischen Oreste Steiner aus Essen (der seit sage und schreibe 55 Jahren jedes Wochenende Spiele leitet) sowie den Schüler Kevin Prösdorf aus Köln, dessen Werdegang seit dem Tag, an dem er mit 14 Jahren die Schiedsrichterprüfung ablegte, von den Filmemachern mitverfolgt worden ist.

Die bisherigen Besprechungen des Streifens fallen durchweg positiv aus, und ich muss gestehen: Ich bin schon sehr gespannt. Von 1985 bis 2005 habe ich schließlich selbst regelmäßig die Pfeife in den Mund genommen, bis ich wegen einer hartnäckigen Meniskusverletzung beschlossen habe, mein rechtes Knie nicht noch weiter zu ruinieren. (Seitdem verdinge ich mich als Schiri-Beobachter – das ist so eine Art Methadon-Programm für ehemalige Referees – und flöte mich nur noch sehr gelegentlich durch die Kreisliga – erstens um das Ganze nicht völlig zu verlernen, und zweitens, weil ich es einfach nicht völlig lassen kann und will. Ganz recht, das ist eine seltsame Sucht, aber zumindest eine, die ich mit immerhin achtzigtausend anderen Bekloppten in diesem Land teile.)

Warum ich seinerzeit als Sechzehnjähriger Schiedsrichter geworden bin, kann ich so wenig erklären wie die meisten meiner Kollegen. Was ich noch weiß, ist, dass ich ein extrem limitierter Spieler war, der zwar viel Spaß am Kicken, aber den Ball nicht gerade zum Freund hatte. Als dann in einem B-Jugend-Spiel der (sehr junge) Schiri zwei Elfmeter gegen mich pfiff (die höchstwahrscheinlich berechtigt waren, was ich damals aber partout nicht einsehen wollte), dachte ich in meinem jugendlichen Trotz: Das kann ich besser als der. Vielleicht schlummert(e) in mir auch einfach nur ein zutiefst autoritärer Charakter; das mögen andere beurteilen. (Die Kollegin Elke Wittich hat die Unparteiischen mal als „Wochenendkommandierer“ bezeichnet, und es kann kein Zweifel daran bestehen, dass diese Einschätzung zumindest ziemlich oft zutrifft. Das mit dem angeblich besonders ausgeprägten „Sinn für Gerechtigkeit“ kann man jedenfalls getrost vergessen.) Aber es hat sich gelohnt: Die Klasse, in der ich als Referee zum Schluss gepfiffen habe (nämlich in der Oberliga), hätte ich als Spieler niemals auch nur annähernd erreicht.

Am Donnerstagabend werde ich mir die Premiere von „Spielverderber“ in Köln anschauen. Dem Vernehmen nach werden dort auch zwei der Hauptdarsteller – nämlich Herbert Fandel und Kevin Prösdorf – zugegen sein. Und natürlich nicht wenige Schirikollegen aus Köln und Bonn; knapp 40 haben sich jedenfalls schon angemeldet. Wer sich den Film ebenfalls geben möchte, hat dazu außer in Köln auch in Berlin, Essen, Frankfurt/Main und Dresden Gelegenheit, aber jeweils nur für wenige Tage. Wahrscheinlich ist die Thematik selbst für Programmkinos irgendwo zu schräg.

Und hier ist schon mal ein kleiner Vorgeschmack:

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