Sieg aus Versehen

von Claudia Schmidt

Gäbe es den Wunsch, die Wiege des sprichwörtlichen englischen Humors zu ergründen, wäre dies wohl ein sehr umfangreiches Unterfangen. Man könnte seit dem 28.08.2008 allerdings auch mit seinem Zweitwohnsitz vorlieb nehmen: Goring Gap war an diesem Tag Schauplatz eines freundschaftlichen Wettkampfs der Cricketmannschaften von St Symphorians Church aus Worthing und Münchberg, Germany.

Während die Gastgeber sich durchweg als höflich und entgegenkommend gerierten, entschädigten die des Cricket vollkommen unkundigen Gäste aus Deutschland ihre lange Anreise durch geschickt eingesetzte Verzögerungen. Der Spielverlauf kann mit kurzen Worten nachgezeichnet werden.
Anfangs: individuelle, mehrsprachige Spielerbetreuung um Regeln und Verbindlichkeiten des Spiels gerne ein erstes Mal zu offenbaren. Dann: Münchberg bekommt den ersten Schlag – nächste Verwirrung auf Seiten der deutschen Mannschaft – warum? Rasant geschmeidiger Schlagabtausch bleibt auf allen Seiten unerfüllte Hoffnung.
Nach allen Regeln der hohen Cricketkunst wird der Rasen geehrt – sehr zum Nachteil der englischen Vertreter dieses nationalen Erbes und bis die deutschen Mannen endlich ihren Sieg erfassen und jubilieren, verstreicht wiederum genug Zeit – Zeit, die die englischen Freunde und Anhänger zum Formulieren nutzen, um etwas später im regionalen Gemeindeblatt mit noch feuchten Augen den Niedergang des heimischen Crickets zu betrauern:

„In liebevoller Erinnerung an St Symphorians Cricket, welcher am 28. August 2008 in Goring Gap verstarb…RIP…P.S.: Die Bälle sind verbrannt und nach Deutschland überführt worden.“

Mögen sie dort im nächsten Jahr beim Rückspiel die heimischen Götter der Langsamkeit und wohlwollenden Fans besänftigen…

Kommentare

1 Kommentar zu “Sieg aus Versehen”

  1. Menni am 11.08.08 18:31

    Stil auch in der Niederlage, beispielhaft…

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