Als Zündholzschachtel gestartet, von einem Orkan schwer beschädigt und Opfer von Polizeiwillkür. Die ehemalige Spielstätte von 1860 und den Bayern hat eine bewegte Historie. Fakten zur Geschichte des Sechzger-Stadions

1911
Das Stadiongelände wird von 1860 gepachtet. Aufstellung einer kleinen überdachten Sitztribüne in Holzbauweise (im Volksmund „Zündholzschachterl”). Das erste Fußballspiel (TV 1860 – MTV 1879 4:0) findet am 23. April 1911 statt. Das Sechzger ist damit das älteste Münchner Stadion und eine der traditionsreichsten noch erhaltenen Sportarenen in Deutschland.

1922
Kauf des Geländes durch 1860.

1925-26
Neubau einer überdachten Sitztribüne für 1.600 Besucher und der legendären Stehhalle mit 20.000 Plätzen in Stahlbetonbauweise, womit das Gesamtfassungsvermögen auf ca. 35.000 Besucher steigt. Das Sechzger ist damit die größte Arena Süddeutschlands. In den Folgejahren finden drei Länderspiele im jeweils ausverkauften Sechzger statt (1926 Deutschland – Schweiz 2:3, 1935 Deutschland – Finnland 6:0, 1940 Deutschland – Bulgarien 7:3).

1937
Verkauf des Stadions an die Stadt München durch den TSV 1860, der sich in einer finanziellen Notlage befand.

1943
Erhebliche Schäden an den Tribünen durch zwei Fliegerangriffe. Das Spielfeld wurde unbenutzbar.

1945-51
Wiederaufbau des Stadions. Am 14.3.1948 sorgen im kriegszerstörten Stadion fast 60.000 Besucher beim Spiel 1860 – 1.FC Nürnberg (2:1) für den bis heute gültigen Zuschauerrekord.

1958-59

Ausbau der Kurven mit Tribünen in Stahlbetonbauweise. Das Gesamtfassungsvermögen beträgt rund 44.000 Plätze. Errichtung der Flutlichtanlage auf vier Masten, die eine provisorische Beleuchtung von 1955 (7.4.1955: erstes Nachtspiel in München 1860 – Hajduk Split 1:2) ersetzt.

1960er Jahre
1860 und der FC Bayern feiern beinahe jährlich große Erfolge im Sechzger.

1971
Brand der Haupttribüne (Brandstiftung) am 31.1.1971. Wiedererrichtung des Dachstuhls in ähnlicher Form und Einbau von Reporter-Kabinen bis Mai 1971.

1972-74
Ein Orkan deckt am 13.12.1972 das Dach der Stehhalle ab. 1974 erfolgt der Abriss des Dachs und der oberen Stehränge.

1978/79
Abbruch der Stehhalle und Neubau der Gegengerade mit 4.700 Sitzplätzen. Das Gesamtfassungsvermögen beträgt nun 31.500 Plätze.

1972-95
Der TSV 1860 pendelt in den 1970ern zwischen dem neugebauten Olympiastadion und der Grünwalder Straße, kehrt 1982 nach dem Zwangsabstieg in die Bayernliga aber ins Sechzger zurück. 1995, ein Jahr nach der Bundesliga-Rückkehr, zieht 1860 dauerhaft ins Olympiastadion um.

2004
Einjährige Rückkehr der Löwen-Profis nach dem Bundesligaabstieg. Verringerung der Stehplatzkapazität aufgrund von DFB-Auflagen für den Spielbetrieb in der 2. Liga. Das Gesamtfassungsvermögen beträgt nun 21.272 Plätze.

2008

Die Polizei setzt bei der Einführung der neuen 3. Liga die Reduzierung des Fassungsvermögens auf 10.240 Zuschauer durch. Die Freunde des Sechz’ger Stadions e.V. sehen darin einen Willkürakt der Polizei, der nachweislich nicht durch die Auflagen des Deutschen Fußballbundes (DFB) bzw. die neue Bayerische Versammlungsstättenverordnung begründet ist. Werden mehr als 10.240 Zuschauer erwartet, kann die Polizei eine Ausnahmegenehmigung für die Erhöhung des zulässigen Fassungsvermögens erteilen.

Heute
Das Stadion wird heute von den Amateur- und A-Jugend-Mannschaften von 1860 und FC Bayern genutzt. Mit bis zu 80 Spielen im Jahr gilt das Sechzger als meistgenutztes Stadion Bayerns.
Der Stadtratsbeschluss, dass Stadion zu verkaufen und einer anderen Nutzung zuzuführen, ist trotz anderslautender Versprechen der Politik bis heute gültig.

Kommentare

4 Kommentare zu “Sechzger – Geschichte eines Stadions”

  1. Grünwalderstadion1860 am 05.22.09 14:07

    Raus aus der Arena!!!Unsere Heimat ist und bleibt das “Sechzger”!!!

  2. Kühtai am 05.22.09 15:46

    Auch wenn ich kein Hardcore 60er bin sonder jeher ein leidgeprüfter 60er Sympathisant, so muss ich sagen das das Stadion immer noch das Herz und die Seele des Vereins ist. Und es mehr als nur Traurig wäre dieses Kulturgut des Deutschen Fußballs zu verlieren.
    Und auch ich werde mich von Innsbruck aus auf denn Weg machen und Triple xxx unterstützen.

    Ps. Großes Lob für gut Recherchierte Geschichte des Stadions

  3. Pele60 am 05.22.09 18:42

    Die Sonne scheint bei Tag und Nacht,

    im GRÜNWALDER STADION!!

  4. Meinzinger am 05.22.09 22:35

    Hallo 60 erFans,

    ich bin ein 100 prozentiger Cluberer, trotzdem sind mir die Blauen viel lieber als dieser rot-weiße Verein aus Mchn.!
    Mich wundert es, dass Ihr damals nicht mehr dagegen wart, wir Nürnberger hätten mehr aufgemückt!
    Alles gute und hoffentlich sind wir beide wieder in der 1. Liga, wo diese beiden Traditionsmannschaften auch hingehören!
    mfg.
    Harald Meinzinger aus Nbg.

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