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Der frühere Fußballprofi Sebastian Deisler hat knapp drei Jahre nach seinem vorzeitigen Rückzug vom Sport erstmals Zukunftspläne enthüllt. In der ZEIT sprach der 29-Jährige über die Heimkehr in seine Heimatstadt Lörrach und Pläne für eine Fußballschule: „Ich bin vor zwei Monaten aus Berlin dorthin zurückgezogen, um neu anzufangen. Alles, was mir seit dem Beginn meiner Karriere gefehlt hat, sind doch Wurzeln. Für die anderen war ich ein Star – aber ich habe mich gefühlt wie eine Glühbirne, die einsam von der Decke hängt. Nackt.”
Über seine Pläne sagte Deisler: „Vielleicht mache ich eine Fußballschule auf, hier in der Nähe. Einen Ort für Kinder und Jugendliche, die Spaß haben an diesem Sport. Diese Schule würde ich zu meinen Bedingungen führen, ohne Drill und ohne den Anspruch, kleine Helden hervorzubringen. Ich will endlich eine schöne Geschichte vom Fußball erzählen.“ Deisler sagte, er wolle sich „etwas aufbauen“ und ein „normaler Mensch werden“.
Deisler hatte sich im Januar 2007, nach zahlreichen Verletzungen und Depressionen, im Alter von nur 27 Jahren aus dem Profisport zurückgezogen und war seit zwei Jahren nicht mehr an die Öffentlichkeit gegangen. „Ich war in der letzten Zeit damit beschäftigt, mich vom Fußball zu lösen. Ich weiß ja: Ich werde nie mehr etwas so gut können. Das ist mir schwergefallen, das ist ja kein Geheimnis.“ Am 8. Oktober wird seine Biografie erscheinen, die ein Journalist mit Deislers Hilfe geschrieben hat (Michael Rosentritt: „Sebastian Deisler. Zurück ins Leben“).
Deisler macht vor allem seinem Ex-Verein Hertha BSC Berlin Vorwürfe. „Hertha BSC, das muss ich ehrlich sagen, war als Verein so unfertig wie ich als Spieler. Die waren froh, mich ins Schaufenster stellen zu können … Ich bin unglücklich geworden, als ich versucht habe, andere glücklich zu machen. Ich fühlte mich wie ein trauriger Clown.“
Als endgültigen Knackpunkt seiner Karriere bezeichnete Deisler in der ZEIT das Bekanntwerden seines bevorstehenden Wechsels zum FC Bayern München. Deisler erhielt Morddrohungen, doch der damalige Hertha-Manager Dieter Hoeneß habe ihn mit der öffentlichen Stimmung alleingelassen: „Stattdessen hat er zugesehen, wie ich aus Berlin hinausgeprügelt wurde. Das ist es, was mir den Fußball versaut hat. Das war mein Genickschuss. Heute weiß ich, dass ich damals hätte aufhören müssen.“
Im Jahr nach seinem Wechsel nach München, im November 2003, machte Deisler seine Depressionen öffentlich. Nach seiner Genesung habe er nie wieder richtig zurückgefunden, sagte Deisler: „Ich habe lange gehofft, dass meine Freude am Spiel selbst so groß ist, dass ich alles andere wegdrücken kann. Aber das ging nicht. Ich bin nie mehr Teil des Ganzen geworden, ich war so weit weg von der Mannschaft … Einige haben mich hinter vorgehaltener Hand „die Deislerin“ genannt. Die konnten mich nicht mehr ertragen.“ Zudem habe er sich vom damaligen Trainer Felix Magath missverstanden gefühlt: „Mein Eindruck war, dass Magaths Philosophie damals auf Angst gründete, auf Macht. Er misstraute den Spielern. Er schürte Angst, damit sie sich den Arsch aufrissen. Das habe ich aber sowieso gemacht. Ich – und andere auch – hätte Zuspruch gebraucht.“
Mehr in der ZEIT Nr. 41 (Erstverkaufstag am Donnerstag, 1. Oktober 2009)