Rosenborg Trondheim nimmt sich als erster internationaler Top-Club des Themas “Schwule im Fußball” an. Am Dienstag trafen sich die Trainer und Funktionäre des Vereins erstmals mit einer Abordnung des norwegischen Schwulen- und Lesbenverbandes.

Auch im traditionell als liberal geltenden Norwegen hat sich bislang noch kein einziger schwuler Fußballspieler getraut, sich zu outen.
Was nicht daran liegt, dass es keine schwulen Kicker gibt – das Risiko für Karriereknick und Mobbing durch Fans und Mannschaftskameraden erscheint auch im hohen Norden wohl viel zu hoch.
Wie selbstverständlich Hetze gegen Schwulen selbst im norwegischen Fußball zu den akzeptierten Umgangsformen gehört, hatte sich im November gezeigt, als Rosenborg im Uefa-Cup gegen Valencia antreten musste. Damals hatte der Verein verlauten lassen, dass sich “Rosenbogrs Verteidigung wie eine lebende Mauer gegen Valencias immer am Mann befindlichen Stürmer” stellen würde. In der spanischen Übersetzung wurde allerdings das Wort “maricones”, Schwule, benutzt.
Wie die Zeitung “Blikk” berichtete, führte dies zu harschen Reaktionen in der spanischen Presse – und dazu, dass die Rosenborg-Verantwortlichen sich erstmals ernsthaft mit dem Thema Homosexualität und Fußball auseinandersetzten.
“Als Leute vom LHH fragten, ob wir eigentlich überhaupt eine Ahnung haben, worum es geht, mussten wir eingestehen: Nein, haben wir nicht”, berichtete Rosenborg-Pressesprecher Nils Heldal rückblickend.
Nun wurden Vertreter von LLH sowie Håvard Øvregård, Mitarbeiter des Projektts «Med idretten mot homohets» (Mit dem Sport gegen Schwulenhetze) vom Verein zu einem ersten Treffen eingeladen. Das Ganze solle keine bloße “Bußübung” werden, nach der man zur Tagesordnung übergehe, hatte Heidal betont, “wir haben schon im Trainingslager auf Gran Canaria darüber beraten, wie wir in der Sache weiter vorgehen und was wir dazu beitragen können, dass Schwule ganz selbstverständlich dazugehören.”
Beim Treffen berichtete Håvard Øvregård von “Mit dem Sport gegen Schwulenhetze” unter anderem darüber, wie sich homosexuelle Sportler in einem Millieu fühlen, wo schwulenfeindliche Sprüche an der Tagesordnung sind.
Diese Sprüche sollen nun bei Rosenborg nicht länger geduldet werden, Øvregård forderte die Trainer und Betreuer auf, mit Spielern, die solche Äußerungen machen, zu sprechen “Schwul wird oft gedankenlos als Schimpfwort benutzt”m sagte er.
Gemeinsam kam man überein, nicht nur in der Kabine aktiv zu werden, auch die Fans sollen nun lernen, dass Schwulenhetze nicht erwünscht ist..
“Ich denke, dass es einfach wichtig und nützlich ist, wenn gerade diejenigen, die junge Spieler trainieren, mehr über das Thema Homosexualität wissen und damit auch, wie man mehr Akzeptanz erreicht”, sagte Erik Hoftun anschließend. Der ehemalige norwegische Nationalspieler und heutige sportliche Leiter des RBK-Trainerteams betonte: “Wir wollen ein offener Club sein, in dem Platz für alle ist, und das heutige Treffen gehört zu dieser Offenheit.”

Håvard Øvregård fügte hinzu: “In einem Jahr ist es vielleicht immer noch okay, wenn man ein Trainer ist, der das Thema Homosexualität nicht offen anspricht. In zwei, drei oder vier Jahren wird es für einen solchen Coach aber vielleicht dann schon ein bisschen eng, und in fünf Jahren gilt so jemand dann als hoffnungslos altmodisch.”

Kommentare

1 Kommentar zu “Rosenborg: Erster Top-Club gegen Schwulenhetze”

  1. Andersrum Rut-Wiess » Blog Archive » Erster Top-Club gegen Schwulenhetze am 01.09.09 12:19

    […] Und zwar Rosenborg Trondheim aus Norwegen, wie SportsWire berichtet. […]

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