Weltmeister wird, wer am häufigsten gewonnen hat. So einfach, so gut – und doch so kompliziert, denn die Auswirkungen der neuen Regeln bedeuten keinesfalls das Aus für so ärgerliche Dinge wie die Stallregie.

Auf den ersten Blick scheint die Änderung eine ganz Gute zu sein. Ein Ausruhen auf Platz 2 hat nun keinerlei Sinn mehr, packende Fights um den Sieg sind also zu erwarten. Vielleicht auch mehr Überholmanöver im Kampf um den ersten Platz, und, daraus resultierend möglicherweise mehr Fehler der Spitzenpiloten. Und, ganz wichtig: Bei der Siegerehrung stehen dadurch womöglich nicht immer die gleichen Fahrer auf dem Podest.

Aber wird nicht gerade hier die so oft angeprangerte Stallregie zum ultimativen Mittel zum Sieg erhoben? Bisher verlor der Zweitplatzierte zwei Punkte auf den Sieger, durfte sich aber immer noch über acht wichtige Punkte im Kampf um den Titel freuen. Nun hat der Zweitplatzierte zwar immer noch acht Punkte, nur bringen sie ihm im Kampf um den WM-Titel rein gar nichts. Und gerade das dürfte die Bereitschaft der Teamchefs drastisch erhöhen, ihren Nummer Eins-Piloten per Order zum Gewinner des Rennens zu machen, egal wie schnell der Teamkollege gerade unterwegs ist.

Weiterhin ist diese Regeländerung geradezu ein Affront gegen die FOTA, die Vereinigung der Teams in der Formel 1. Die hatte nämlich vorgeschlagen, die Punkte für einen Sieg von 10 auf 12 zu erhöhen. Das hätte auch den Sieg aufgewertet, die restlichen Plätze aber nicht komplett bedeutungslos werden lassen. Ob sich die FOTA diese Änderung gegen ihren Willen aufzwingen lässt, kann bezweifelt werden, zumindest erscheint eine eigene Rennserie unter Abspaltung von der FIA wieder einen Schritt näher gerückt.

Was also noch mit der Punktevergabe anfangen? Nun, komplett sinnlos ist sie nicht. Haben zwei Piloten die gleiche Anzahl von Siegen, zählen nun nicht etwa die erreichten zweiten Plätze, wie der geneigte Zuseher gemeinhin annehmen könnte, sondern doch wieder die Anzahl der erzielten Punkte im Saisonverlauf.

Und auch die Konstrukteurswertung wird noch nach althergebrachter Weise mit Punktevergabe entschieden. Das wiederum zeugt von gewisser Inkonsequenz seitens der FIA, die scheinbar noch nicht wirklich sicher ist, ob sie die Änderung auch tatsächlich breitflächig umsetzen soll. Zumal in keiner anderen Motorsportserie der Titel nach Anzahl der Siege vergeben wird.

Und vielleicht wird aber die Formel 1 nun doch sehr spannend, denn man kann jetzt drauf warten, wie lange es dauert, bis der erste Rennstall ein Auto konstruiert, dass zwar so unkonstant ist, dass es in 12 Rennen ausfällt, aber so schnell ist, dass der Fahrer die restlichen Rennen gewinnt und überlegen Weltmeister wird.

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