Games sind nicht nur für Geeks, Historiker und Forscher ein Thema, auch Künstler stellen immer häufiger Games nach.
Und verwischen die Grenzen: Wo bislang hauptsächlich mit Computerspielen das menschliche Leben nachgestellt wird, imitieren nun Menschen immer häufiger das Leben in Computerspielen.

Freiwillige Pixels

Plattformen wie You Tube scheinen wie geschaffen für die Verbreitung der Video Performances des Schweizer Multimedia-Künstlers Guillaume Reymond. Im Rahmen seines Game Over Projekts hat er in den letzten Jahren an unterschiedlichen Orten mit jeweils einer Heerschar freiwilliger “Pixelmenschen” vier Automatenspiele-Klassiker (u.a Space invaders, Pole Position, Tetris) nachgestellt.

Bewerkstelligt wurde dies z.B. in Zuschauerräumen von Theatern, wo sich verschiedenfarbig gekleidete Menschen-Blöcke stundenlang in den Sitzreihen hin und her bewegten. Aufgezeichnet im Stop-Motion-Verfahren wurden die Einzelbilder dann anschließend zu einer kurzen Spielhandlung zusammengefügt.

“Es werden ja immer häufiger Menschen für Animationsfilme digitalisiert, und ich dachte, es wäre mal interessanter den umgekehrten Weg zu gehen: also nicht den Computer zu benutzen, um die Realität zu imitieren, sondern den Computer imitieren, indem man Realität – also Menschen benutzt”, erklärt Reymond seine ungewöhnliche Aktion.
Angesichts der Allgegenwart von Computerspielen in der heutigen Welt verwundert der überwältigende Erfolg des Transformation-Projekts kaum, mit mehr als 10 Millionen Views auf diversen Plattformen und den Gewinn des You Tube Video Awards 2007 ist es fast schon zu einem ähnlichem Massenphänomen geworden wie die nachgestellten Spiele.

Blinkenlights-Arcade

Die Künstlergruppe Projekt Blinkenlights, die aus dem Chaos Computer Club hervorgegangen arbeitet dagegen mit interaktive Lichtinstallationen an Gebäuden. 2002 wurde im Tour de Lois der Bibliothèque nationale de France ein Variante namens Arcade installiert die bis zu acht Graustufen darstellen konnte. Per Telefon konnte man dann am Hochhaus die Spiele-Klassiker Pac-Man, Breakout, Pong und Tetris spielen.

Man kann diese überdimensionierten Computerspiele an Wolkenkratzern auch als Verdeutlichung dafür sehen, dass wir selber Computerspielfiguren immer ähnlicher werden. Eine ständig fortschreitende Vervirtualiserung des Lebens macht unsere eigenen Existenz immer binärer und durch die zunehmende Überwachung (ob gefühlt oder echt) werden unsere Handlungen immer stärker beeinflusst.

Der Mensch als Computerprogramm

So könnten wir eines Tages nur noch ein begrenzte Auswahl an Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen haben, genau wie die Protagonisten eines Computerspiel.
Biologen, die den freien Willen des Menschen in Frage stellen, würden wohl einwenden, der Mensch sei schon immer ein biologisch programmiertes und somit determiniertes Wesen gewesen und verhalte sich ergo seinem humanen Computerprogramm entsprechend.

Da es sich insgesamt dabei bislang immer noch um ein ungeklärtes wissenschaftlich-philosophisches Problem handelt, sollte man sich bis zur Klärung mit der Erkenntenis des Binär-Buddhismus trösten: Alles ist eins, bis auf die Null.

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