Bau auf, FC St. Pauli, bau auf! Stein für Stein entsteht während des laufenden Spielbetriebs ein neues Stadion am Hamburger Millerntor. Damit auch die Fans dort eine regelmäßig geöffnete Anlaufstelle finden, hat sich die Initiative “Fanräume” gegründet. SportsWire sprach mit deren Sprecher Norbert Harz über das ehrgeizige Projekt und Schockzustände am Morgen.

Herr Harz, Sie sind St. Pauli-Fan und Sprecher der neuen Initiative “Fanräume”. Was haben Sie vor?

Ganz einfach gesagt: Der FC St. Pauli baut sein Stadion um, und wir wollen im neuen Stadion einen Raum schaffen, der allen Fans, Mitgliedern und Freunden des FC St. Pauli offen steht für ihre Ideen und Projekte. Hinter der Initiative stehen drei Gruppen: der Verein Jugend und Sport in Form unseres Fanladens, die Abteilung Fördernde Mitglieder und Fanräume e.V.. Alle drei Organisationen sollen am gleichen Ort im neuen Stadion arbeiten können.

Was versprechen Sie sich davon?

Wir wollen Wege verkürzen, Synergien schaffen. Bislang ist es so: Wer zum Beispiel eine Auswärtsfahrt buchen will oder mit den Ultras in Kontakt treten möchte, geht in den Fanladen. Wenn er dann auch noch ein Trikot oder ein T-Shirt kaufen will, muss er wieder durchs halbe Viertel zum Fanshop am Stadion laufen. Das ist umständlich. Außerdem führt die räumliche Trennung von Fangruppen zu einer Entfremdung untereinander. Die können wir überwinden, wenn sich alle in einem großen Raum im Stadion treffen können.

Wie groß soll der Raum werden?

Circa 480 Quadratmeter. Die brauchen wir aber auch. Schließlich sollen gleich drei Einrichtungen dort ihren Sitz und Büros haben, Fangruppen sollen sich austauschen können, Choreographien vorbereiten und vieles mehr. Wir vom Verein Fanräume e.V. planen außerdem, in den Räumlichkeiten ein Archiv der Fußballkultur zu schaffen. So eine Einrichtung halten wir für hilfreich, um die Wichtigkeit von Fankultur zum Ausdruck zu bringen. Auch weil das ein Thema ist, das von den klassischen Medien und Bibliotheken nicht ausreichend abgebildet wird. Es gibt zwar Archive, die Fanpublikationen sammeln, archivieren und zum Teil auch wissenschaftlich aufarbeiten, aber es gibt so etwas an keinem einzigen Bundesliga -Standort, sondern zum Beispiel in Oer-Erkenschwick.

Wieviel Geld brauchen Sie für Ihr ehrgeiziges Projekt?

Innerhalb von vier Jahren müssen 400.000 Euro zusammenkommen. Der FC St. Pauli steht unserer Idee sehr aufgeschlossen gegenüber, sagt aber auch: “Wir können das aus dem laufenden Etat nicht bezahlen.” Das ist auch in Ordnung.

400.000 Euro sind eine gewaltige Summe. Wie wollen Sie das schaffen?

Es wird nicht reichen, die üblichen hundert Verdächtigen zu fragen, die beim FC St. Pauli sowieso alles mitmachen. Grundsätzlich planen wir viele, viele Aktionen, bei denen wir auch versuchen werden, den Hamburger Kiez einzubinden. Der ist aufgrund seiner Lage traditionell FC St. Pauli-affin.

Das heißt, Sie klappern vom Edel-Hotel East bis zum Lucullus-Imbiss alle Unternehmen im Reeperbahn-Umfeld ab?

Richtig. Wir haben zum Beispiel von uns so genannte Förderkästen entworfen, das sind speziell gestaltete Spendendosen. Die wollen wir überall aufstellen. Sie sollen unser Projekt in den Kiez tragen, aber auch ganz profan Kleingeld bringen. Das ist nur ein Beispiel.

Haben Sie nicht Bedenken, dass sich kommerzielle Anbieter später zu sehr inhaltlich einmischen?

Unser Konzept fußt nicht darauf, Großsponsoren zu finden. Wir wollen uns auf kleine und mittlere Unterstützer konzentrieren. Von daher habe ich keine Bedenken. Natürlich wache ich jeden zweiten Morgen auf und denke: “Bist du eigentlich bescheuert? 400.000 Euro? Das klappt nie!” Aber dann bin ich doch jetzt schon positiv überrascht, wieviel Engagement von allen möglichen Seiten kommt. Die Leute machen zugunsten der Fanräume Solipartys, Konzerte und, und, und. Dabei geben wir den richtig hochoffiziellen Startschuss für unsere Initiative erst am 29. August.
Wir tragen ja als St. Pauli-Fans immer dieses “Wir sind einmalig”-Schild vor uns her. Mit diesem Projekt können wir zeigen, dass wir wirklich einmalig sind.

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