1. Wer spielt gegen wen?

Lassen Sie sich nicht irritieren: Auch wenn der Kommentator ständig über „die Iberer“ spricht – deren Teilnahme ist nur dem Synonymzwang deutscher Kommentatoren geschuldet. Es spielt Spanien gegen Deutschland, ganz sicher.

2. Für wen soll ich sein?

Nicht eindeutig zu beantworten. Sollten sie das Spiel auf einem Public Viewing-Feld irgendwo in Deutschland verfolgen, ist von einer Parteinahme für die Iberer, sorry, für die Spanier eher abzuraten. Es sei denn, Sie sind gut trainiert, achtfacher Kung-Fu-Weltmeister oder haben einen dressierten Stier dabei. Das Gleiche gilt, wenn Sie sich zurzeit als Tourist im Baskenland aufhalten und das Spiel in einem Regionalbüro der Batasuna anschauen wollen. Das Tragen eines DFB-Trikots könnte Ihnen dort aber ebenfalls Ärger einbringen.

Wenn es schon unbedingt Spanien sein soll, reisen Sie spontan mit einem Billigflieger nach England. Dort gilt immer noch „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ – und man wird Sie für Ihr Spanien-Trikot lieben.
Außer, wenn Sie in einer Everton FC-Kneipe landen. Dort wiegt die Verachtung des Liverpool-Spielers Fernando Torres schwerer als der Hass auf Deutschland.

Das ist Ihnen alles zu kompliziert? Dann bleiben Sie einfach zu Hause und schauen Sie sich im WDR die Dokureihe „Tiergeschichten aus NRW“ an. Das ist einfach zu und zu goldig!

3. Mit welchem sportlichen Smalltalk-Wissen kann ich bei diesem Spiel glänzen?

Mit keinem. Es gibt kaum eine Information, die nicht schon bis zum Erbrechen von den Reportern erwähnt worden wäre.
258 Mal übers Mikro geseiert und damit auf Platz eins: „Der spanische Stürmer Dani Güiza war mit 27 Treffern Torschützenkönig in der spanischen Liga“.
Es ist damit mit zu rechnen, dass der Satz „Deutschland ist in diesem Spiel nur Außenseiter“ bereits Stunden vor dem Anpfiff die Spitze übernehmen wird.

4. Was ist das für ein fürchterliches Lied, das nach jedem Tor gespielt wird?

Das Ding ist von der deutschen Band Bellini und heißt „Samba De Janeiro“. Wir sollten aber dankbar sein, dass kein guter Song ausgewählt wurde: nach knapp drei Wochen Dauerbeschallung geht einem selbst das annehmbare „Seven Nation Army“ tierisch auf die Nerven. Gut also, dass nach Toren nicht „Keine Macht für Niemand“ von Ton Steine Scherben oder „Liebe ohne Leiden“ von Udo Jürgens gespielt wird – sonst kämen einem diese großartigen Songs auch schon aus den Ohren raus.

5. Warum wird dieser Manolo eigentlich „Edelfan“ genannt?

Weil sich „Trottel“ nicht so nett anhört. Eigentlich heißt der Mann Manuel Caceres und reist seit 1970 zu jedem Spiel der spanischen Nationalmannschaft. Das fand auch seine Frau irgendwie peinlich – und zog vor Jahren heimlich mit den zwei Kindern aus, während er mal wieder irgendwo auf der Welt mit seiner Trommel nervte.

6. Aha. Und diese Frau auf der Tribüne, die bei Deutschland-Spielen noch häufiger eingeblendet wird als dieser Mann mit dem Handy, wer ist das?

Das ist Sarah Brandner, Freundin von Bastian Schweinsteiger und nach Expertenmeinung „das schärfste Gerät bei der Euro“.

7. Nee, nicht die. Diese andere da, die immer so ungelenk jubelt und seltsame Jacken trägt.

Das ist Angela Merkel, unsere Bundeskanzlerin. Letzte Amtshandlung ihres Vorgängers (Schröder oder so) war ein Gesetz, das deutsche Kanzler verpflichtet, sich als Fußballfans auszugeben. Er selber war treuer Fan von Cottbus, Dortmund, Hannover, Berlin und 23 weiteren Vereinen.

8. Soweit danke für die Infos. Was kann ich noch tun, um gut vorbereitet in dieses Finale zu gehen?

Schauen Sie möglichst viel Fernsehen. Vor allem am Sonntag um 12 Uhr den Presseclub im Ersten. Thema: „80 Millionen Bundestrainer – wie schaffen wir den Sieg?“

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