Eins, zwei, drei – Oberkörper frei! Und zum Vorschein kommen bei einigen Fans des FC St. Pauli Tätowierungen, mit denen sie die Liebe zu ihrem Verein ausdrücken möchten. Mehr als 60 Werke dieser Körperkunst sind auf stpauli-tattoos.de bereits zu sehen. Zu den Betreibern der Website gehört der Hamburger Top Old Boy (nicht sein bürgerlicher Name…). Sportswire sprach mit ihm über Handykameras ohne Blitz, politische Tätowierungen und Sehenswürdigkeiten auf Körpern von HSV-Fans.

Ganz grundsätzlich gefragt: Warum verewigt man seinen Lieblingsverein auf dem eigenen Körper?

Das ist doch sehr nahe liegend. Wie heißt es so schön: Sankt Pauli till I die. Seinen Verein wechselt man nicht, den behält man bis ans Lebensende. Und das gilt auch für eine Tätowierung. Deshalb kann man da wenig verkehrt machen. Wenn man sich den Namen seiner Freundin tätowieren lässt, kann das zu Problemen führen. Oder Dinge, die mit der politischen Gesinnung zu tun haben. Das kann sich alles schneller ändern als die Liebe zu einem Fußballverein.

Wie seid ihr darauf gekommen, diese gesammelten Liebesbeweise im Internet zu veröffentlichen?

So ganz genau weiß ich das gar nicht mehr. Ich denke, es war eine Schnapsidee am Tresen. Meinen beiden Mitstreitern und mir ist jedenfalls aufgefallen, dass immer mehr Leute FC St. Pauli-Tätowierungen haben. Nicht nur so kleine Schriftzüge oder nur das Wappen, sondern auch große, hochwertige Sachen. Die wollten wir dokumentieren und sind im Mai 2007 mit der Seite online gegangen. Eine zusätzliche Motivation war, dass in diesem bekannten Buch „Fußball Tattoos“ keine St. Pauli-Tattoos abgebildet sind. Die wollte man wohl irgendwie nicht dabei haben.

Und wie seid ihr dann vorgegangen?

Das lief und läuft total unprofessionell. Wenn uns jemand mit einem St. Pauli-Tattoo über den Weg läuft, fragen wir, ob wir das fotografieren können. Das sind einfach nur Schnappschüsse. Wir haben nicht den Anspruch, eine hohe Fotoqualität zu bieten.

Wenn der Zähler auf eurer Seite stimmt, wurde sie bis jetzt mehr als 25.000 Mal angeklickt. Kommen Leute mittlerweile von sich aus mit Bildern auf euch zu, weil sich die Existenz eurer Seite herumgesprochen hat?

Ich schätze mal, dass ein Viertel aller Bilder eingeschickt wurde. Grundsätzlich müssen wir doch ein bisschen aktiv fragen – denn für viele ist das ja auch eine persönliche Sache, die sie gar nicht im Internet sehen wollen. Da muss man manchmal ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten und auf die Leute zugehen.

Das heißt, ihr treibt euch zum Beispiel auf einschlägigen Konzerten herum, bei denen ihr davon ausgehen könnt, dass die Leute irgendwann ihre T-Shirts ausziehen – und fragt dann nach einem Foto?

So ungefähr. Das Problem ist, dass meine Handykamera noch nicht mal einen Blitz hat, deshalb verabrede ich mich meistens für einen Termin bei Tageslicht. Diese Termine werden aber auch häufig wieder vergessen. Ich gebe zu: Wir könnten das alles wesentlich professioneller aufziehen, dann hätten wir bessere und drei Mal mehr Bilder. Es ist aber so, wie es ist. Ist halt Punkrock.

Was fällt bei den Motiven auf?

Es überwiegen Totenköpfe oder Seefahrersymbole wie Schiffe, Anker und Herzen. Politische Symbole gibt es kaum. Hin und wieder taucht mal ein roter Stern auf. Viele Leute haben ja aber auch weitere Tattoos ohne St. Pauli-Bezug, da wird es dann manchmal politisch. Das beginnt bei „A.C.A.B.“ und geht weiter über rote und schwarze Sterne aller Art. Ich kenne auch jemanden, der hat eine Szene aus dem Kampf um die Hafenstraßenhäuser auf dem Arm. Anscheinend wird so etwas nicht so gern mit einem FC St. Pauli-Tattoo kombiniert. Und für viele ist es ja schon eine politische Aussage, Fan des FC St. Pauli zu sein.

Die Hafensymbolik teilt man sich ja mit einigen tätowierten Fans des HSV, wie man in dem neuen Buch „HSV Tattoos – Fürs Leben gezeichnet“ sieht. Da ist die Schnittmenge größer als beide Fanlager gern hätten, oder?

Ich habe das Buch nur mit der Kneifzange angefasst. Im Ernst: Klar, der HSV ist ja irgendwie auch ein Hamburger Verein – und was symbolisiert diese Stadt besser als der Hafen? Ich habe in dem Buch viele Tätowierungen gesehen, die Hamburger Sehenswürdigkeiten darstellen. Teilweise sehr skurril, weil viele von ihnen auf St. Pauli zu finden sind. Die Landungsbrücken und das Bismarck-Denkmal zum Beispiel.

Gefällt dir auch irgendetwas an dem Buch?

Grundsätzlich sind da eine ganze Menge sehr gut gemachter Tattoos zu sehen. Allerdings sind da auch ganz viele Lückenfüller. Tattoos, die nur aus einem ganz winzigen Schriftzug bestehen. Dann sind da viele Motive drin, die eigentlich keine HSV-Tattoos sind, die ganzen „Hamburg“-Schriftzüge zum Beispiel. Hamburg ist nun mal eine Stadt und kein Verein. Und einer hat sich sogar Lotto King Karl tätowieren lassen. Da fragt man sich erstens: Wie bescheuert muss man sein? Und zweitens: Ist das noch ein HSV-Tattoo? Trotzdem habe ich Respekt davor, wie viele Tattoos es beim anderen Hamburger Verein gibt. Ich gehe davon aus, dass auch bei uns noch sehr viele Tattoos schlummern, die gerne auf unsere Website kommen könnten.

Wie groß ist für St. Pauli-Fans in Hamburg die Gefahr, dass der Tätowierer ein HSV-Fan ist?

Man sollte sich seinen Tätowierer schon gut aussuchen. Aber es würde vermutlich kein Tätowierer, der HSV-Fan ist, absichtlich einen Fehler stechen. Ich kenne auch einen Tätowierer, der St. Pauli-Fan ist und schon einige HSV-Motive gestochen hat, ohne dabei heimlich die Farben braun und weiß verwendet zu haben. Grundsätzlich gilt bei der Wahl: Lieber ein Fan eines anderen Vereins, der gut tätowiert als ein St. Paulianer, der es nicht drauf hat.

Kommentare

1 Kommentar zu “Piraten, Anker, Totenköpfe: Tätowierte FC St. Pauli-Fans”

  1. newskick.de am 02.27.09 11:33

    stpauli-tattoos.de – Piraten, Anker, Totenköpfe: Tätowierte FC St. Pauli-Fans…

    Eins, zwei, drei – Oberkörper frei! Und zum Vorschein kommen bei einigen Fans des FC St. Pauli Tätowierungen, mit denen sie die Liebe zu ihrem Verein ausdrücken möchten.
    Ein Interview mit Top Old Boy, einem der Betreiber von stpauli-tattoos.de….

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