Patrik Sinkewitz ist zurück Profi-Radsport.
Der 28-Jährige unterschrieb einen zunächst auf ein Jahr befristeten Vertrag beim tschechischen Pro Continental Team PSK Whirlpool–Author. Im Interview spricht er über die aktuelle Entwicklung, seine Hoffnungen und warum er statt Mitleid auf differenzierte Auseinandersetzungen hofft.

Mit welchen sportlichen Zielen gehst du in die kommende Saison?

P.S.: Auf keinen Fall will ich nur mitfahren. Es ist mir bewusst, dass ich nur über Leistung zurückkommen kann. Und ich denke, dass ich es noch drauf habe, im Team eine sportliche Führungsrolle zu übernehmen. Da gibt es für mich keinen Zweifel.

Musst Du nicht befürchten, dass jedes gute Rennen, jede Platzierung von Dir zukünftig in Frage gestellt wird?

P.S.: Ich habe großen Mist gebaut. Das weiß ich und dazu muss ich stehen. Mit diesem Makel muss ich leben und klarkommen. Aber steht mir nicht auch das Recht zu, die Vergangenheit hinter mir zu lassen und neu anzufangen?


Glaubst du, dass du die Vergangenheit so einfach loswirst?

P.S.: Ich habe für meinen Fehler bezahlt, meine Strafe verbüßt. Und das war verdammt hart, das könnt ihr mir glauben. Jetzt will ich nur noch nach vorne schauen und meine Karriere ein zweites Mal starten. Ich weiß, das wird nicht einfach.
Denn ich habe manchmal das Gefühl, dass du in Deutschland als Dopingsünder gnadenloser aus der Gesellschaft ausgestoßen wirst als jeder Schwerverbrecher oder Wirtschaftskriminelle. Und leider zeigen manchmal die am deutlichsten mit dem Finger auf dich, die früher im Sonnenlicht des Erfolges nicht eng genug bei dir stehen konnten und dir beim vielen auf die Schulter klopfen blaue Flecken geschlagen haben.

Das klingt jetzt etwas Mitleid heischend …

P.S.: Ich brauche kein Mitleid, ich brauche Fairness und eine differenzierte Auseinandersetzung. Am Pranger stehen meist nur die Fahrer, die der Dopingversuchung erlegen sind. Aber wer redet über das System?

Wie meinst du das?

P.S.: Als Fahrer bist du großem Erfolgsdruck ausgesetzt. Team, Sponsoren, Verbandsoffizielle, Medien, Fans, Öffentlichkeit – alle erwarten Leistung und Siege. Klar: Das ist dein Job als Fahrer, dafür wirst du nicht schlecht bezahlt. Aber wo sind in dem System die richtigen Berater gewesen, die ich als junger Fahrer gebraucht hätte, um mit diesem Druck umgehen zu lernen. Zumindest ich habe es so erlebt, dass die Hemmschwelle zum Unerlaubten damals nicht hoch genug gelegt wurde. Da sind viele vermeintliche Helfer mit einfachen Lösungen. Und letztlich bis du ganz allein gelassen mit der Entscheidung, was du tust und was nicht.

Wie definierst du Glaubwürdiigkeit?

P.S.: Wenn einer weiß, welche Negativfolgen Doping hat, dann bin das ja wohl ich selber. Meint jemand, ich wäre so bescheuert, jemals wieder unerlaubte Mittel einzusetzen? Dann könnte ich mich doch gleich erschießen. Im Moment prüfe ich noch, welche Maßnahmen geeignet sind, meine Glaubwürdigkeit zu untermauern – über das dichter und enger gewordene Netz der offiziellen Kontrollen hinaus. Wenn es hilft, würde ich sogar meine Blutwerte regelmäßig auf meiner Homepage veröffentlichen. Auch wenn das mit dem Datenschutz der Persönlichkeitssphäre eigentlich kaum noch vereinbar ist. Ich glaube nicht, dass viele Sportler aus anderen Disziplinen dazu bereit wären.

Was denkst du, wie du im Peloton empfangen werden wirst?

P.S.: Ach, da wird immer zu viel hineingeheimnisst. Ich bin nicht der erste Fahrer, der als geständiger Dopingtäter ins Peloton zurückkehrt. Da gibt es – weiß Gott – bekanntere als mich. Als Fahrer kommst du mit den einen im Team und im Peloton besonders gut klar. Andere können dich nicht leiden und umgekehrt. Denen geht man dann aus dem Weg. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Das ganze Interview gibt es hier auf der Homepage von Patrik Sinkewitz

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