Trevor Wikre ist 21 Jahre alt, Student, spielt American Football und ist ganz klar sportverrückt.
Von sportverrückten Leuten wie ihm wird oft gesagt, dass sie ohne zu zögern mehr oder weniger große Opfer bringen, um in ihrem Sport voran zu kommen, die eigene Leistungsfähigkeit zu verbessern oder noch ein Jahr damit weitermachen zu können, obwohl man langsam aber sicher dafür zu alt wird.
Wenn es dann doch mit der geliebten Sportart vorbei ist, reden nicht wenige gern ausführlich darüber, was sie alles dafür geben würden, noch eine Weile weitermachen zu können.
Trevor Wikre hat nicht geredet. Trevor Wikre hat ein Körperteil geopfert.

In den USA ist das sportliche Weitermachen können noch etwas schwieriger als hierzulande:
Es gibt keinen nennenswerten Amateursport, Sport betreibt man als Profi oder in der Schule, eingeschlossen das College.
Doch schon im College ist die Aktiven-Zeit begrenzt, auch wenn man fünf Jahre studieren kann, ist man nur drei Jahre spielberechtigt.
Es ist also vom ersten Match fürs College an abzusehen, wie lange man noch spielen darf, denn nur ein sehr kleiner Teil der Sportler schafft danach den Sprung in den Profibereich.

Trevor Wikre spielt für Mesa State in Colorado, einem NCAA Division II College. Das ist die niedrigste Spielklasse, in der noch Stipendien für Sportler angeboten werden dürfen, eine Profi-Karriere ist ziemlich sicher außer Reichweite.

Trevor ist im Moment in seiner dritten Saison am College, die vor kurzem begonnene Wintersaison ist mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die letzte, in der er unter Wettkampfbedingungen American Football spielen kann.

Und dann passierte es: Vor zwei Wochen verletzte sich Trevor Wikre im Training. Er hatte sich mit dem kleinen Finger im Trikot eines Mannschaftskollegen verhakt und sich dabei einen komplizierten Bruch dieses kleinen Fingers seiner rechten Hand zugezogen. Nach eingehender Untersuchung erklärten ihm die Ärzte, dass eine sofortige Operation notwendig sei, bei der ein Stahlstift eingesetzt werden müsse.
Damit wäre die Karriere des College-Sportlers beendet gewesen, da er es nach der Operation keinesfalls während der nun laufenden Saison mehr zurück auf den Football-Platz geschafft hätte.

Doch dann tat Travor Wikre etwas, über das so viele Leute nur sprechen. Er gab den kleinen Finger für eine Verlängerung seiner Zeit als Spieler seiner Lieblingssportart.
Er überzeugte die Ärzte davon, den Finger zu amputieren und verpasste deshalb nur ein einziges Spiel, letztes Wochenende war er bereits wieder im Einsatz, die rechte Hand ohne kleinen Finger in einer Hartgummischiene.
“Es war keine schwere Entscheidung, ich wusste sofort, dass ich es so wollte” wird er zitiert. Die Ärzte haben die Operation wohl nur deswegen durchgeführt, weil der Finger ohnehin steif geblieben wäre.

Nach dem Spiel gefragt, welche Folgen der Verlust des Fingers für sein weiteres Leben wohl haben wird, witzelte Trevor: “Ich möchte nach meinem Abschluss Sportlehrer werden. Das ist auch gut so, denn als Sekretär würde ich wohl keine Chance mehr bekommen, ich kann das P auf der Tastatur nämlich nicht mehr besonders gut treffen”

Kommentare

2 Kommentare zu “Gebe Finger, möchte spielen…”

  1. Ole am 10.17.08 00:08

    Irre, die Geschichte.
    Auf den zweiten Blick: Die Ärzte hätten der Amputation gewiss nicht zugestimmt, wenn der Finger funktionsfähig werden konnte.

  2. xanos am 10.21.08 08:50

    http://www.phdcomics.com/comics/archive/phd102008s.gif
    Vermutlich eh die bessere Zukunftsperspektive

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