Online Voodoo People

von Elke Wittich

Früher war alles viel besser, jedenfalls dann, wenn es darum ging, böse Nervensägen online zu bestrafen:
Gab man Worte wie »voodoo-doll« oder, besser noch, »online-voodoo« in irgendeine Suchmaschine ein, erschienen zunächst ein, zwei Links zu obskuren US-Kräuterläden, und dann folgten auch schon jede Menge URLs zu lustigen kostenlosen Webseiten, auf denen man mehr oder weniger hübsch gezeichnete Püppchen mit Namen und langen Nadeln versehen konnte.

Aus, vorbei. Wer heute nur mal eben kurz und folgenlos seinen Hass loswerden will, muss sich zunächst durch jede Menge Voodoo-Shop-Links quälen (Standardpreis für eine Stoffpuppe ohne Fluch 17,95 Dollar einschl. ein Jahr Garantie), Ebay-Anzeigen ignorieren und merkwürdig verwirrte Blogschreiber ausblenden und hat damit alles in allem, wenn’s schlecht läuft, locker eine halbe Stunde verdaddelt, ohne auch nur ansatzweise weitergekommen zu sein. Denn es gibt zwar vordergründig großartige Angebote wie ­vivavoodoo.com, wo man sich ein Abbild des jeweiligen Ekelpakets erstellen und die Puppe des Gemeinlings dann kostenlos downloaden kann, aber was hilft das, wenn man keine Nadeln dazu geliefert bekommt? Nix. Also weitersuchen.

E-Mail-Voodoo (? Ganz dumme Idee, vor allem in Phasen von generellem Menschheitshass fehlt dafür ganz einfach die richtige Adresse. Bleibt diese Möglichkeit, wo man ein leidlich hübsches Püppchen mit Nadeln stechen und aus unbekannten Gründen auch mit einem Bügeleisen verhexen lassen kann.

Die lästige Umwelt einfach zu ignorieren, ist allerdings einfacher.

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