Neues vom Ute Bock Cup

von Philipp Spichtinger

Für den Ute Bock Cup, der am 7. Juni in Wien ausgetragen wird, wirbt jetzt auch ein Kinospot.

Die Freunde der Friedhofstribüne teilen mit:

Der Kinospot zum Ute Bock Cup 2009 ist unter folgender URL in hoher Qualität abrufbar: http://austria.kanalb.org/clip.php?clipId=2301

Hard Facts zum Utes Bock Cup:
Wo: Wiener Sport-Club Platz, Alszeile 19, 1170 Wien
Wann: 7. Juni 2009, 13h. Ab 22h wird im Clublokal „The Flag“ (im Stadion) weitergefeiert
DJs: Paul Poser, Evol und Ditschko Hernals (WRED), Florian Scheibein (Stadtpark Musik),DJ Ottomatic (Vienna Art Lab)
Bands: Austronom, 68 Dreadlocks
Moderation: Udo Huber
Für Verpflegung werden die Friends of Durruti sorgen!
Der Eintritt ist für BesucherInnen selbstverständlich kostenlos!

Im Rahmen des Turniers wird es auch die Möglichkeit geben, die Ausstellung von Hansel Sato „Mala educación“ Hansel Sato – Eine kleine Kulturgeschichte des Alltagsrassismus zu besichtigen. In
seinen Zeichnungen zeigt er ein starkes Statement gegen jede Form von Ausgrenzung, Alltagsrassismus, Diskriminierung, Vorurteilen und Klischees, denen er im Alltag begegnet und die durch ihre mediale Präsenz in unseren Köpfen stecken.

Und wer sind die Freunde der Friedhofstribüne?
Fragem wir sie doch einfach selbst:

Die FreundInnen der Friedhofstribuene sind seit den späten 80er Jahren auf der Alszeile
im schönen 17. Wiener Gemeindebezirk zu finden, die den schmalen Grad zwischen dem
Platz des Wiener Sportclubs und dem Dornbacher/Hernalser Friedhof markiert. Offizielles
“Gründungsereignis” war dabei der wahnsinnige Fusionierungsplan des damaligen
Präsidenten Nouza mit dem schon immer wenig geschätzten SK Rap!d Wien, der durch
entsprechenden Widerstand erfolgreich verhindert werden konnte.
Von Beginn an war es unser Ziel, eine eigenständige Fankultur als Alternative zu den
beiden Wiener Großvereinen aufzuziehen mit dem wichtigen Kernelement, offen und
engagiert gegen Gewalt und Rassismus am Fußballplatz aufzutreten. Das sich deshalb
der Beliebtheitswert der Friedhofstribüne speziell in der Bundesliga in Grenzen hielt war
kaum überraschend. Dennoch – und speziell durch die nicht gerade vom Glück verfolgte
Vereinsgeschichte des Wiener Sport-Clubs – steht die Friedhofstribüne für positiven
Support durch den jedes Spiel resultatsunabhängig in eine feucht-fröhliche Party
umfunktioniert wird.
Ein weiterer, wichtiger Bestandteil – vor allem im Auftritt nach außen hin – war auch das
Fanzine “Schwarz auf Weiß” durch das unsere Standpunkte eine breiteren Öffentlichkeit
zugänglich gemacht wurden und das auch mitverantwortlich für einen stetigen Zuwachs
auf der Friedhofstribüne war. Um rechtlichen Schwierigkeiten beim Vertrieb des Fanzines
aus dem Weg zu gehen wurde dann auch offiziell der Verein “FreundInnen der
Friedhofstribüne” gegründet.
Die finanziellen Turbulenzen der 90er Jahre und der Abstieg bis in die 4. Leistungsstufe
erforderten dann ein noch stärkeres, vereinsinternes Engagement der Friedhofstribüne
um das Überleben des Wiener Sport-Clubs zu ermöglich. Während zunächst Aufgaben
wie der Kartenverkauf, das Waschen der Spielerdressen, die Reinigung der Tribünen und
ähnliches übernommen wurden, engagierten sich darüber hinaus auch immer mehr
FriedhofstribünlerInnen im Vorstand des Clubs.
Heute sind die “FreundInnen der Friedhofstribüne” ein – auch offiziell – fixer Bestandteil
des Vereinslebens. Wir verfügen über ein autonom geführtes Clubheim am Sportclubplatz
und haben es uns zum Ziel gesetzt, durch ein klar positioniertes Auftreten nach außen
hin und durch regelmäßige alternative Veranstaltungen auch in Bereichen ohne
unmittelbaren Fußballbezug unseren Verein zu einem fixen Bestandteil der Fußballkultur
in Österreich zu machen und somit seine Existenz langfristig zu sichern. Beispiele dafür
waren das Festival “Fußballfans gegen Gewalt und Fremdenhass” in der Wiener Arena, die interkulturellen Sport- und Kulturtage am Sportclubplatz sowie Vernissagen und
Lesungen im Clubheim.
Wir treten nach wie vor offen gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus nicht nur am Fußballplatz auf und verfolgen dabei auch laufend den Austausch mit anderen
Fangruppen bei Veranstaltungen wie z.B. bei BAFF-Treffen und der Mondiali Antirazzisti.

Mehr zu Ute Bock:
Ute Bock wurde 1942 in Linz geboren. Nach der Matura arbeitete sie ein Jahr in der Privatwirtschaft, bevor sie sich entschloss, Erzieherin zu werden. 1969 kam sie als Angestellte der Gemeinde Wien ins Gesellenheim Zohmanngasse im 10. Bezirk; 1976 wurde sie Leiterin der Zohmanngasse. Seit Anfang der Neunzigerjahre schickte das Jugendamt ausländische Jugendliche zu Ute Bock. Waren es zunächst Kinder aus Gastarbeiterfamilien, so kamen später auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Kriegsgebieten, die in Österreich um Asyl ansuchten, in die Zohmanngasse.
Ute Bock war viele Jahre hindurch die letzte Adresse für Jugendliche, die niemand wollte. Wussten
SozialarbeiterInnen oder FlüchtlingsbetreuerInnen nicht weiter, schickten sie die
Jugendlichen “zur Bock”, weil in der Zohmanngasse kein Jugendlicher – egal woher er
stammte – abgewiesen wurde.
Im September 1999 wurden bei einer Razzia in ihrem Heim mehr als 30 afrikanische
Jugendliche und junge Erwachsene wegen des Verdachts auf Drogenhandel
festgenommen. Ute Bock wurde wegen Bandenbildung und Drogenhandels angezeigt und
kurzfristig vom Dienst suspendiert.
Die Anklage gegen Ute Bock wurde fallengelassen, die Suspendierung aufgehoben, aber die Gemeinde Wien verbot Ute Bock, afrikanische AsylwerberInnen weiterhin in ihrem Heim unterzubringen.
Weil Ute Bock es nicht übers Herz brachte, die jungen Menschen auf die Straße zu setzen, organisierte sie private Wohngemeinschaften, die sie selbst finanzierte und in ihrer Freizeit betreute.
Für ihr soziales Engagement wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. So wurde ihr der UNHCR-Flüchtlingspreis (2000), der Bruno Kreisky-Preis für Menschenrechte (2002), der Dr. Karl Renner-Preis (2003), der Humanitätspreis des Roten Kreuzes (2004) und der Spin the Globe-Award von Siemens (2004) verliehen.
Weiters wurde sie 2004 von der Tageszeitung „Die Presse“ als eine von fünf
„ÖsterreicherInnen des Jahres“ in der Kategorie soziales Engagement nominiert. Im Jahr 2000 wurde von SOS Mitmensch ein eigener „Ute Bock-Preis für Zivilcourage“ gestiftet.
Seit Ute Bock im August 2000 in Pension ging, kümmert sie sich rund um die Uhr um ihre
Schützlinge. Ihr anfänglich kleines Wohnprojekt umfasst mittlerweile rund 60 Wohnungen, in denen sie über 310 Menschen Unterkunft und Verpflegung bietet.
Zusätzlich hat sie für mehrere hundert AsylwerberInnen, die keinerlei staatliche Unterstützung erhalten, aber auch nicht arbeiten dürfen, zumindest eine Meldeadresse und juristische Beratung organisiert, damit sie ihre Asylverfahren weiterführen können.
Bezahlt hat Ute Bock ihre Unterkünfte für obdachlose Asylwerber von ihrer Pension, Erspartem, Preisgeldern und Spenden.
Um derart viele Flüchtlinge versorgen zu können, ist Frau Bock ihrerseits auf Unterstützung durch Spenden und Sponsoren angewiesen. Die Kosten für das Wohnprojekt und die Ausgaben für individuelle Unterstützungen wie Studium, Deutschkurse oder medizinische Behandlungen belaufen sich monatlich auf Tausende von Euros. “Früher hab’ ich den Leuten Fahrscheine gekauft, heute überleg’ ich mir, ob ich mir zu Mittag eine Wurstsemmel leisten soll oder nicht”, sagt Ute Bock über ihre momentane Situation.
An Ute Bock verliehene Auszeichnungen:
UNHCR-Flüchtlingspreis (2000)
SOS Mitmensch Ute Bock-Preis für Zivilcourage (2000)
Dr. Karl Renner-Preis der Gemeinde Wien (2002)
Bruno Kreisky-Preis für Menschenrechte (2002)
Spin the Globe-Award (2004)
Preis des Österreichischen Roten Kreuzes (2004)
Greinecker-Senioren-Preis des ORF (2004)
Interkultur-Preis des Landes Oberösterreich (2004)
Frau des Jahres 2007 der Grünen Leopoldstadt (2007)

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