Weltmeister-Trainer Michael Timm trainiert fünf aktuelle Champions. Einer davon verteidigt Samstag in Helsinki den WM-Titel: Schwergewichtler Ruslan Chagaev. Ein Interview über Ruhe, Pläne und Psycho-Spielchen.

Herr Timm, Sie haben 2007 mit dem Sieg gegen Nikolai Valuev ihren großen Traum erfüllt.
Woran erinnern Sie sich am liebsten?

Michael Timm: „Der ganze Abend war gigantisch, einfach nur schön. Wenn ich daran denke, dass dieser Typ für viele Menschen damals unschlagbar war… Dann schafft es der kleine Schwergewichtler Ruslan Chagaev erstmals, und ich durfte ihn dabei trainieren. Das war ein ganz besonderer Augenblick für mich, den ich nie vergessen werde.“

Wie ist die Situation jetzt, zwei Jahre danach?

Michael Timm: „Ich bin von meinem Schützling sehr beeindruckt. Es hatte vor einem Jahr einen Achillessehnenriss, dass ist die schlimmste Verletzung, die du als Sportler haben kannst. Das hat er hervorragend weggesteckt.
Es hat mich sehr beeindruckt, wie gewissenhaft er letzten Herbst die Reha durchgezogen hat. Ruslan ist sehr hungrig, die Ungerechtigkeit, die ihm widerfahren ist, mit seinen Fäusten zu beantworten.“

Wie sehr sorgt sich ein Trainer eigentlich um den Größenunterschied?

Michael Timm: „Tja, so ist es nun mal. Es gibt große und kleine Menschen. Aber es muss nicht automatisch heißen, dass die kleinen mit den großen Boxern Probleme haben. Wie man beim letzten Mal gesehen hat, haben auch Große mit Kleinen Probleme. Ruslan hat gezeigt, wie es geht. Das wird er diesmal wieder tun. Wir haben uns viele Dinge ausgedacht. Wir sind bestens präpariert.“

Von der Gegenseite war zu hören, Ruslan wirke angespannt. Wie ist der Eindruck des
Trainers?

Michael Timm: „Ruslan hat die gesunde Anspannung eines Sportlers vor dem Wettkampf. Das ist normal und gut so.
Aber er ist alles andere als nervös. Er weiß, was er kann und wird auf seine Stärken vertrauen. Dass die anderen behaupten, er habe das Pressetraining boykottiert, tue ich als Psycho-Spiel ab. Wir haben angeboten bekommen, am Montag ein gesondertes Presse-Training zu absolvieren. Anstatt ein paar Dehn-Übungen zu machen, erschien uns sinnvoller, dass sich Ruslan mit den finnischen Journalisten in Ruhe zusammensetzt. Er hat ihnen dann eine Stunde die Fragen beantwortet. Irgendwann ist halt
genug der Worte. Wir freuen uns jedenfalls sehr auf Samstag.“

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