Fußball in New York. Damit verbinden die meisten Sportinteressierten wohl vor allem die 77er-Mannschaft von New York Cosmos. Abgehalfterten Stars wie Franz Beckenbauer und Pelé gelang es damals, Soccer populär zu machen, mehr als 70 000 Fans kamen zu ihren Spielen. Heute verirren sich im Schnitt 16 000 Zuschauer zu den Matches des populärsten Clubs Red Bull New York. Es herrscht also nicht gerade Fußballfieber in der Metropole. Trotzdem fordert die Initiative Borough Boys Supporters Club die Gründung eines zweiten New Yorker Fußballclubs für die höchste Spielklasse, die Major League Soccer. SportsWire sprach mit Nick Laveglia, Präsident der Borough Boys, über das Projekt.

Erzählen Sie mir doch mal bitte, wie es zur Gründung der Borough Boys kam und welche Ziele sie haben.

Angefangen hat alles im Jahr 2007. Damals gab es in der „New York Times“ einen Bericht über Fred Wilpon, den Besitzer des Baseball-Teams New York Mets. Er spielte öffentlich mit dem Gedanken, in einen Fußballclub für die MLS zu investieren und diesen im New Yorker Stadtteil Queens spielen zu lassen. Ein paar meiner Freunde und ich halten das für eine gute Idee, wollen dieses Anliegen unterstützen und eines Tages der offizielle Fanclub dieses Vereins sein.

Warum gehen Sie nicht einfach zu Red Bull New York? Den Club gibt es immerhin schon. Was stimmt mit denen nicht?

Wir haben kein Problem mit Red Bull New York. Viele unserer Mitglieder unterstützen den Club, manche haben sogar Dauerkarten, wir singen zusammen mit den Red-Bull-Fans bei den Spielen unserer Nationalmannschaft. Aber deren Stadion liegt halt sehr weit draußen – in New Jersey – und wir wollen ein Team haben, das innerhalb der Stadtgrenzen spielt. Seit der Gründung der MLS wurde das von den Offiziellen auch immer wieder als Ziel formuliert.

Welchen Vorteil brächte ein weiteres New Yorker Team für die Liga, wenn es doch immer noch viele Regionen in den USA gibt, in denen noch gar kein MLS-Verein spielt?

Stadtderbys – egal in welchem Land – üben immer eine besondere Faszination aus. Ein Derby in der großen Stadt New York City würde Fußballfans in aller Welt begeistern, da bin ich mir ganz sicher.

In den USA selbst hält sich die Begeisterung für Fußball ja eher in Grenzen. Zu Red Bull New York kommen im Durchschnitt 16 000 Fans.

Ich denke, dass die Besucherzahl in der nächsten Saison steigt. Red Bull wird in einem neuen, reinen Fußballstadion spielen, das verkehrstechnisch gut angebunden ist. Außerdem sagt die Besucherzahl nicht so richtig viel über das große Potenzial für Soccer in den USA aus.

Wie arbeitet Ihre Initiative? Wie gewinnen Sie Unterstützer?

Wir sind nicht besonders straff organisiert und erheben auch keine Mitgliedsbeiträge. Zurzeit sind auf unserer Mailing-Liste mehrere hundert Unterstützer, von denen wir eine ganze Reihe über Internet-Foren kennen gelernt haben. Um neue Unterstützer zu gewinnen, gehen wir mit Transparenten und Fahnen in Soccer Pubs sowie zu Spielen von Red Bull, niedrigklassigen Teams und der Nationalmannschaft und werben für unser Anliegen. Während der Fernsehübertragung eines Red-Bull-Spiels wurde unsere Initiative vom Kommentator erwähnt. Das war für uns eine große Sache, weil das Spiel im ganzen Land zu sehen war.

Welche Auswirkungen haben Ihre Aktivitäten? Die Entscheidung, ob ein Investor und die Liga irgendwo ein Team platzieren, dürfte eher unabhängig von den Aktionen der Borough Boys gefällt werden.

So wie der Sport in unserem Lande strukturiert ist, sind solche Entscheidungen in den meisten Fällen tatsächlich Business-Entscheidungen. Aber wir spielen trotzdem eine wichtige Rolle. Wir haben zwar nicht die Möglichkeit unseren eigenen Club zu gründen, wie es etwa in England mit den Milton Keynes Dons und dem FC United of Manchester passiert ist, aber wir können die Anzahl der Unterstützer des zukünftigen Teams vergrößern. Das ist schon ein wichtiges Signal für Investoren, weil die natürlich ein Interesse daran haben, dass viele Zuschauer zu den Spielen kommen.

Was machen Sie darüber hinaus?

Wir haben Kontakt zu Liga-Offiziellen, Politikern und weiteren wichtigen Personen aufgenommen. Wir waren zum Beispiel für ein Treffen zwischen Politikern und den Inhabern der Mets verantwortlich. Nach dem Gespräch sagte ein Vertreter der Stadt zu mir: „Sie haben es geschafft, die richtigen Leute zusammen zu bringen“. Das war schon ein tolles Gefühl! Leider treten wir trotzdem ein bisschen auf der Stelle. Als im vergangenen Jahr die Bewerbungen für die Erweiterung der MLS im Jahr 2011 eingereicht wurden, war New York nicht dabei. Ein Grund war sicherlich, dass die Stadt ziemlich hart von der Wirtschaftskrise getroffen wurde. Stattdessen werden Portland und Vancouver Teams für die MLS stellen. Interessant ist für uns jetzt die Klausel in David Beckhams Vertrag, die es ihm erlaubt, den 20. MLS-Club zu gründen. Das behalten wir im Auge.

Gibt es Fan-Szenen in den USA oder in anderen Ländern, die Ihnen als Vorbilder dienen?

Es gibt eine ganze Reihe von Clubs, bei denen eine Stimmung herrscht, die wir später auch gern hätten. Der FC St. Pauli aus Deutschland ist zum Beispiel ein Verein, den viele unserer Mitglieder als Vorbild sehen. Obwohl sie nur in der Zweiten Liga spielen, haben die im Stadion eine unglaublich großartige Atmosphäre. In der MLS sind es die Fans aus Seattle und Toronto, die einen besonders starken Support abliefern. Grundsätzlich ist uns sehr wichtig, dass unser Fanclub aus den unterschiedlichsten Menschen besteht. Bei uns wird niemand aufgrund von Hautfarbe, Religion oder Geschlecht abgelehnt, Diskriminierungen lehnen wir ab. New York City ist eine bunte, vielfältige Stadt – und das soll sich auch in unserer Fanszene widerspiegeln. Sollte sich jemand nicht an diesen Grundsatz halten, werden wir nicht zögern, die Person raus zu werfen.

Also dürfen bei den Borough Boys auch Girls mitmachen?

Selbstverständlich. Wir haben uns halt mal irgendwann für diesen Namen entschieden, aber das heißt doch nicht, dass wir ein Männerclub sind.

Finden Sie es manchmal ein bisschen seltsam, Fan von einem Verein zu sein, den es gar nicht gibt?

Nein. Es fühlt sich an, als wären wir wirklich ein wichtiger Teil des zukünftigen Vereins. Und wir werden garantiert noch leidenschaftlicher sein, wenn er schließlich wirklich in unserer Stadt spielt.

Kommentare

5 Kommentare zu “Mehr Fußball für New York City!”

  1. probek am 12.16.09 01:51

    … die 77er-Mannschaft New York Cosmos … mit abgehalfterten Stars wie Franz Beckenbauer, so so. Und weil der Franz so abgehalftert war, wurde er mit dem Hamburger SV nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1981 Zweiter und 1982 noch mal eben Deutscher Meister. Fängt ja super an, der Artikel.

  2. Elke Wittich am 12.16.09 04:36

    Nun, an Beckenbauer lag es wohl eher nicht, dass der HSV Meister wurde: “Spielte von 1980 bis 1982 beim HSV und kam auf nur 28 Einsätze” heißt es in der HSV-History unter http://www.hsv-history.de/beckenbauer.html.

  3. probek am 12.16.09 14:23

    Interessanter Einwand, hat aber mit der von mir kritisierten Anfangsthese eher wenig zu tun: hier wird ja davon geredet, er wäre schon 1977 “abgehalftert” gewesen. Wie gesagt: so abgehalftert kann man aber wohl nicht sein, wenn man noch mehr als drei Jahre später als in der Winterpause verpflichteter Spieler (fast) jedes Spiel in der Ersten Bundesliga mitmacht. Und die Mannschaft dann am Ende Zweiter wird.

  4. MadMax am 12.17.09 16:06

    Ich denke auch, dass der Sportjournalist Sakowitz in seiner Einleitung ein wenig übertrieben hat. Beckenbauer wechselte, nachdem er 76/77 insgesamt 33 Ligaspiele für die Münchner gemacht hatte, wohl eher aus persönlichen Gründen zu Cosmos. Andere Spieler des 77er-Teams von NY Cosmos waren aber durchaus mehr oder minder abgehalftert. Ob es aber Stars waren … ? Siehe http://en.wikipedia.org/wiki/New_York_Cosmos#1977_squad

  5. probek am 12.17.09 23:31

    Weil ich es gerade lese (und nicht weil ich hier weiter rummäkeln will):

    “Pelé drew in other retired stars to the Cosmos as well as Franz Beckenbauer, who was still considered the best defender in the world when he came to New York.”

    (Zitat aus: “When Soccer ruled the USA” von David Hirshey)

blogoscoop