Für die meisten Profifußballer dürfte es zu den großen Träumen gehören, bei einem der Top-Clubs in London einen Vertrag zu ergattern – auch aus finanziellen Gründen.
Einer der Gründe, warum sich Arsenal, Chelsea, Fulham, Tottenham und West Ham die hohen Gehälter für Kicker und Trainer leisten können, könnte die katastrophale Bezahlung des Servicepersonals sein.
Londons Bürgermeister Boris Johnson forderte die Londoner Vereine jetzt schriftlich auf, Servicekräften wenigstens so viel zu zahlen, wie vom Fair Pay Network als Minimum für das Leben in einer der teuersten Städte Europas ausgerechnet wurde.

Um sich das Leben in London leisten zu können, muss ein Single mindestens 7 Pfund 45, umgerechnet 9,41 Euro, pro Stunde verdienen. Zur Finanzierung des Lebensunterhalts am Rand der britischen Metropole ist ein Stundenlohn in Höhe sechs Pfund 80, umgerechnet 8,59 Euro nötig.

Auf Initiative des ehemaligen Bürgermeister Ken Livingstone erhalten alle Beschäftigten der Stadt in der London Greater Area mindestens den Stundenlohn von 7,45 Pfund, um unter anderem den Wegzug Geringverdienender aus der Innenstadt zu verhindern.

Die Londoner Top-Clubs halten sich dagegen keineswegs an den London-Mindestlohn, wie die Auswertung neuester Stellenanzeigen britischer Vereine durch Fair Pay Network ergab.
Tottenham suchte per Annonce beispielsweise Lagerarbeiter, die fünf Pfund 75, umgerechnet 7,26 Euro pro Stunde erhalten sollte – noch nicht einmal genug, um am Stadtrand leben zu können.
Fulham bot für einen Vertretungsjob sechs Pfund, umgerechnet 7,58 Euro.
Manche Nicht-London-Clubs, wie Manchester United und Liverpool offerierten gar nur 5 Pfund 25, rund 6,63 Euro pro Stunde, die Lebenshaltungskosten in diesen Städten sind allerdings auch weitaus niedriger als in der britischen Hauptstadt.

Mark Donne, Direktor von Fair Wage Pay, kritisierte die Zahlungsmoral der britischen Spitzenvereine scharf: “Der Fußball scheint eine der Industrien mit den größten Unterschieden zu sein, die wir kennen: Ein extrem reicher Sport, der sich von Leuten bedienen lässt, die unterhalb der Armutsgrenze leben.”

Bürgermeister Boris Johnson benutzte in seinem Brief an die Londoner Vereine deutlich weniger harsche Worte, sondern appel*ierte an die Clubs, ihren gering verdienenden Angestellten wie dem Personal in den Fanshops, Reinigungskräften und den im Catering Tätigen wenigstens die “London living wage” zu zahlen. Auch zu ihrem eigenen Vorteil: Angestellte, die sich keine Sorgen um ihre Existenz machen müssten, seien, so Johnson, schließlich besonders motiviert, loyal und einsatzfreudig.”

*auf besonderen Wunsch eines einzelnen Herrn hier das fehlende “l”

Kommentare

3 Kommentare zu “London: Premier League Clubs als Ausbeuter”

  1. RedJan am 10.30.08 02:07

    Ich appelliere an dich, mit deinen ‘l’s doch ein wenig großzügiger umzugehen. 😉

  2. Elke Wittich am 10.30.08 02:13

    Oh, stimmt 🙂
    Aber die London Clubs lassen sich auch von Appellen nicht beeindrucken, wetten?
    Ansonsten: Siehe edit im Text 😛

  3. RedJan am 10.30.08 02:30

    Ich begann mit jungen Jahren als glühender Verehrer von Kapitalismus und freier Marktwirtschaft und so wie es aussieht, werd ich als kommunistischer Greis enden.

    Normal is das andersrum, aber will ich normal sein?

    Es ist halt die Frage, wie viel Geld der Fußballinteressierte gewillt ist, in ‘seinen’ Club und in den ‘Erfolg’ seines Clubs zu stecken.
    Er ist schlicht nicht bereit, auch nur einen halben Pfifferling in das Servicepersonal zu investieren.

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