Eine Solidaritäts-Aktion mit einem wegen Mordversuchs zu zehn Jahren Gefängnis verurteilten Fan wird für den FC Liverpool ohne Folgen bleiben. Vor dem Montags-Spiel gegen West Ham hatten die Spieler beim Aufwärmen T-Shirts mit der Aufschrift “Free Michael Now” getragen. Der englische Fußballverband hatte daraufhin zunächst mit Sanktionen gedroht.

Die Football Association werde keine weiteren Schritte gegen Liverpool unternehmen, erklärte ein Sprecher am Mittwochabend. Der Verein habe die Gründe für die Solidaritätsaktion ausführlich dargelegt, aufgrund der besonderen Umstände verzichte man auf Strafen.

Der Fall des Liverpool-Fans Michael Shields erregt seit Ende Mai 2005 die britische Öffentlichkeit. Damals hatten zehn betrunkene Liverpool-Fans in einem kleinen bulgarischen Strandbad, wo sie Urlaub machten, randaliert. Als der Barkeeper Martin Georgiev nach dem Rechten sehen wollte, wurde er von mindestens drei Engländern geschlagen und, bereits am Boden liegend, getreten. Einer aus der Gruppe schlug Goergiev schließlich einen rund 4,5 Kilo schweren Stein auf den Kopf.

Neun Zeugen und Georgiev selbst, der die Mißhandlungen schwer verletzt überlebt hatte, identifizierten bei der folgenden Gerichtsverhandlung den damals 19-jährigen Michael Shields als Haupttäter.

Ob Shields, der bis heute seine Unschuld beteuert, wirklich zu den Tätern gehörte, ist unklar. Ein Mitglied der Gruppe, Graham Sankey, gestand, nach Liverpool zurückgekehrt, später die Tat, dieser junge Mann war bereits vorher mehrmals wegen gewalttätiger Delikte verhaftet worden. Nachdem ihm mitgeteilt wurde, dass er sein Geständnis entweder vor einem bulgarischen oder einem englischen Gericht wiederholen müsse, zog er es allerdings komplett zurück.
Wie glaubwürdig sein Geständnis war, ist unklar.

Shields wurde in Bulgarien zu zehn Jahren Haft verurteilt, konnte jedoch seine Strafe ab November 2006 in einem britischen Gefängnis absitzen, nachdem er sich verpflichtet hatte, 90.000 Pfund Strafe (in Raten) zu zahlen.

Im Frühjahr 2008 teilten die bulgarischen Behörden schließlich mit, dass von ihrer Seite aus einer Begnadigung Shields´ nichts mehr im Wege stehe. Der britische Justizminister Jack Steaw weigerte sich, Shields zu begnadigen. Seine Begründung sowie eine umfassende Faktensammlung findet sich in diesem sehr lesenswerten bei BBC Online-Artikel über den Fall.

Kommentare

1 Kommentar zu “Liverpool: Straffreie Solidarität mit inhaftiertem Fan”

  1. blogring.org am 12.23.08 10:04

    Blogring für shields…

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