Der große Liga-TÜV

von Alex Feuerherdt

Es müllert wieder in der Liga, einem Verein wird mit Jihad gedroht, ein Trainer wurde bereits gefeuert, und ein Verein kann ohne Messias und Geißbock nicht existieren. Alle 18 Vereine der ersten Fußball-Bundesliga und ihre Fans im großen Check. Eine hier leicht verspätet zu lesende*, aber dennoch streng objektive Vorschau auf die neue Saison, die am vergangenen Freitag begonnen hat.

VfL Wolfsburg

Team-Check: Werden die gegnerischen Verteidiger beim Meister wieder auf Grafite beißen? Halten die Mailänder auch nächstes Jahr wieder um Dzekos Hand an, weil der sie aus der Champions League gebombt hat? Oder fliegt Armin Veh zur Winterpause, und Peter Hartz wird beim Volkswagenclub Trainer, Manager, Präsident und Zeugwart in Personalunion? Man weiß es nicht, man steckt nicht drin.

Fan-Check: Am Ende der vergangenen Saison mischten sich unter die zwangsverpflichteten VW-Angestellten ein paar Erfolgsanhänger. Die sind aber schnell weg, wenn’s nicht läuft, und dann herrscht wieder eine Stimmung in der Arena wie nach einer Massenentlassung beim Mutterkonzern.

Polit-Check: Wolfsburg wurde 1938 von Hitler persönlich gegründet, damals unter dem Namen „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben”. Und Ashkan Dejagah will immer noch nicht gegen Israel spielen. Wo sind eigentlich die Alliierten, wenn man sie braucht?

Prognose: Einzug in die Europa League, aber nur ganz knapp.

FC Bayern München

Team-Check: Jürgen Klinsmann wollte jeden Spieler jeden Tag ein bisschen besser machen. Louis van Gaal will das auch, doch weil er nicht grinst, sondern grantelt, wenn er das sagt, sind alle ganz begeistert. Außerdem hat Bayern jetzt wieder einen Müller, der Tore schießt. Der heißt zwar nicht Gerd, sondern Thomas, und ist auch nicht klein und dick, sondern groß und dünn, aber wir sind schließlich nicht mehr in den Siebzigern.

Fan-Check: Als sich auf der vorletzten Jahreshauptversammlung ein Mitglied über den geringen Geräuschpegel in der heimischen Arena beschwerte, kläffte Uli Hoeneß: „Für die Scheißstimmung seid’s doch ihr verantwortlich”. Und zu was? Zu Recht!

Polit-Check: Kein anderer großer Verein widerstand den Nazis so lange wie der als „Judenclub” verunglimpfte FC Bayern. Doch das wollen die heutigen Bosse lieber nicht zu laut sagen. „Sonst laufen wir Gefahr, dass es Gegendemonstrationen gibt, da provoziert man etwas”, findet Vizepräsident Scherer, der alte Appeaser.

Prognose: Deutscher Meister, was denn sonst?

VfB Stuttgart

Team-Check: Zwar ist Hleb zurück, dafür jedoch Gomez weg. Übungsleiter Babbel ist ziemlich viel unterwegs, um seinen Trainerschein zu machen, und das Stadion über weite Strecken der Saison eine Baustelle. Könnte also eine eher durchwachsene Spielzeit werden. Aber: „Der Konjunktiv ist der Feind des Verlierers.” (Jens Lehmann) Und deshalb könnte es auch anders kommen.

Fan-Check: Aus der Kurve hört man schon mal das hier: „VfB – du bist uns’re Welt / Ja, wir ficken für Geld / Nur der harte Kern / zieht ihn raus, steckt ihn rein / für den Verein!” Da ist schon aus Gründen des guten Geschmacks Distanz geboten.

Polit-Check: Auch nicht besser ist das offizielle „VfB-Lied”: „Wir wollen Kameraden sein, erprobt in Freud’ und Leid / Es sei verbannt aus unsern Reih’n die Missgunst und der Neid / Die Parole heißt zum Wohl’ und aus Lieb’ zum Vaterland / Ihm zur Ehr’, immer mehr, stählen wir uns unverwandt”, heißt es in der dritten Strophe. Könnte glatt von Gerhard Mayer-Vorfelder stammen.

Prognose: Zwischen Platz 6 und 9.

Hertha BSC Berlin

Team-Check: Erst erschrak man vergangene Saison darüber, dass man Meister werden konnte, und dann darüber, dass man es doch nicht wurde. Jetzt ist Dieter Hoeneß weg, Simunic bei Hoffenheim, Voronin zurück in Liverpool – und Pantelic? Wieder auf Wanderschaft. Das kann aber auch ein Vorteil sein, weil garantiert wieder niemand den Club und seinen smarten Trainer Favre ernst nimmt.

Fan-Check: Selbst die Berufsmisanthropen auf der Tribüne hatten zwischendurch gute Laune, als die alte Dame Hertha plötzlich ihren zweiten Frühling erlebte. Inzwischen knurren und grummeln sie aber wieder wie eh und je.

Polit-Check: In Führers Olympiastadion neben dem Reichssportfeld zu spielen, geht natürlich gar nicht, auch nicht mit einer blauen Tartanbahn. Dafür hat sich aber mit den „Hertha-Junxx” vor genau acht Jahren der erste offizielle schwul-lesbische Fanclub der Fußball-Bundesliga gegründet und damit echte Pionierarbeit geleistet.

Prognose: Oberes Mittelfeld.

Hamburger SV

Team-Check: Trochowski, Guerrero, Jarolím, Jansen, jetzt Zé Roberto – der HSV ist eine regelrechte Bayern-Filiale geworden, und auch der neue Trainer Bruno Labbadia hat bekanntlich drei Jahre in München gekickt. Eine gute Voraussetzung, um sich nicht schon wieder von den Bremern gleich alle drei Wettbewerbe versauen zu lassen. Es wird auch langsam mal wieder Zeit für einen Titel – beim letzten, dem DFB-Pokalsieg 1987, war die Hälfte des aktuellen Kaders noch gar nicht auf der Welt.

Fan-Check: Bei keinem anderen Bundesligaclub greifen die Fans so aktiv in die Vereinspolitik ein wie beim HSV. Da werden bei einer Mitgliederversammlung auch schon mal per Mehrheitsbeschluss die Pressevertreter hinauskomplimentiert. Echte Basisdemokratie.

Polit-Check: Über ein Jahr lang wurde im vereinseigenen Museum zuletzt die Sonderausstellung „Die Raute unter dem Hakenkreuz – der HSV im Nationalsozialismus” gezeigt. Vorbildlich.

Prognose: Vizemeister, nur knapp hinter den Bayern.

Borussia Dortmund

Team-Check: Der BVB hat mit Lucas Barrios jetzt den Welttorjäger des Jahres 2008 in seinen Reihen. Was 37 Tore in der chilenischen Liga umgerechnet wert sind, weiß aber noch kein Mensch. Wichtiger sind ohnehin ganz andere Fragen: Landet Lüdenscheid-Nord wieder vor Herne-West? Und heult Jürgen Klopp, wenn er mit der Borussia in Mainz antritt?

Fan-Check: 51000 verkaufte Dauerkarten – das ist Bundesligarekord und entspricht ziemlich genau der Zahl, die herauskommt, wenn man den Zuschauerschnitt von Bayer Leverkusen und dem VfL Bochum addiert. Auf der Fan-Website schwatzgelb.de finden sich außerdem die besten und umfangreichsten Statistik-Datenbanken überhaupt.

Polit-Check: Seit die „Borussenfront” um ihren Führer „SS-Siggi” Borchardt weitgehend aus dem Stadion verdrängt worden ist und jetzt bei Amateurspielen ihr Unwesen treiben muss, ist die Dortmunder Arena keine No-go-Area mehr. Hat aber auch lange genug gedauert.

Prognose: Oberes Mittelfeld, einstelliger Tabellenplatz.

TSG 1899 Hoffenheim

Team-Check: Professor Rangnick will ein „Maximum an Flexibilität und ein Mindestmaß an Ordnung und Symmetrie”, weshalb Heiko Walkenhorst vom „Akademikerfanclub Hoffenheim” die Stirn in Falten legt: „Es wird zu einer Renaissance der Effizienz zu Lasten des spielimmanent Ästhetischen kommen.” Wozu sonst hat man schließlich Herthas Joe Simunic eingekauft?

Fan-Check: Das Repertoire an Schlachtgesängen umfasst neben „Hurra, das ganze Dorf ist da” inzwischen auch den Intellektuellen-Jingle „Pyromanen ham immer Feuer / Schizophrene sind nie allein / Pädophile ham immer Bonbons / und wir ham Hoffenheim”. Dem Vernehmen nach singt sogar Dietmar Hopp lauthals mit.

Polit-Check: Die TSG ist ein „Retortenverein” und Hopp der „Sohn einer Hure”. Finden jedenfalls irgendwie fast alle, worüber sich wiederum die junge Welt freut, weil das „zumindest partiell antikapitalistisch” sei. Angesichts dessen muss man schon aus Prinzip pro Hoffenheim sein.

Prognose: Oberes Mittelfeld, mehr ist nicht drin.

FC Schalke 04

Team-Check: Warum soll Felix Magath mit Schalke eigentlich nicht das gelingen, was er auch mit den Wolfsburgern geschafft hat? Womöglich bringt er sogar Kevin Kuranyi wieder in die Spur, der zuletzt vom Strand aus das Meer nicht traf, und macht aus Halil Altintop einen neuen Dzeko. Doch gut Ding will Weile haben, und deshalb wird sich die schalenlose Zeit am Ende der Saison auf 52 Jahre verlängert haben.

Fan-Check: Nachdem der „Muslim-Markt” mit einem Jihad droht, diskutiert der Schalker Anhang, ob er diese Zeilen aus dem Vereinslied noch singen darf: „Mohammed war ein Prophet / Der vom Fußballspielen nichts versteht / Doch aus all der schönen Farbenpracht / Hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht.” Bleibt standhaft, Knappen und Knappinnen!

Polit-Check: Früher Führers Lieblingsclub, heute Gazprom-Filiale. Und dann auch noch den „Kotelett-Kaiser” Clemens Tönnies als Aufsichtsratsvorsitzenden. Schlimmer geht’s nimmer.

Prognose: Ein Platz in der Europa League sollte drin sein.

Bayer 04 Leverkusen

Team-Check: Dass mit Wolfsburg ausgerechnet die andere Werkself den Titel geholt hat, dürfte die Vizekusener schwer gewurmt haben. Aber jetzt ist mit Jupp Heynckes ja ein echter Meistertrainer aus der Rente an den Rhein gekommen. Trotzdem wird es am Ende sein wie immer: Bayer spielt schön, aber erfolglos, und verliert Toni Kroos am Ende der Saison wieder an den FC Bayern.

Fan-Check: Der Leverkusener Anhang macht die „BayArena” wahrlich nicht zum Hexenkessel und musste zuletzt auch noch für ein halbes Jahr ins Düsseldorfer Exil, was vor allem der Konkurrenz aus Köln die Freudentränen in die Augen trieb. Immerhin ist die eigene Hütte jetzt aber größer und schöner als je zuvor.

Polit-Check: Wäre der Morgenthau-Plan umgesetzt worden, dann gäbe es Bayer gar nicht mehr. Er wurde es aber nicht, und der Konzern stritt stets jegliche Verantwortung für das kriminelle Treiben der IG Farben ab. Warum sollte man also Fan seiner Sportabteilung sein?

Prognose: Knapp an den Europa-League-Plätzen vorbei.

Werder Bremen

Team-Check: Trotz Diegos Weggang wird der Club nicht noch einmal eine solch katastrophale Bundesligasaison wie die letzte erleben. Denn Özil und Marin sind Kandidaten für einen Spitzenplatz in der Rubrik „Außenbahn offensiv” der nächsten kicker-Rangliste, Frings und Borowski trotz eines Seuchenjahres immer noch gehobene Qualität. Wenn jetzt noch Pizarro endgültig von Chelsea losgeeist wird, gibt es auch kein Sturmproblem.

Fan-Check: 4510 Euro war einem Werder-Anhänger die Papierkugel wert, die im Uefa-Pokal-Halbfinale gegen den HSV für den siegtorbringenden Eckstoß sorgte. Das ist doch mal wahre Vereinsliebe. Gerüchten zufolge soll das gute Stück beim nächsten Spiel gegen den verhassten Konkurrenten übrigens wieder zum Einsatz kommen.

Polit-Check: Werder ist auch ohne Willi Lemke von vorne bis hinten ein sozialdemokratischer Verein mit hohem Gähn-Faktor. Doch in der digitalen Fanszene, etwa beim Weblog verbrochenes.net, arbeitet man nach Kräften an der Entsozifizierung. Und das ist auch gut so.

Prognose: Platz drei.

Hannover 96

Team-Check: Nachdem sich die Bayern zur allgemeinen Überraschung doch nicht für Robert Enke interessiert haben und mit Karim Haggui ein kerniger Innenverteidiger aus Leverkusen kam, steigen die Chancen, diesmal nicht die Schießbude der Liga zu werden. Dieter Hecking ist außerdem mit drei Spielzeiten schon jetzt dienstältester 96-Trainer. Solche Voraussetzungen gelten an der Leine bereits als paradiesisch, selbst wenn Jan Schlaudraff weiterhin öfter in der Reha als auf dem Platz zu finden ist.

Fan-Check: „Jedes Jahr ein Kind / bis es sechsundneunzig sind” – die Hannoveraner Anhänger besingen oft und gerne ihre Bereitschaft, selbst für den nötigen Fußballnachwuchs zu sorgen. Außerdem hassen sie Wolfsburg und Braunschweig. Da kann man nicht meckern.

Polit-Check: „96, alte Liebe / Rot steht dir sehr viel besser als gelb-blau”, hebt der Refrain der offiziellen Vereinshymne an. Der Niedersachse bringt seine Sympathien halt gern subtil rüber.

Prognose: Platz 15, mit Müh’ und Not.

1. FC Köln

Team-Check: Endlich ist er wieder da, der Barack Obama von Kölle. Lukas Podolskis Rückkehr aus München hat sogar die Re-Migration des vorherigen Messias Christoph Daum in die Türkei in Vergessenheit geraten lassen – aber auch, dass die Mannschaft trotz Podolski nicht mehr ist als Mittelmaß. Und wehe, wenn die erste Euphorie verklungen und der Karneval noch fern ist.

Fan-Check: Nirgendwo sonst ist die Stadt so mit ihrem Club verschmolzen wie in Köln, nirgendwo sonst wird die Vereinshymne vor dem Spiel mit mehr Inbrunst gesungen. Man verzeiht der Clubführung sogar, dass sie einen kastrierten Ziegenbock zum Maskottchen gemacht hat.

Polit-Check: Träte Prinz Poldi zu den kommenden Kommunalwahlen als Oberbürgermeister-Kandidat an, ihm wäre ein Ergebnis gewiss, das SED-Dimensionen hätte. Ansonsten sind die heimattümelnden Kölner auch außerhalb des Karnevals davon überzeugt, dass ihre Stadt der Mittelpunkt der Welt ist. Nervtötend. Aber ungefährlich, solange Poldi keine Partei gründet.

Prognose: Unteres, aber gesichertes Mittelfeld.

Eintracht Frankfurt

Team-Check: Der neue Coach Michael Skibbe hat Ioannis Amanatidis als Kapitän abgesetzt, woraufhin der wütend aus dem Mannschaftsrat zurücktrat und im Training seinen Frust an Mitspieler Habib Bellaid ausließ. Am Riederwald brennt also mal wieder der Baum, und die Frankfurter Rundschau glaubt: „Die Fans, die mit ihrem Krakeele Friedhelm Funkel verjagt haben, werden schon bald auf Knien angekrochen kommen und Abbitte leisten.”

Fan-Check: Die Eintracht-Ultras sorgen immer noch für die schönsten Choreografien. Unvergessen ist vor allem jene aus dem September 2003 vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern, bei der aus dem FCK-Vereinswappen allmählich der Schriftzug „FUCK” wurde.

Polit-Check: Ähnlich wie der FC Bayern galt auch die Eintracht den Antisemiten vor 1933 als „Judenclub”, unterwarf sich den Nazis allerdings deutlich früher als der Münchner Verein. Nachzulesen in Matthias Thomas akribisch recherchiertem Buch „Wir waren die Juddebube”.

Prognose: Unteres Mittelfeld.

VfL Bochum

Team-Check: Wenn die Stars fehlen, muss es das Kollektiv richten. Also befahl Trainer Koller eine so genannte Teambuilding-Maßnahme und ließ seine Spieler den 2500 Meter hohen Schweizer Säntis-Gipfel besteigen – in zwei Etappen, mit einer Übernachtung in Fünferzimmern auf Matratzenlagern. Bei der Ankunft auf dem Gipfel gab es dann Minusgrade, Nebel und Schnee. Schlimmer kann kein Abstiegskampf sein.

Fan-Check: „Die Dominas in Bochum sind derzeit praktisch arbeitslos”, schreibt Frank Goosen, genialer Kolumnist und zeit seines Lebens geplagter VfL-Anhänger. „Wer Gefallen daran findet, sich organisiert quälen zu lassen, der geht einfach ins Stadion.” Allerdings wollen sich immer weniger diese organisierte Quälerei antun. Irgendwie verständlich.

Polit-Check: Der VfL könnte ein sympathischer Underdog sein, wenn, ja, wenn nicht immer noch Grönemeyers „Bochum” vor jedem Heimspiel aus den Boxen dröhnen würde. Da vergeht einem alles.

Prognose: Es geht mal wieder in die Zweite Liga. Schade eigentlich.

Borussia Mönchengladbach

Team-Check: Baumjohann nach München, Marin nach Bremen, Galasek in den Ruhestand – das muss der Club erst mal verkraften, auch wenn die 8,5 Millionen Euro für Marin sofort reinvestiert wurden und in den Neuzugängen Arango und Bobadilla gut angelegt sein dürften. Immerhin ist der neue Trainer Michael Frontzeck ein echter Gladbacher Jung’ und wird am Niederrhein deutlich mehr geschätzt als zuletzt in Ostwestfalen.

Fan-Check: Im emsländischen Lingen gibt es einen Fanclub mit dem programmatischen Namen „Im Vollrausch zum Berge”. Dazu die Zeitschrift 11Freunde gewohnt lakonisch: „Haben den Umzug der Borussen in den Nordpark immer noch nicht mitbekommen und wanken alle zwei Wochen lattenstramm zum Bökelberg. War ja auch das schönere Stadion.”

Polit-Check: Die Borussia holte als erster Bundesligaclub einen Israeli und hat derzeit mit Alberman und Colautti sogar gleich zwei in ihren Reihen – ein Eldorado für Antideutsche. Masel tov!

Prognose: Es wird wieder knapp, aber der Klassenerhalt gelingt.

SC Freiburg

Team-Check: Neben dem Ski- wird demnächst wohl auch das Go-Kart-Fahren in die Liste der Freizeitbeschäftigungen aufgenommen, denen Fußballprofis wg. akuter Verletzungsgefahr nicht mehr nachgehen dürfen. Supertalent Ömer Toprak hat sich bei einem Crash nämlich schwere Verbrennungen zugezogen und fällt monatelang aus. Trotzdem darf Trainer Robin Dutt die berechtigte Hoffnung hegen, dass sein Team auch in der ersten Liga mithalten kann.

Fan-Check: Dass Spieler, Verantwortliche, Journalisten und Fans in der Kneipe gemeinsam ein Bier trinken, gibt’s wohl nur in Freiburg, konkret: im „Swamp” – was übersetzt so viel bedeutet wie Sumpf. Wahre Breisgau-Idylle.

Polit-Check: Auch ohne Volker Finke ist der SC Freiburg der alternative Vorzeigeclub geblieben, den nicht nur Günter Grass verehrt, weil „sie dort noch ehrlichen Fußball spielen”. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, gibt’s vor den Heimspielen auch noch das „Badenerlied”. Zum Weglaufen.

Prognose: Sicherer Klassenerhalt.

Mainz 05

Team-Check: Hätte man’s gedacht, dass die Mainzer auch ohne Jürgen Klopp aufsteigen können? Trotzdem hat der Karnevalsverein nach der Blamage im DFB-Pokal Trainer Jörn Andersen völlig humorlos rausgeschmissen – noch vor dem Saisonstart! Schneller Feuern geht nicht. Sollte der unglaubliche Aristide Bancé, nachdem er seine Malaria auskuriert hat, ähnlich flott aufs Tor feuern, könnte Null-Fünf eventuell die Klasse halten. Aber nur dann.

Fan-Check: Die einen schwärmen von der stets euphorischen Stimmung im Bruchwegstadion, die anderen hassen die chronisch gute Laune und die penetranten Karnevalskostüme.

Polit-Check: Ein klassischer Außenseiter mit wenig Geld, der ein paar Mal tragisch knapp den Aufstieg verpasst hat, klaglos wieder in die Zweite Liga gegangen ist und niemandem etwas Böses will. Kurz: Mainz 05 ist einfach nur gut. Unerträglich gut.

Prognose: Es geht gleich wieder eins runter, aber mit Humba und Täterä.

1. FC Nürnberg

Team-Check: Die Abwehr blieb in der vergangenen Zweitligasaison in mehr als der Hälfte aller Spiele ohne Gegentor. Aber der Angriff ist beim besten Willen nicht erstligatauglich, also wird es Mintal wieder aus dem Mittelfeld richten müssen. Es sei denn, Ex-Europameister Charisteas erinnert sich doch noch mal daran, dass er eigentlich ein ganz passabler Stürmer ist.

Fan-Check: Was die Club-Fans bei der Aufstiegsfeier im Stadion angerichtet haben, lässt jeden Kreuzberger Kiezkämpfer vor Neid erblassen: den Rasen ramponiert, die Tore verbogen, die Eckfahnen geklaut, die Trainerbänke demoliert. Machte summa summarum beachtliche 250000 Euro Sachschaden.

Polit-Check: Ein Traum für jeden Intellektuellen: Trainer Oenning ist studierter Germanist, Grimme-Preisträger und passionierter Klavierspieler; mit Thomas „Mozart” Broich hat er einen Geistesverwandten in seinen Kader geholt. Außerdem ist der autoritäre Präsident Roth endlich weg.

Prognose: Platz 16 und Klassenerhalt in der Relegation.

* Zuerst erschienen in der Jungle World vom 6. August 2009, also vor dem ersten Spieltag.

Kommentare

2 Kommentare zu “Der große Liga-TÜV”

  1. links for 2009-08-12 | Du Gehst Niemals Allein am 08.12.09 14:04

    […] Der große Liga-TÜV : SportsWire "Wir wollen Kameraden sein, erprobt in Freud’ und Leid / Es sei verbannt aus unsern Reih’n die Missgunst und der Neid / Die Parole heißt zum Wohl’ und aus Lieb’ zum Vaterland / Ihm zur Ehr’, immer mehr, stählen wir uns unverwandt" (tags: bundesliga0910 vfbstuttgart musik) […]

  2. Nixi am 08.21.09 15:57

    warum fällt der stadionumbau des vfb negativ ins gewicht, und bei bremen nicht?

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