Beim Spiel Liechtenstein gegen Deutschland waren auch deutsche Nazis im Stadion. Äußerlich waren sie zwar unauffällig, ihre Äußerungen ließen jedoch kaum Zweifel über ihre Gesinnung aufkommen – die Länderspielkarten waren kein Problem.

Am 6. September 2008 fand das WM-Qualifikationsspiel zwischen Liechtenstein und Deutschland im Rheinparkstadion statt. Das Gros der angereisten oder in Liechtenstein wohnenden deutschen Fans freute sich über ein nie gefährdetes 6:0. Mit dabei war aber auch eine – ich glaube – in den meisten Stadien nicht gern gesehene Gruppe von Fußballfans: Nazis.
Die meisten fanden den Weg in das Stadion wohl durch den Erwerb einer Dauerkarte für die Heimspiele der Liechtensteiner Nationalmannschaft, wie von einigen auf Nachfrage versichert. Für sie endete das Spiel nicht, wie von der Anzeigetafel angezeigt, 6:0 sondern 4:2 (explizit so ausgesprochen). Als Erklärung diente ihnen die Herkunft von Lukas Podolski, dem gebürtigen Polen im Sturm der deutschen Nationalmannschaft, welcher mit zwei Toren maßgeblich am Sieg der Gäste beteiligt war. Für ihn und die weiteren ihrer Meinung nach „nichtdeutschen“ Spieler im Dress des DFB hatten diese deutschen Fans nur verächtliche und hasserfüllte Kommentare übrig.

Schon beim Betreten des Stadions waren einige schwarze Spruchbanner mit weißer Frakturschrift aufgefallen, die jedoch rein inhaltlich nicht weiter verdächtig waren. Spätestens als der erste der beschriebenen Fans sich über die Ausländer im deutschen Team beschwerte („Scheisspole“ wahlweise zu Trochowski oder Podolski, „Scheisstürke“ zu Tasci, oder einfach eine Aufzählung bzw. dass diese Spieler doch besser für ihr „Heimatland“ spielen sollen), alte Zeiten beschwor („früher durften richtige Deutsche mitspielen“, etc. bis hin zu demokratiefeindlichen Aussagen) und festhielt, dass Miroslav Klose ja kein Pole wie Prinz Poldi sei, sondern Schlesier und deshalb Deutscher, wurde auch dem naivsten Liechtensteiner und Deutschen klar, dass hier reaktionäre Gedanken laut ausgesprochen wurden.
Natürlich wurde von diesen Stadionbesuchern auch der Halbzeitstand zwischen der Schweiz und Israel (1:0) lautstark bejubelt. Die meisten Liechtensteiner freuten sich über die Führung der Nachbarn, einige Deutsche über den Rückstand Israels.

Der Liechtensteiner Fan blieb ruhig und besonnen, der „normale“ deutsche Fan hielt fest, dass leider bei jedem Spiel einige solcher ewig Gestriger dabei seien. Die meisten der im Stadion anwesenden Fans bemerkten die Nazis jedoch wahrscheinlich gar nicht, denn bis auf lautstarke Onkelz-Sprechchöre (Mexiko) waren diese weder durch Kleidung noch durch eindeutige Gesten oder lautstarke, rechte Aussagen zu erkennen; wohl auch nicht für Ordner oder die Polizei. Zudem kennt der Durchschnittsliechtensteiner wahrscheinlich nicht einmal das erwähnte Lied.
Darüber hinaus ist zum Glück nichts passiert, denn was bleibt einem danebenstehenden Fan anderes übrig – will er das Stadionerlebnis einigermaßen genießen – als das Gesagte zu ignorieren und sich über sechs schöne Tore zu freuen; was dem Liechtensteiner Fan aus nachvollziehbaren Gründen etwas schwerer viel. Nach dem Spiel konnte man im „Städtle“ in Vaduz dann endlich auch nette Deutsche kennenlernen…

Kommentare

1 Kommentar zu “Liechtenstein – Deutschland: 2 – 4”

  1. kudos am 09.16.09 19:17

    aha, onkelz = nazi. welcome back to diskurs of 1989.

blogoscoop