Die SG Flensburg-Handewitt sorgte mit einer sehr guten Platzierung in der TOYOTA Handball-Bundesliga für viele Glanzlichter. Zum Saisonfinale prägten aber zwei Verabschiedungen bei den Nordlichtern die Schlagzeilen. Lars Christiansen, der seit 1996 in Flensburg spielte, und Johnny Jensen, der nach den Stationen VfL Bad Schwartau (1999-2001) und ThSV Eisenach (2001-2003) vor sieben Jahren an der dänischen Grenze landete, kehren in ihre Heimatländer zurück. Ein Interview mit dem SG-Duo.

Lars Christiansen, nach 14 Jahren kehren Sie nach Dänemark zurück. War die TOYOTA Handball-Bundesliga für Sie ein prägender Lebensabschnitt?
Christiansen: Ja, das kann man sagen. 14 Jahre sind fast ein Drittel meines Lebens. 14 fantastische Jahre waren Flensburg und die Bundesliga ein Zuhause für mich. Die Atmosphäre war immer etwas Besonderes – auch auswärts. In Deutschland ist Handballspielen einfach ein Erlebnis.

Johnny Jensen, Sie waren elf Jahre in Deutschland. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Jensen: Wie es Lars schon sagte: Erlebnis ist das richtige Wort. Es war eine Super-Zeit – auch weil ich viel mit meiner Frau und meinen beiden Kindern zusammen sein konnte. Ursprünglich wollten wir das Abenteuer „Bundesliga” nur für zwei Jahre ausprobieren. Wenn wir uns nicht wohlgefühlt hätten, wären wir viel schneller nach Norwegen zurückgekehrt.

Wie kam Ihr Wechsel in die TOYOTA Handball-Bundesliga zu Stande?
Jensen: Anders Fältnäs (Anm. d. Red.: ein Schwede, trainierte Bad Schwartau) war in Sandefjord, um Tormod Moldestad zu beobachten. Mit Runar spielte er damals ein Derby gegen Sandefjord TIF, meinem Klub. Danach hat Anders Fältnäs mit seinem Manager gesprochen und mich auch verpflichtet. Es war ein Riesen-Vorteil, dass mit Tormod Moldestad noch ein Norweger nach Deutschland wechselte, zumal sich meine Frau und seine Frau gut kannten.

Wie war es bei Ihnen, Lars Christiansen?
Christiansen: Da fragen Sie am besten „Manni” Werner (Anm. d. Red.: damals SG-Manager). Er wollte mich unbedingt holen, nachdem ich im Herbst 1995 mit Kolding im Europacup gegen die SG gespielt hatte. Torhüter Jan Holpert fragte mich direkt nach der Partie: Warum kommst du nicht zu uns?

Sie sind der SG immer treu geblieben. Es muss die richtige Wahl gewesen sein…
Christiansen: Ich hatte häufiger Angebote aus Deutschland oder Spanien, Barcelona zum Beispiel hat zwei Mal mit mir gesprochen. Meine Träume wurden aber immer in Flensburg erfüllt. Wir waren immer unter den ersten Fünf der Bundesliga und gehörten damit stets zu den besten Mannschaften in der Welt.

Johnny Jensen, bei Ihnen war es etwas anders…
Jensen: Ich wollte es in Deutschland etwas ruhiger angehen und mich in einem Klub, in dem nicht ganz so viel Druck herrscht, beweisen. Dann wartete ich darauf, dass ein Spitzenklub anklopft. Wenn wir nach Norwegen fuhren und stets Flensburg passierten, fragte mich meine Frau immer, warum ich denn nicht hier spiele. Als das Angebot dann wirklich von der SG kam, musste ich nicht überlegen.

Das war 2003. Und 2004 waren Sie bereits Deutscher Meister…
Jensen: Das war unglaublich. Ich weiß noch wie heute, als Jan Holpert nach dem entscheidenden Spiel gegen Nordhorn zu mir kam und sagte: Ich spiele schon so lange in Flensburg und musste so lange auf diese Meisterschaft warten. Bei dir klappt es gleich im ersten Jahr.

Lars Christiansen, Sie brauchten – wie Jan Holpert – etwas mehr Geduld für diesen Titel…
Christiansen: Für die Meisterschaft, meinem größten Erfolg im SG-Trikot, war ein gewisser Prozess nötig. Zunächst wurden wir Zweiter, bestätigten immer wieder diese Spitzenplatzierung. So erwarben wir uns bei den Gegnern Respekt – und schließlich klappte es mit der Deutschen Meisterschaft.

Warum ist gerade jetzt Schluss? Wie sehen die Zukunftspläne aus?
Christiansen: Für mich war einfach die Zeit gekommen. Ich hatte mir immer versprochen, dann aufzuhören, wenn man noch die Chance hat, selbst aufzuhören. Außerdem möchte ich in der Nähe von meinem Sohn, der in Dänemark lebt, wohnen. Im Moment brauche ich für einen Weg immer 70 Minuten mit dem Auto. Mit dem Handball höre ich nicht auf. Ich werde noch drei Jahre für einen dänischen Erstligisten spielen.
Jensen: In dieser Saison konnte ich nicht spielen. Immer wenn ich etwas intensiver trainierte, schwoll mein Knie an. Ich könnte vielleicht 80 Prozent geben, in der Bundesliga sind aber 110 Prozent nötig. Es fällt mir schwer, Flensburg zu verlassen, ich freue mich aber auch auf Norwegen. In Nøtterøy (Anm. d. Red.: 70 Kilometer südwestlich von Oslo) werde ich den dort ansässigen Zweitligisten unterstützen. Es besteht der Plan, in drei bis vier Jahren in die erste Liga Norwegens aufzusteigen. Außerdem werde ich eine Trainer-Lizenz machen. In der Region soll ein Leistungszentrum für mehrere Mannschaftssportarten aufgebaut werden.

Sieben Jahre haben Sie gemeinsam bei der SG gespielt. Lars Christiansen, wie würden Sie Johnny Jensen charakterisieren?

Christiansen: Fast alle haben es gehasst, gegen ihn zu spielen. Er war hart, aber fair, hat immer 100 Prozent auf dem Spielfeld gegeben. Johnny ist ein Charakter-Typ. Ich hätte ihm einen schöneren Abschied von der Handball-Bühne gewünscht. Schade, dass er in der letzten Saison nicht mehr spielen konnte. Ihn werde ich wirklich vermissen. Aber schon im Juni möchte ich ihn in Norwegen besuchen.
Jensen: Ich freue mich bereits auf diesen Besuch. Lars ist nicht nur einer der besten Handballer der Welt, sondern ein sehr guter Mannschaftskollege. Selbst an freien Tagen haben wir oft telefoniert, oder gemeinsam Kaffee getrunken. Ich habe von ihm auch etwas gelernt: Den Dreher kann ich jetzt fast besser als er.

Kommentare

Comments are closed.

blogoscoop