Kuntzstück

von Alex Feuerherdt

Im April 2008  wechselte Stefan Kuntz vom Posten des Managers des VfL Bochum auf den des Präsidenten beim 1. FC Kaiserslautern. Ein Himmelfahrtskommando, denn zu diesem Zeitpunkt, sechs Runden vor Saisonende, hatte der Zweitligaklub acht Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Am letzten Spieltag jedoch gelang den Pfälzern mit einem 3:0 über den 1. FC Köln schließlich die kaum noch für möglich gehaltene Rettung. Im März-Heft von 11 Freunde erzählt Kuntz im Gespräch unter anderem von jenem Tag.

Ein ausgesprochen lesenswertes Interview, mit diesem Highlight:

Wie sehr haben Sie an diesem Tag, dem 18. Mai 2008, gelitten?

Das wollen Sie nicht wissen. Ich wusste ja, dass ich beobachtet werde und von mir erwartet wird, dass ich Optimismus verbreite. Aber ganz ehrlich: Es ging mir nicht gut.

Sie hätten in die Katakomben gehen können.

Das wäre feige gewesen. Ich verlange ja auch von den Zuschauern, dass sie das aushalten. Auf dem gleichen Friedhof, auf dem Fritz Walter liegt, liegen auch meine Großeltern. Ich war an jenem Tag da und habe Leute auf dem Friedhof gesehen, die am Grab vom Fritz um Hilfe flehten. Dann bekam ich den Pfostenschuss des Kölners Helmes mit, und im nächsten Moment erlebte ich, wie der Himmel seine Schleusen öffnet. Alle echten Lauterer haben sich angeschaut und gewusst: Fritz-Walter-Wetter. Jetzt guckt er zu, der alte Fritz. Fünf Minuten später fällt das 1:0 für uns. Wer da keine Gänsehaut und Tränen in den Augen hat, ist emotional unterkühlt.

Kommentare

Comments are closed.

blogoscoop