Kinderhandel im Fußball

von Elke Wittich

In einem gerade erschienenen norwegischen Sachbuch werden schwere Vorwürfe gegen zahlreiche europäische Fußballvereine erhoben: Fifa-Vorschriften, die vor allem afrikanische Jugendliche vor Spieler-Händlern schützen sollen, werden demnach gezielt umgangen.
In einer thailändischen Fußballakademie fanden die Autoren beispielsweise zahlreiche Minderjährige von der Elfenbeinküste – das jüngste war gerade acht Jahre alt. Einer der Vereine, die mit diesem Internat zusammenarbeiten, ist Arsenal London.

«Den forsvunne diamanten. Historien om fotballens mørke side», deutsch: “Der verschwundene Diamant. Eine Geschichte über die dunkle Seite des Fußballs” lautet der Titel des Buches, das derzeit in Skandinavien Furore macht.
Jens M. Johansson, einer der beiden Autoren, erklärte in einem Interview mit der Tageszeitung “Dagbladet”, man habe bei den Recherchen umfassende Belege für systematischen Menschenhandel mit afrikanischen Kindern gefunden. Begünstigt werde der durch renommierte Clubs wie Manchester United, Chelsea, Arsenal und Barcelona, die mit obskuren Internaten zusammenarbeiten und “ganze Rechtsanwaltsbataillone beschäftigen, um Schlupflöcher in den Regeln zu finden”.

Talentierte Jungen, meist aus armen Familien stammend, werden von skrupellosen Agenten angesprochen. Die Eltern oft ohne große Nachfragen bereit, die Kinder in ein Internat wegzugeben. Von wo aus sie, so die Hoffnung, es vielleicht später in eine der großen europäischen Ligen schaffen könnten.

Paragraf 19 der Fifa-Regeln verbietet internationale Transfers von Spielern unter 18 Jahren aus Ländern außerhalb der EU.
Eigentlich: Im Alter von 16, 17 mit falschen Papieren nach Europa geschmuggelt, gelingt allerdings nur wenigen tatsächlich die große Karriere. Oder auch nur, einen Vertrag mit irgendeinem Verein zu ergattern: 20.000 junge afrikanische Männer sollen sich derzeit illegal in Europa befinden, die von ihren Agenten einfach sitzengelassen wurden, weil sie nicht vermittelt werden konnten – die meisten von ihnen sind obdachlos.

Mindestens grenzwertig ist daher, dass große europäische Vereine mit zweifelhaften Fußball-Akademien zusammenarbeiteten, in denen bereits ganz kleine Kinder wie der oben erwähnte Achtjährige auf die mögliche kommende Karriere vorbereitet werden.

Das norwegische Autorenteam fand beispielsweise in einem Internat, zu dem Barcelona – dessen Sponsor ausgerechnet das Kinderhilfswerk Unicef ist – durch Samuel Eto’o gute Beziehungen hat, elf Kinder aus Kamerun. Arsenal unterhält Kontakte zu einer Akademie in Vietnam, in der afrikanische Jungen ausgebildet werden.

Angst vor der Reaktion der im Buch genannten Vereine haben allerdings weder die Autoren noch der Verlag. Man habe alle Fälle gut dokumentiert, sagten die Verfasser Lars Backe Madsen und Jens M. Johansson.

Vorwürfe aus Fußballkreisen, das Buch “überproblematisiere” die Situation der afrikanischen Internatsschüler, denen immerhin die Chance auf eine bessere Zukunft geboten werde, wies Richard Aarø vom Tiden Norsk Forlag zurück.
“Es mag so aussehen, aber es ist niemals gut, ein Kind aus seiner Familie und seiner gewohnten Umgebung zu reißen, damit es sich zu einem Fußballspieler entwickelt. Diesen Jungen wird die Kindheit gestohlen, und das ist eine ganz klare Ausbeutung von Kindern, wie auch Ausbeutung armer Regionen.”

Kommentare

7 Kommentare zu “Kinderhandel im Fußball”

  1. christian am 10.14.08 09:13

    Hierzu zwei Filmtipps:

    Sold Out – From Street to Stadium (Von der Straße ins Stadion)
    R: John Buche, Ö 2002, 50min, Dok, OmU

    Black Starlets – How to survive a broken dream (Der Traum vom großem Fußball)
    R: Christoph Weber, D/Ghana 2006, 53min, Dok, OmU

  2. jörg am 10.14.08 22:56

    hat jemand ne ahnung ob und wann das buch auf deutsch oder englisch erscheint?

  3. Elke Wittich am 10.15.08 01:13

    Nein, aber ich wollte in den nächsten Tagen versuchen, ein Interview mit den Autoren zu machen, vllt wissen die dann schon, ob, wann und wo das Buch sonst erscheinen wird…

  4. jörg am 10.15.08 10:01

    danke für die info!

  5. Argentinien will jugendliche Fußball-Talente beschützen : SportsWire am 11.13.08 04:40

    […] vor allem für die Jugendlichen, die allein nach Europa kamen, endet der Fußballtraum oft genug im Elend: Bringt ein Spieler dann nicht die erwartete Leistung, wird er oft genug mittellos sich selbst […]

  6. Manni am 10.13.09 04:20

    Blödsinn, dass wird alles so hochgeschaukelt! Das wird hier alles so rübergebracht alls wären die Jugendlichen Geißeln die spielen müssen. Diese Kinder würden ohne ihre Vereine auch den ganzen tag fussball spielen weil sie davon träumen irgendwann genau durch so ein Profigehalt ihre Familie und sich zu ernähren!

  7. Alfonso Catadlo am 01.25.13 23:57

    Kinderhandel in der Schweiz.

    Die Globalisierung im Sport hat alle Kontinente vereinigt, die moderne Technik erlaubt eine ständige Verbreitung von Informationen über sportliche Entwicklung in fernen Ländern wie Peru, Argentinien oder Kamerun.
    Zur gleichen Zeit alle diese Informationen dienen die Gier von Menschen ohne Skrupel zu wecken.
    So wie in der Kolonialzeit, reiche und gebildete Europäer beuten dritten Welt Junge Menschen systematisch aus.

    Zug. 2013 Schweiz

    Hinter den eleganten Fenstern der luxuriösen Zug Innenstadt, junge Schweizer Managers mit Abschlüsse in den Weltbekannten Schulen von St. Gallen oder Zürich, bereiten ganz legal, versteht sich, Geschäftsoperationen, die keine Afrikanische oder Südamerikanischer Verbrecher sich trauen würde: Der Kinderhandel.

    Das System ist einfach: junge FussballSpieler ab 10 bis 15 Jahren alt, aus den Brasilianischen Favelas von Rio, aus den Peruanischen “barracones” von Callao oder aus den armen Vierteln von Cali werden rekrutiert und von der Not gezwungen beschämende Verträge zu unterzeichnen. Diese Kinder werden von einem Ort zum anderen bewegt, weg von ihren Familien, und werden zu einer strenge sportliche Vorbereitung gezwungen, kurz vor Ihre 18ten Geburtstag in Einigung mit Europäischen Profi-Teams werden genötigt professionelle Verträge zu unterschreiben.
    Die Verträge werden auf englisch oder Deutch oder Spanish gemacht, aber die Redaktion ist ziemlich egal da die Kinder kaum lesen oder schreiben können.
    Unsere gebildete Schweizer Manager fungieren gleichseitig als Berater und als Besitzer von den Fussballer – Spielerrechte, alles versteckt durch sehr geschickt formulierte Verträge.
    Die jugendliche werden dann für mehrere Jahren an einer Europäischer Verein liiert, Ihre Lohne bewegen sich in das übliche Minimum und die Strafe vor eventuelle Vertragsabbruche betragen Ziffern von 2 Millionen Euro aufwärts. Die monatliche Lohne reichen kaum um die Familien in Brasilien oder Kamerun zu unterstützen und so bleiben die Jugendliche von unsere Schweizer Menschenhändler abhängig.

    Die Schuldenfalle

    Logischerweise nach ein paar Jahren diese Jungen in Kontakt mit ihren Europäischen Fußball Kollegen und mit der modernen Gesellschaft, beginnen Ihre Opferstatus zu erkennen, aber unsere clevere Führungskräften, sind nicht umsonst in den besten Universitäten der Welt ausgebildet worden.

    Wenn die Spielern Ihre Lage verstehen und einen Situationswechseln fördern, werden die Rechnungen präsentiert. Alle Ausgaben, die unsere begabten Manager während diese Zeit entstanden sind, wurden mit Schweizer Präzision notiert und dokumentiert: Elegante Büros, Flugtickets, gemietete Autos, Geschäftsbesprechungen usw. alles wird von dem Spieler zurück verlangt. Die Zahlen summieren 200 bis 300 000 Franken.

    Folglich bleibt der Spieler weiter verpflichtet bei seinem Berater und Chef, er ist und bleibt nur ein Opfer. Wie konnte er diese Schulden bezahlen, wenn er nur genug zum überleben verdient?

    Im Falle eine hypothetische Änderung des Spielerberaters, wird der neue Berater gefördert, alle Schulden, die der Spieler entstehen, zu übernehmen noch dazu eine Verdienstausfallsentschädigung zu berücksichtigen.

    Mit einem verträgliche gesicherte 2 Millionen Euro Ausstiegsklausel, werden die Rechte des Schweizer Beraters Minimum 300.000 € betragen, plus weitere 300.000 € erwähnten Schulden, das macht locker eine Schuldenberg von etwa 600,000 €. ……..So was in Bezug auf Berater wechseln….

    Wir müssen nicht vergessen dass unsere Schweizer Agenten behalten ausserdem und immer noch die Spielerrechte aus einem eventuellen Spielertransfer. Also wenn der Spieler vor Ende des Vertrages transferiert wird, erhalten unser feine Freunde aus Zug die verträgliche vereinbarte Transfersumme (2 Millionen) und gleichseitig die Abhängigkeit des Spielers verlängert sich (vertragsmässig versteht sich) fürs weitere 4 Jahren.

    Fazit.

    Kinderhandel und Menschenhandel sind in unserer Zeit eine Realität, dieses Betriebssystem ist völlig legal, die FIFA-Regeln unterstützen diese Maschinerie, gleichseitig verbietet die FIFA auch den Rückgriff auf die normalen Gerichtsbeilegung von Streitigkeiten, FIFA hat Ihre eigenes Gerichts … logischerweise in der Schweiz ….wo sonst.

blogoscoop