Obwohl sie grundsätzlich verschleiert und in langärmeligen Trainingsanzügen antritt, kann sich die einzige afghanische Sportlerin, die bei den Olympischen Spielen in Peking für ihr Land starten darf, vor Fundamentalisten nicht sicher fühlen.
In dieser Woche verschwand Mehbooba Ahadyar aus dem Trainingslager in Italien – anscheinend, um in Norwegen Asyl zu beantragen. Von den Behörden wurde sie nach Informationen des Senders NRK und der Tageszeitung “Dagbladet” allerdings umgehend wieder zurückgeschickt.

Anmerkung: Ein Update der Geschichte um die afghanische Sportlerin findet sich hier
Es sind nur wenige Fakten, die zum Fall Mehbooba Ahadyar als gesichert gelten können: Fest steht, dass die Mittelstrecken-Läuferin seit einigen Tagen verschwunden ist. Bekannt ist auch, dass ihre Familie in Afghanistan von Taliban-Kämpfern bedroht wird. In einem Interview hatte die junge Frau vor einigen Monaten berichtet, dass sie und ihre Eltern aufgrund ihres sportlichen Engagements bereits mehrfach Morddrohungen erhalten hatten.
Nach Ahadyars Verschwinden befürchteten die italienischen Behörden zunächst, dass sie von Fundamentalisten verschleppt worden sein könnte. Norwegische Medien berichten nun aber, dass die Sportlerin in Norwegen – erfolglos – um politisches Asyl gebeten habe. Da das Außenministerium des Landes zu konkreten Einzelfällen nicht Stellung nehmen darf, blieb eine offizielle Bestätigung allerdings aus.

Ahadyars, die nur aufgrund einer Art Stipendium für die Olympischen Spiele qualifiziert ist, erhält in Norwegen bereits breite Unterstützung. Der Sport-Soziologe Gerd von der Lippe forderte den norwegischen Sportbund und seine Präsidentin Tove Paule auf, umgehend aktiv zu werden. “Wir leben nun einmal in einer Welt, in der auch der Sport politisch ist”, sagte er. Formell gesehen könne Paule zwar nichts tun, “aber Politik ist die Kunst des Möglichen, und in diesem Fall gibt es sicher eine Menge Mögliches.”

Mehbooba Ahadyars Optionen sind dagegen äußerst limitiert: Entweder lebt sie nach den Olympischen Spielen weiter mit den Todesdrohungen der Taliban in Afghanistan – oder sie versucht weiter, Asyl zu erhalten. Für den Fall, dass sie in Peking nicht startet, hat das Olympische Kommittee Afghanistan Ahadyars Familie nach Informationen des Fernsehsenders NRK mit Inhaftierung gedroht.

Kommentare

3 Kommentare zu “Kein Asyl für afghanische Olympia-Starterin?”

  1. benjamin am 07.15.08 20:35

    also mit inhaftierung zu drohen ist ja der hammer, dürfen die das?

  2. Elke Wittich am 07.15.08 21:13

    Stand so in einer norwegischen Tageszeitung, fand ich auch erstaunlich.
    Mittlerweile sagen sie aber, dass sie aus Verletzungsgründen nicht in Peking starten kann, ich poste nachher mal weitere Einzelheiten.
    Sehr seltsam, das alles….

  3. Update: Mehboba Ahdyar immer noch verschwunden : SportsWire am 08.01.08 12:15

    […] norwegische und britische Medien am 4. Juli das Verschwinden von Mehboba Ahdyar meldeten, hat sich an der Faktenlage nur Eines geändert: Mittlerweile haben alle internationalen Medien die […]

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