Bei einem Tennisturnier in Fes, Marokko, schied gerade Shahar Pe’er aus. Keine große Meldung scheinbar, außer dass mit der 21-jährigen Pe’er erstmals ein israelischer Profi in diesem arabischen Land antrat. Sportlich vielleicht nicht bedeutend, sportpolitisch aber bahnbrechend.

Der Begriff Ping-Pong-Diplomatie ist mittlerweile ein eingeführter politikwissenschaftlicher Terminus. Historisch beschreibt er die Annäherung der USA und der Volksrepublik China zu Beginn der Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts: Erst kam es zu Tischtennis-Begegnungen, dann zu politischen Gesprächen. Der Sport, das umschreibt der Begriff seither, ist zu einer Form der soften Außenpolitik geworden: Mal dienten Sportbegegnungen der Annäherung von verfeindeten Ländern, mal wurden Sportboykotte als softe Formen der Sanktion benutzt.

Eine besondere Form der Annäherung zweier Länder  fand gerade in Marokko ihr Ende: Shahar Pe’er, israelische Profitennisspielerin, nahm nämlich als erster Israeli an einem Turnier in dem arabischen Land teil. Allerdings verlor Pe’er, gerade 53. der Tennisweltrangliste, bei dem Turnier in Fes in der zweiten Runde gegen die tschechische Spielerin Lucie Hradecka mit 6:4, 6:1. Das ist für Pe’er, die am 1. Mai 22 Jahre alt wird, keine optimale Vorbereitung auf die French Open, die Ende Mai beginnen. Zuletzt sorgte Pe’er unfreiwillig für Aufsehen, weil sie bei einem Turnier in Dubai nicht antreten durfte.

Dass Pe’er jetzt in Marokko spielte, ist nicht nur sportpolitisch ein großer Schritt nach vorne. Es reiht sich ein in jüngere Tendenzen der internationalen Politik: Marokko brach im März die diplomatischen Beziehungen zum Iran ab, einem Regime, das bekanntlich Israel von der Landkarte löschen möchte. Und bei der umstrittenen Antirassismuskonferenz der UNO im April verließen auch die Delegierten Marokkos gemeinsam mit den meisten Delegierten von EU-Ländern den Saal, als Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad seine offen antisemitische Tirade verbreitete.

Früher war das anders: 1997 weigerte sich das marokkanische Tennis-Davis-Cup-Team noch, in Tel Aviv anzutreten. Und 1998 hatte die marokkanische Regierung der israelischen Mannschaft, die an der Cross-WM teilnehmen wollte, trotz vertraglicher Zusicherungen, die Einreise verweigert.  

Achtet man auf die Geräusche, die den Tennissport typisch machen, dürfte man von einer Plop-Plop-Diplomatie sprechen.

Kommentare

1 Kommentar zu “Israel+Marokko: Ping-Pong-Diplomatie”

  1. Home of Israel Tours, Egypt and Jordan Tours - Israel Tourism Consultants am 11.29.09 09:10

    Home of Israel Tours, Egypt and Jordan Tours – Israel Tourism Consultants…

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