Ohne jegliche Begründung schloss das IOC die humanitäre Organisation “Right to play”, bei der sich prominente Sportler wie Ian Thorpe engagieren, von allen Olympischen Spielen aus.
Voraugegangen waren Querelen zwischen der vom norwegischen Ex-Sport-Star Johann Olav Koss gegründeten Hilfsorganisation und den Veranstaltern der Winterspiele von Vancouver um einen Sponsor. Nun fühlt man sich in Norwegen an die Zeiten von Samaranch erinnert.

“Right to play”, 1994 während der Spiele in Lillehammer von Koss zunächst unter dem Namen “Olympic Aid gegründet, kümmert sich in mehr als 20 Ländern in Asien, Afrika und dem Mittleren Osten um Sportmöglichkeiten für Kinder. Die Organisation wird von zahlreichen Prominenten wie der deutschen Eisschnelläuferin Anni Friesinger unterstützt und ist seit 1994 bei allem Olympischen Spielen vertreten gewesen, um ihre Arbeit vorzustellen.

Nun soll damit Schluß sein, denn “Right to play” hat mit Mitsubishi den falschen Sponsoren als Partner. Offizieller Sponsor der Spiele ist jedoch General Motors Canada, das kanadische Organisationskommittee VANOC schloß einen Exklusivvertrag mit dem Hersteller ab. Das Angebot der Hilfsorganisation, den Vertrag mit Mitsubishi zu beenden, um im Gegenzug im Olympischen Dorf präsent zu sein, lehnte VANOC jedoch anscheind ab.
Und informierte gleichzeitig das IOC, das “Right to play” kurzerhand darüber informierte, bei Olympischen Spielen generell nicht mehr erwünscht zu sein – ohne Begründung und damit auch ohne Chance für “Right to play”, irgendetwas in der Sponsoren-Sache zu unternehmen.
Damit sei das Weiterbestehen der Organisation fraglich, erklärte Koss gegenüber der norwegischen Zeitung “Dagbladet”.

In Norwegen reagiert man äußerst empört auf den Rausschmiss von “Right to play” durch das IOC.
Das Verhalten des damaligen IOC-Präsidenten Samaranch ist einfach noch viel zu gut in Erinnerung:

1994 hatte, absolut unerwartet, die norwegische Kleinstadt Lillehammer, ohne vorangegangene Bestechung, die Olympischen Winterspiele austragen dürfen. Zur vielleicht erwarteten Dankbarkeit führte diese IOC-Entscheidung im Gastgeberland jedoch nicht.
Im Gegenteil: Kurz vor dem Start der Lillehammer-Spiele erklärte der dreifache Olympiasieger im Skilanglauf, Vegard Ulvang, in einem Interview, das IOC sei eine zutiefst undemokratische Vereinigung, die dringend reformiert werden müsse – unter anderem mit dem Ziel, Entscheidungen transparenter zu machen – und griff Samaranch wegen seiner in Norwegen ausführlich in den Medien diskutierten faschistischen Vergangenheit an.

Samaranchs Antwort kam ebenso prompt wie eindeutig und ist ein gutes Beispiel dafür, wie der IOC-Präsident taktierte: Er sprach sich in einer offiziellen Pressekonferenz, scheinbar beiläufig und ohne besonderen Grund, dafür aus, künftig auch Asthma-Medikamente auf die Dopingliste zu setzen – eine Erklärung, die außerhalb Norwegens nicht verstanden wurde. In Ulvangs Heimatland interpretierte man sie als Machtdemonstration, denn zufällig litt ausgerechnet dieser Sportler unter sogenanntem Belastungsasthma. Solche Luftnot-Anfälle werden durch Anstrengungen in kalter Luft hervorgerufen, können jedoch mit entsprechenden, bisher nicht auf der Dopingliste stehenden Medikamenten unterdrückt werden – der Vorstoß des IOC-Präsidenten war nichts anderes als die Androhung eines Berufsverbotes.

Daraufhin wurden die norwegischen Angriffe auf Samaranch noch heftiger, weitere Enthüllungen, beispielsweise über seine Amtszeit als Franco-Minister, folgten. Als der IOC-Präsident schließlich erklärte, er sei zutiefst beleidigt worden und könne sich daher gut vorstellen, der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Lillehammer fernzubleiben, waren die Norweger sehr zufrieden – eine satte Dreiviertel-Mehrheit hielt Samaranchs Vorhaben für eine gute Idee.

Der IOC-Vorsitzende kam trotzdem zur Auftaktveranstaltung, der Eklat blieb allerdings aus. Zuvor hatten sich Ulvang und Samaranch getroffen. “Er hat mich eine Stunde lang warten lassen und dann gerade fünf Minuten mit mir geredet”, sagte Ulvang später über das Treffen, “das Umfeld war unglaublich pompös, es war, als würde ich von einem König empfangen.”

Kommentare

3 Kommentare zu “IOC schließt humanitäre Sportler-NGO “Right to play” aus”

  1. IOC sabotiert eigene Ziele « Der Ballkönig am 01.23.09 20:22

    […] Links: jensweinreich.de sportswire.de […]

  2. Florian am 01.23.09 23:09

    Ich bin mir sicher, als Norweger fæhrt Koss auch Ski, olympische Bekanntheit erkangte er aber auf Kuven…

  3. Elke Wittich am 01.23.09 23:31

    @Florian: Det er sant 🙂

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