Über “Deutschsein als Alltag” referieren am Mittwoch im Tristeza (Berlin) Cetin Özaydin und Gerd Dembowski
Frühjahr 2010. Der DFB veröffentlicht im Vorfeld der Männer WM ein Video, in dem sich Eltern unterschiedlicher Herkünfte zum sprachlich bunten Grillabend treffen. Was haben sie gemeinsam, fragt die Stimme aus dem OFF. Ihre Kinder spielen in den Junioren-Teams des DFB. “Fussball ist Zukunft” endet der Trailer.
Nur ein paar Monate zuvor: Kurz nachdem die U-19 Juniorenauswahl des DFB die WM gewonnen hat, merkt Oliver Bierhoff in einem Interview leise an, dass es viele Zuschriften gegeben hätte, die sich über den großen Anteil nichtdeutscher Jugendlicher in dem Team beschwerten. Freude sieht anders aus. Wer gehört dazu, wer nicht? Was die DFB-Oberen erkannt zu haben scheinen – dass rassistische Ausgrenzung die eigene Jugendarbeit unterläuft – kommt beim gemeinen Fan und andernorts schlecht an. Noch immer tönt es vielerorts rassistisch aus der Kurve, noch immer ist Türkiyemspor Berlin der einzige nach 1945 von Migranten gegründete Verein im deutschen Profifussball – und das ohne eigene Spielflächen.

Es referieren:
Cetin Özaydin, Förderverein Türkiyemspor Berlin
Gerd Dembowski, Ausstellung “Tatort Stadion”

Ort: TRISTEZA :: Café ·Bar
Pannierstr. 5 – Berlin
(U Hermannplatz)

Zur Veranstaltungsreihe

Nationalfahnenbewimpelte Autokorsos, kaum eine Kneipe ohne Großbildleinwand, König Fussball beherrscht die Welt. Man kennt das von der WM 2006 in Deutschland. Es geht um mehr als ein Stück aufgepumptes Leder im Netz, denn nichts scheint die Schicksalsgemeinschaft so zu bewegen wie elf Paar behaarter Männerbeine. Deutschland ist „Schwarz-Rot-Geil“, Nationalismus ist Partyzwang. Doch im Abseits dieses Taumels geht es um mehr als Rundes und Eckiges. Fussball ist mehr als ein gesellschaftliches Spiegelbild, denn als der Erde liebster Sport, baut auch er fleissig mit an Diskriminierungen und Ausgrenzungen. Nicht der Ball grölt rassistisch aus der Kurve, beschimpft Spieler als „schwul“ und nimmt Frauenfussball kaum ernst, sondern seine Fans und Funktionäre. Doch existiert auch Gegenläufiges: Faninitiativen und kleine Vereine, die sich anders gestalten möchten. Wir wollen dem, was andernorts wenig beleuchtet wird, mit dieser Veranstaltungsreihe einen Raum geben, die Themen aus dem feierwütigen Abseits zu holen. Sei dabei, wenn dem Zwang mitzufeiern Hausverbot erteilt wird und genieß eine nationalfahnenbefreite Zone, um über Dinge diskutieren, bei denen andere nur abwinken!

Präsentiert von:
love sports, hate neonazism, geile Kampagne
Roter Stern Nordost Berlin, geiler Verein
Tristeza, geile Kneipe

Kommentare

Comments are closed.

blogoscoop