Im Grunde auch Sport: Wettkampf im Ländererfinden

von Elke Wittich und Boris Mayer

Eine neue Sportart wurde jetzt von US-amerikanischen Telefonanbietern erfunden. Sie heißt Länder-Wettkampf und besteht grob darin, in Anzeigen zu bejubeln, dass man in unglaublich vielen Staaten der Erde vertreten ist. Das hört sich zunächst nicht besonders spannend oder gar skurill an, aber mittlerweile ist man auf der Suche nach neuen Rekorden in ganz neue Dimensionen vorgestoßen. Genauer gesagt: In Länder, die es gar nicht gibt.
Angefangen hatte wohl AT&T, das in einer Anzeige stolz verkündeten, seine Dienste „in über 220 Ländern, wie Großbritannien“ anzubieten. Verizon reklamierte daraufhin in der vorigen Woche in seinen Annoncen ebenfalls, „mehr als 220 Staaten“ abzudecken – beide Firmen übersahen dabei jedoch ein klitzekleines Problem: Laut den Vereinten Nationen gibt es auf der Erde nur 192 Länder, die USA haben immerhin zwei mehr anerkannt, aber selbst aus amerikanischer Sicht fehlen noch mindestens 28 eigenständige Staaten, die ja laut Werbung existieren müssen.
Oder auch nicht, denn die vielen neuen Länder erreicht man durch viel Mogelei und freizügige Interpretationen des Begriffs Land. Die Volksrepublik China wird von Verizon beispielsweise glatt gevierteilt und besteht demnach aus vier Ländern, nämlich Hongkong, Macau, Taiwan und dem Mainland. Dass sowohl die Uno als auch die USA finden, alle diese Verizon-Staaten gehörten zu China und Schluss, beeindruckt die Rekordsucher nicht. Im Gegenteil, auch die beiden Jungferninseln, die nach Ansicht der Vereinten Nationen zu den USA respektive Großbritannien gehören, erhielten von ihnen großzügig das Recht am eigenen Staat zugesprochen – wie auch Guam, die Somali-Inseln und Puerto Rico, was die USA vermutlich nicht sehr freuen wird.
Dass die Antarktis nunmehr ein souveräner Staat ist, ist ebenfalls eine überraschende Entwicklung, besonders frappierend ist dagegen das Fehlen der DDR, die ja nun wirklich nach wie vor ein eigenes Land ist.

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