Obwohl die meisten Fans davon überzeugt sind, dass Doping im Fußball sinnlos ist und deswegen keine verbotenen Mittel eingesetzt werden, hat die Sportart ein Doping-Problem, und das schon sehr lange. Ein kürzlich ausgestrahltes, fast einstündiges Rundfunk-Feature beschäftigt sich umfassend mit dem Thema. Und ist noch einige Tage in der ARD-Mediathek nachzuhören

Aus dem Pressetext zur Sendung:
Fußball hat ein Dopingproblem. Aber die Fußballwelt will nichts davon wissen. Wollte noch nie etwas davon wissen. Fußball ist Technik, heißt es da, und Doping verbessert nun mal keine Technik. Vergessen wird, dass Fußball auch Kraft und Ausdauer ist. Und dabei hilft Doping sehr gut. Genau wie bei der Regeneration. Die Meldungen mehren sich zu Fällen, in denen Doping vermutet wird. Vermutet. Und auch nachgewiesen.

Bluttransfusionen, Steroide und Kokain sollen verbreitet sein, einige Ampullen Epo oder Cera Wunder wirken. Länger, schneller, weiter. Genau das wollen wir sehen. Nach enormen Verletzungen sind die Spieler erstaunlich schnell wieder auf dem Rasen. Juventus war nur der Anfang, andere Vereine folgen, auch wenn die FIFA davon nichts wissen will und die Profisportler schweigen.

Es gibt vielerlei Hinweise auf systematisches Doping im Fußball, angefangen von der WM 1954 (“Stärkungsspritzen” für die deutsche Mannschaft) über Toni Schumachers offenherzige Bemerkungen zu Doping während der WM 1986 in Mexiko (“Hormönchen” für die Höhenanpassung) bis zu den Prozessen gegen die Ärzte von Juventus Turin (die nur wegen Verjährung straffrei davonkamen) oder den exakten Dopingplänen des Eufemiano Fuentes für die wichtigsten spanischen Fußballvereine, von denen der Sportchef von Le Monde schrieb. Eine Beschuldigung, gegen die der FC Barcelona und Real Madrid gerichtlich vorgegangen sind; Le Monde wurde in erster Instanz zu jeweils 300 000 Euro Schadensersatz verurteilt.

Je mehr sich Erfolg in Profit umrechnen lässt, desto größer der Druck auf die Spieler. Und angesichts lascher Kontrollen ist die Verführung, zu unerlaubten Mitteln zu greifen, umso größer. Die FIFA stellt sich derweil weiterhin taub und dumm, lässt die eine oder andere Kontrolle mehr zu, will aber vom Thema Doping eigentlich nichts wissen.

So sehen wir weiter zu, wie sich die Zahl der gelaufenen Kilometer pro Spiel erhöht, wie schmale Gestalten innerhalb von zwei Jahren zu Schränken werden und haben unsere Freude daran, dass das Spiel so wahnsinnig schnell geworden ist. Und das ist das Hauptproblem: wir Zuschauer sind diejenigen, die eine Spielweise verlangen, die ohne Hilfsmittel nicht möglich ist.

Die Sendung sowie das Manuskript als PDF kann man unter http://web.ard.de/radio/radiofeature/?awp%3A%3A%3Fpage_id=266#awp::?awp%3A%3A%3Fpage_id=266 finden

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