GZGZAZ [1]

von Sauzwerg

Und hier beginnt es:

Die Nearlydailybutperhapsmuchmoreseldom-Soap auf SportsWire:

Gute Zeiten, gedopte Zeiten, alberne Zeiten

Jeder Teil steht unter einem musikalischen Obertitel, ein Umstand übrigens, der keinerlei Erklärung bedarf, da diese hier auch für niemanden auffindbar gewesen war.

Um bei den “Mitmach”- und “Call-In”-Konzepten nicht wieder die allerletzten zu sein, die auf den planlos durch die Verstandeswüsten des entmenschten Zuschauers schlingernden Trendzug aufspringen, obwohl man doch genau weiß, daß die Endstation eigentlich nur Debilwahnsinnshausen sein kann, wo man sicherlich gerne mal von weitem vorbeischauen aber ganz bestimmt eigentlich niemals ankommen wollte, bitten wir um freundliche Mitarbeit der zahllosen Leser.

Thema dieser Folge ist “House of the rising sun” von den Animals, in einem Kommentar kann im Anschluss gerne ein Musikwunsch hinterlassen werden, an welchem sich die nächste Folge entlangtasten soll, was den Fortgang für alle Beteiligten incl. Autor zunehmend unberechenbar gestalten und eine schreibsportliche Herausforderung darstellen soll, ab zwei Lesern und ebensovielen Wünschen entscheidet das Los…oder der Zwerg!

An dieser Stelle schlagen übrigens meine lieben Kolleginnen und Kollegen bereits die Tastaturen über dem Kopf zusammen und spitzen die Finger, um mich schriftlich wegen labyrinthischen Langsatzblödsinns mit akuter Gefahr der Verirrung in selbem zu schelten…wo ging es jetzt gleich zum Satzende…?!

Ich bitte um Entschuldigung, ein Akt der Selbstironie.

Im folgenden die erste Folge mit ausgesucht übersichtlichen Sätzen voller Lesekomfort.

There is a house in New Orleans

Ein unauffälliges Forschungszentrum, Medaillen-Gold metallic gestrichen, drei Blöcke groß, uptown New Orleans. Das Wasser ist bis hier nicht gekommen, jeder Hurricane machtlos. Angestellte versichern, im Inneren damals von Katrina nicht einmal etwas gemerkt zu haben:
“Katrina…aah, Krabbe?! Yeah, that one was horrible!”

Wenn man Anwohner fragt, dann sind sie der Meinung, es handele sich um “eines von diesen…na…diesen Dings…na…na auch egal”
Wenn man die Kontrolleure der WADA fragt, dann meint man dort, daß der Gebäudekomplex “nach Aktenlage eine Pelztierfarm auf Nacktmullbasis” sei. “Jedenfalls auf gar keinen Fall und unter keinen Umständen nicht in unserem Zuständigkeitsbereich.” Man habe sich nichts vorzuwerfen, sei völlig korrekt vorgegangen…wolle `aber die Tage wohl mal eventuell wen rumschicken´.

They call the Rising Sun

Für die Kunden des Forschungszentrums verheisst es aber nicht weniger als eine goldene Zukunft, die Morgenröte ihrer Karriere, einen neuen Stern am Sportlerhimmel.
Die “Secure Gold Inc.” ist dabei nicht einmal schwer zu finden, wir stehen in den Gelben Seiten unter “Goldhandel incl. Zahngoldankauf”.

Es ist ja nicht so, daß unsere Forschungsergebnisse nicht auch über den einzelnen einfachen Sportler hinaus interessant wären.
Koks ist nicht bei allen Trainergehältern erschwinglich, wir springen mit preisgünstigen Generika in die Bresche.
Dieser Manager da in Deutschland, der vom Meister. Der verkrampft doch praktisch völlig beim Versuch, sympathisch zu wirken und für Werbevertragspartner interessant zu sein. Das birgt die Gefahr irreparabler Gesichtsmuskelklemmung und schliesslich finanziell unbezifferbarer Imageschäden.

Ab einem gewissen Geschäftsniveau ist eben nicht nur jeder Angestellter ein potentieller Werbeträger, sondern auch ein Image- und Umsatzgefährder.

Also, der bestellt jedenfalls unsere Aggressionsblocker kombiniert mit Gesichtsmuskelrelaxanzien.
Und selbstverständlich ist alles, was steigert, dämpft oder manipuliert immer auch militärisch interessant.

And it’s been the ruin of many a poor boy
And God I know I’m one

Sicher, die Dienstleistung des Labors ist erstklassig, die Produkte weltspitze auf ihrem Sektor, die Beipackzettel aus gutem Grund trottelsicher und der Versand erfolgt in neutralen Umschlägen.
Nur in der Praxis erwies sich leider schon mancher aufstrebender Jungssportler als anwendungstechnisch überfordert.

Zu verbreitet ist der Wunsch, nicht nur gut, zu sein, nicht nur zu siegen, sondern ausgesprochen albern übertriebene Vorführungen zu geben.
Eine richtige Show soll es sein, als gäbe es sie noch, die Jahrmarktquacksalber, die die Heilung von jedwedem Problem in Sekunden versprechen und das dann auch umgehend mit Laienknallchargen `aus dem Publikum´ darstellen.
Ich habe selbst neulich einen gesehen, der mit offenem Schnürsenkel und im leichten Dauerlauf die gesamte Weltspitze…ECHT?!

Ach so,…sogar von UNS?
Na, sehen Sie, so gut sind wir…will ich mal nichts gesagt haben…
Ach würde doch endlich jemand beginnen, die “Arenen” dieser Welt in “Manegen” umzubenennen.

Glücklich war Ich als ich hier den Job bekam, denn ich brauchte ihn.
Beworben hatte ich mich eigentlich garnicht, lediglich über meine gelungenen Versuch, ein Frettchen auf Überschallgeschwindigkeit zu beschleunigen veröffentlicht. Meine Belege waren dünn, denn der Aufschlag auf die Laborwand hat diese zum Einsturz gebracht, das Frettchen vernichtet und mich meine bisherige Anstellung und das Labor gekostet. Wenigstens hatte ich noch den Webcamfilm.
Die Veröffentlichung? Nature? Nein, quatsch, Youtube!

My mother was a tailor
She sewed my new bluejeans
My father was a gamblin’ man
Down in New Orleans

Den Satz habe ich in meinem Lebenslauf stehen, ehrlich sollte man sein. Erst später sollte ich dann auch erfahren, daß Spielernaturen in dieser Firma ausgesprochen gerne gesehen sind. Phantasie, unbändiger Spieltrieb, grenzenlose Experimentierlust, lieber mal einen bekloppten Ansatz bis zu seinem tragisch absurden Ende verfolgen…Johnson genau, bizarr, oder?
Besser als auf der Stelle zu treten.
Der Pförtner zum Beispiel…ach, haben Sie getroffen? Eine Stunde? Tja, langsam aber gründlich sage ich immer hihi…nein natürlich nicht, entschuldigen Sie bitte…eine Abstossungsumkehrreaktion, tragisch!

Natürlich müssen wir auch schliesslich am Menschen testen. Sehen sie, wir nehmen uns dann immerhin auch derer an. Wir haben schliesslich ein soziales Gewissen, wir nehmen unsere Verpflichtung als Vorbilder im Sport ernst.
Den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt, man muß nur drauf kommen. Sportbekleidung beispielsweise, die Substanzen über die Haut an die Leistungseinheit abgibt…genau, den “Sportler”, meinte ich, ja natürlich…
noch während der Läufe unterhalb jeder Nachweisbarkeitsschwelle,
Fantastisch!

Now the only thing a gambler needs
Is a suitcase and trunk
And the only time he’s satisfied
Is when he’s on a drunk

Nunja, die Gepflogenheiten und Umgangsformen im Labor sind locker, zwanglos. Alkohol ist nicht verpönt … ist der Ruf erst ruiniert…
Hier weiß jeder um seine gesellschaftliche Reputation sollte einmal alles vorbei sein, wie auch sonst sollte man das gesamte Potential an Denkbarem abrufen?!
Der deutsche Kollege Frank Victor Stein, äh, -meier wahrscheinlich oder so ähnlich, der baut im Keller von Abteilung KL, Labor U 666, ganz erstaunliche Dinge…und Brillen…bitte? Ein andermal, natürlich!
Die Gehälter werden also weitgehend auf Erfolgsbasis gezahlt, hast Du einen Monat keinen Sieger in Deinem Portefeuille, dann ist auch im Portmonnaie wenig Gold was glänzt, hähä…entschuldigung…Laborhumor…muß man vielleicht dabei gewesen sein…
Die Kantine gleicht jedenfalls mehr einer Wettklitsche, TV-Wand mit allen erdenklichen Sportkanälen, davor immer Menschen, immer ein bißchen Hysterie.

—— organ solo ——

…hmhmhmmhm…

Oh mother tell your children
Not to do what I have done

Nein, Herr Staatsanwalt, heute würde ich selbstverständlich nicht wieder dort anfangen.

Spend your lives in sin and misery
In the House of the Rising Sun

Ich weiß, daß es falsch war, was ich getan habe, unethisch unamerikanisch…ach so, nein, DAS natürlich nicht, sehr wohl, patriotische Pflicht ist es…Höchstleistungen…jawoll…es denen mal richtig zeigen…Genau!

Well, I got one foot on the platform
The other foot on the train
I’m goin’ back to New Orleans
To wear that ball and chain

Ja, na gut, wenn Sie das so sehen, dann gehe ich mal wieder zurück in meine Abteilung an die Arbeit…

PSSST! Vorsicht, manche hier reagieren auf das Wort mit “P”, das nicht genannt… jaaa, p-e-k-i-n-g … mit haltlosen Ausbrüchen.

Wir haben zum Aufwischen der Tränenseen in jedem Flur mehrere Lappen deponiert, in die Kantine hat sich erst überhaupt niemand mehr getraut, Mutige irrlichterten mit Ohrnstöpseln und Augenbinde zur Ausgabe, vor den Tresen, gegen die Wand, übers Geländer…

Ja, irgendwann hatte jemand die Idee mit dem Umschalten.

Tagelang lief auf allen Bildschirmen nur noch Bernd das Brot.

Nein schrecklich wars, diesmal, sehen wir auch so!

Truthahn ist dieses Jahr nicht mehr drin…

thanksgivinggibtsbrot…brotmitkurzenarmen…vielleichtmitChillieundGemüsebeilage…

Well, there is a house in New Orleans
They call the Rising Sun
And it’s been the ruin of many a poor boy
And God I know I’m one

Kommentare

2 Kommentare zu “GZGZAZ [1]”

  1. Sauzwerg am 09.16.08 14:31

    …und wenn keine Wünsche kommen, dann nehm ich das nächste Mal “Das blanke Wesen” von Meret Becker, das muss nicht schön werden…!

  2. Elke Wittich am 09.19.08 13:22

    Neinneinein, bitte das nicht!
    Vielleicht Blondie – Heart of Glass?

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