Gedanken zu Daum und der Welt

von Martin Krauss

Christoph Daum verlässt den 1. FC Köln. Für Bild, mal wieder untertreibend und die wahren Dimensionen nicht begreifend, ist das ein “Trainer-Beben”. 2006 war Daum nach langem und kuriosem Verhandlungshickhack (man erinnere sich an die grandiose Pressekonferenz im Krankenhaus) zum FC gekommen. Und zwar als Erlöser – das ist ja eine Art Gott.

“Habemus Daum” wurde der Erlöser vor drei Jahren in Köln begrüßt, und an entsprechender Verehrung (inkl. der gegenüber kultisch verehrten Heiligen üblichen freiwilligen Bereitstellung von Mitteln) mangelte es nicht. Ob die Verpflichtung ein Fehler war, lässt sich nicht mal heute sicher sagen. Aber wenn, dann war es ein historisch notwendiger Fehler – denn den Erlöser in seinem Lauf hält weder Express noch Overath auf.

Nun steht auf Moses’ Gesetzestafeln, dass wir keinen zweiten Gott neben dem einen haben sollen. Allerdings gibt uns die Schrift keinen Hinweis darauf, in welcher konkreten menschlichen Erscheinung der Messias Einzug hält. Nur dass der Einzug in Müngersdorf stattfindet (und ja auch stattgefunden hat), das kann man historisch ziemlich sicher sagen. Aber ob der Erlöser mit stechendem Blick, koksend und mit Schnäuzer (i.e. traditionelles Gottesbild) auftritt, oder ob er jung, Tore schießend und polnischen Hiphop hörend (i.e. modernes Gottesbild) ist, da gibt die Schrift keine Auskunft.

Also ist mit Daums Abgang nicht der Messias entschwunden, sondern nur seine bisherige Erscheinungsform, quasi die Daumsche Hülle. Und in Podolskis FC-Trikot, will sagen: in Poldis göttlichem Antlitz kütt dä Messias at widder. Habemus Poldi! 

 

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