Gegenwärtig steckt der Radsport in einer Krise- die bekanntesten Protagonisten sind derzeit eher Sportmediziner denn Fahrer.
Schließlich werden momentan die Sieger der großen Touren und Klassiker reihenweise des Dopings überführt, während ehemalige Dopingüberführte oder -verdächtige sich zu Comebacks entschließen.
Da kommt ein Browserspiel für Fans des puren Radsports gerade recht. Radsportfreaks bietet auf deutsch und französisch eine Plattform, um den Spaß an unverfälschten Rennen – wenn auch nur virtuell – auszuleben. SportsWire sprach mit dem Macher des Games.

Bei Radsportfreaks hat jeder Spieler die Möglichkeit, sein eigenes Team auf die Beine zu stellen und selber live Rennen zu fahren.
Dabei stehen weniger Management-Elemente im Vordergrund als die Rennen selbst. Kilometer für Kilometer kann man in der Taktikanzeige einstellen, ob ein Fahrer attackieren, Tempo machen, helfen oder sich zurückfallen lassen soll, etc.
In der Rennanzeige, welche jeden Kilometer aktualisiert werden kann, kann man anschließend das Resultat seiner Bemühungen betrachten und entsprechend reagieren. Grundsätzlich dauert ein Rennen im Durchschnitt ca. 90 bis 120 Minuten, wobei es durchaus auch mal etwas kürzere oder längere Fahrten geben kann, wie beispielsweise der Klassiker von Mailand nach San Remo.

Die Einsamkeit des virtuellen Radrennfahrers wird, und das ist das Besondere, durch einen implementierten Rennchat abgemildert, in dem sich die gerade aktiven Spieler über Taktiken oder auch nur das aktuelle Wetter austauschen können.
Tiefgreifendere Diskussion findet man im Forum des Spiels, wo man sich nicht nur sich nicht nur mit allen Aspekten des Games, sondern auch mit dem Radsport außerhalb von Radsportfreaks beschäftigt.

Christian Dubray, 25-jähriger Informatikstudent in Bochum und Gründer von Radsportfreaks, gibt in einem Interview einen kurzen Einblick hinter die Kulissen des Spiels, spricht über die Beweggründe solch ein Spiel zu entwickeln und gibt seine Sicht zum aktuellen Geschehen im Radsport wieder.

Wie bist du auf die Idee gekommen ein Browserspiel für Radsportfreunde zu erstellen? Wie hat sich das Ganze konkretisiert?

Die Idee hatte ich schon seit Ewigkeiten. Radsport war stets das erste, an das ich gedacht habe, wenn ich privat etwas programmieren wollte. Eigentlich hatte ich schon als Kind den Traum ein Radsportspiel zu machen, wohl geprägt von meinem Vater. Vor allem gab es damals noch kein Spiel und ich hatte als Radsportfan irrsinnige Lust darauf.

Einige Jahre später konnte ich dann eigentlich ziemlich gut programmieren und dachte ich vage mich mal daran. Da man alleine natürlich kein konkurrenzfähiges offline-Spiel erstellen kann habe ich mir extra die Internetprogrammierung angeeignet, da ich als Student dann die Zeit dazu hatte.

Wie hat dein Vater dein Radsportinteresse geprägt?

Na ja, er ist Franzose. Und Radsportfan. Auf jeden Fall habe ich deswegen schon vor Zabel und Ullrich Radsport geschaut. Außerdem wollte mein Vater schon früher ein Radsportspiel machen, da es sowas noch nicht gab. Irgendwie hatte er aber nie die Motivation das ansatzweise zu Ende zu bringen. Schon als Kind habe ich mir dann gedacht, wenn ich mal programmieren kann, dann werde ich das machen.

Wie wird Radsportfreaks finanziert? Lohnt sich das Spiel für dich finanziell?

Finanziert wird das Spiel größtenteils durch die Lizenz. Die Einnahmen der Werbung schwanken extrem, so dass man sich darauf nicht wirklich verlassen kann. Ich muss aber zugeben, dass ich mich um die Finanzen kaum kümmere, das plätschert eher so vor sich hin ohne dass ich das jetzt irgendwas unternehme.

Ich mache kein Minus mit dem Spiel, aber der Gewinn ist gering. Gerade in Hinblick auf die Zeit, die man in das Spiel reinsteckt ist es nicht ansatzweise zu vergleichen mit einem Nebenjob. Es ist halt nach wie vor ein reines Hobby. Aber da es überwiegend Spaß macht, ist es trotzdem ein kleiner Bonus.

Betreust du das Spiel alleine oder hast du ein Team um dich herum, das dir hilft?

Was die Programmierung usw. angeht mache ich schon alles alleine. Aber der Rennkalender wird komplett von meinem Vater übernommen. Und wichtige Entscheidungen diskutiere ich komplett mit der Community, wo sich mit der Zeit ein Kreis von ertrauenspersonen gebildet hat. Wenn ich also Rat brauche, habe ich stets die Community die mir zur Seite steht. Eine Sache für die ich sehr dankbar bin.

Wieviel Zeit täglich investierst du im Durchschnitt in das Spiel?

Ich weiss nicht, wieviel Zeit ich täglich in das Spiel investiere, immerhin spiele ich es auch selber… Ich denke allein für die Forumspflege und hier und da mal was am Spiel machen käme man mit einer Stunde am Tag aus. Natürlich sind es durchschnittlich mehr… Es steckt halt sehr viel Herzblut drin und dementsprechend intensiv kümmert man sich um das Spiel.

Was waren die Ziele zu Beginn? Haben sich diese weiterentwickelt und wenn ja, wie?

Die Ziele zu Beginn haben sich im Grunde nicht geändert. Wir wollen ein realistisches Radsportspiel für Radsportfreaks machen. Natürlich wird es schwieriger Änderungen für Freaks durchzusetzen, da immer mehr User das Spiel spielen.

Wie würdest du das Spiel mit deinen eigenen Worten beschreiben?

Radsportfreaks ist ein Browsergame, das von der Spielweise teilweise einem “echten” Onlinegame gleicht, da man alle Rennen live fährt und sich somit dynamisch Kilometer für Kilometer an die Gegebenheiten anpassen und auf die Entscheidungen der anderen Manager in Echtzeit reagieren muss.
Es ist vor allem ein Spiel für Radsportfans. Leute die sich mit Taktik im Radsport auskennen. Es geht nicht um Fahrradeinkäufe oder Hotelunterkünfte, sondern um die Rennen. Das Management beschränkt sich daher auf die Fahrer. Sprich Transfermarkt, Training und Formplanung.

Wie siehst du die Entwicklung von Radsportfreaks?

Ich sehe eine positive Entwicklung. Wir waren bisher nicht darauf aus soviele User wie möglich zu werben. Deshalb bin ich auch mit den Userzahlen voll zufrieden.

Es gibt noch so viele Dinge die man einbauen und weiterentwickeln kann bei RSF, so dass ich auch in den nächsten Jahren wohl weiter fleißig dran arbeiten werde.

Wie würdest du die Community von Radsportfreaks beschreiben? Sind das alles Radsportbegeisterte?

An dieser Stelle kann ich die Community mal loben. Sie ist mir sehr ans Herz gewachsen. Sie bietet die nötige Motivation, die man braucht um laufend am Ball zu bleiben.

Der Großteil ist wohl Radsportfan. Vor allem die, die dem Spiel lange erhalten bleiben sind wohl zumindest Radsportinteressierte und nicht reine Browsergamespieler. Wobei man das auch nicht verallgemeinern sollte.

Würdest du dich als “Radsportfreak” bezeichnen?

Die Dopingaffären sind auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen, so dass es mittlerweile übertrieben wäre mich als Radsportfreak zu bezeichnen. Interessiert natürlich schon, Freak wohl nicht mehr.

In letzter Zeit häufen sich wieder die negativen Meldungen im Radsport insbesondere was den Missbrauch von unerlaubten Mitteln angeht. Wie beurteilst du die aktuelle Situation und den Radsport im Allgemeinen?

Ich glaube dem Leistungssport im Allgemeinen ist nicht mehr zu helfen.
Früher, als man sich keine Gedanken um Doping gemacht hat, hat das Zuschauen doch wesentlich mehr Spaß gemacht. Positiv hingegen finde ich, dass Fahrer von denen sowieso jeder weiß, dass sie dopen auch immer häufiger erwischt werden. Sei es ein Riccardo Ricco oder ein Schumacher. Ich glaube deshalb, dass der Sport wesentlich sauberer ist als früher.

Hat diese Entwicklung auch Auswirkungen auf deine Motivation bei Radsportfreaks?

Nein, RSF ist davon gänzlich unbetroffen. Ein Radsportfreak-Freak bin ich nach wie vor. Allgemein muss ich sagen, dass die Motivation noch so groß ist wie am ersten Tag.

Zu guter Letzt: Warum sollte man sich bei Radsportfreaks anmelden, was ist der spezielle Reiz an dem Spiel?

Der Reiz ist einfach, dass man die Rennen live fährt und währenddessen ununterbrochen mit anderen Mitspielern interagiert.
Jede taktische Finesse aus dem realen Radsport ist auch hier möglich. Fährt man kein Rennen, so braucht man auch zu keiner Zeit online sein.

Kommentare

9 Kommentare zu “Games: Virtuell Radfahren. Ohne Doping.”

  1. Astana_RSF am 10.09.08 19:20

    schönes interview buhmann

  2. Schappy am 10.09.08 19:24

    Schöne Sache so einen Text vom Schöpfer zu lesen. Ich spiele das Spiel schon seit 2,5 Jahren und muss sagen, das es das einzige Spiel ist, was mich langfristig motiviert hat.
    Ich bin auch froh das es immer noch spaß macht für Christian an dem Spiel zu arbeiten. Wir lieben dich auch.

  3. CSC-Simen am 10.09.08 19:50

    Super Interview! Und Danke für ein Online.Radsportspiel. Absolut genial!

  4. bergwerk am 10.09.08 23:40

    … das Spiel fesselt mich mittlerweile seit 1,5 Jahren und ich kann nur empfehlen: Einfach mal reinschauen und testen.
    Ideal für Leute wie mich: “Spielsüchtig” und Radsportfreak 🙂

  5. Kielgy am 10.10.08 14:01

    Schönes Interview! Bin selber auch bereits 2,5 Jahre dabei und weiterhin gefesselt von diesem tollen Game. Weiter so, RSF! Mir macht es immernoch jede Menge Spaß!

  6. Dörte(15) + Robina(17), Bern am 10.13.08 12:14

    Buhmann wir lieben dich 😉

  7. Boyaca am 10.14.08 14:56

    Klasse Game, danke Buhmann!

  8. lieben am 03.04.09 08:43

    Hört sich nach nem klasse Spiel an

  9. immobile am 03.16.09 00:16

    Schöner Text 🙂

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