Und weiter geht’s mit zwei neuen Fragen zu den Fußballregeln. Diesmal drehen sie sich rund um die Torerzielung…

1. Der Husumer SV schießt in der 56. Minute das 1:0 gegen die FT Eider Büdelsdorf. Der Schiedsrichter will den Treffer gerade auf seiner Spielnotizkarte eintragen, da bemerkt er, dass sich zum Zeitpunkt der Torerzielung auch der Husumer Reservist mit der Nr. 14 auf dem Platz befand. Wann dieser Spieler das Feld betreten hat, weiß der Referee nicht – fest steht aber: Die Erlaubnis zum Eintritt ins Spiel hat er ihm nicht gegeben. Vielmehr ist der Bankdrücker einfach so auf den Rasen gelaufen. Zählt das Tor trotzdem?

2. Im Kreisligaspiel des SV Maischeid gegen den SV Windhagen gibt es wegen der Abseitsstellung eines Windhageners einen indirekten Freistoß für die Gastgeber knapp 20 Meter vor dem eigenen Tor. Ein Maischeider Verteidiger spielt diesen Freistoß zu seinem Torhüter zurück. Der passt jedoch nicht auf, weil er gerade damit beschäftigt ist, sich einen Schuh wieder zuzubinden. Ein Windhagener Angreifer hat das bemerkt und eilt nun herbei, um die Gelegenheit auszunutzen. Das wiederum will der Maischeider Verteidiger unbedingt verhindern. Deshalb läuft er dem von ihm selbst getretenen Ball hinterher und erreicht ihn auch vor dem Gästestürmer. Allerdings kann er den Ball nur noch unglücklich ins eigene Tor grätschen. Zählt der Treffer?

Auflösungen:

1. Nein. Dazu erklärt der Chef-Schiri-Lehrwart des DFB, Streugen Igel Eugen Strigel (Tuttlingen), in gewohnt souveräner Manier: „Befindet sich zum Zeitpunkt der Torerzielung ein zusätzlicher Spieler, Auswechselspieler, ausgewechselter Spieler oder Team-Offizieller [der Mannschaft, die das Tor erzielt hat,] auf dem Spielfeld, so wird das Tor nicht anerkannt und das Spiel mit einem indirekten Freistoß [für den Gegner] aus dem Torraum fortgesetzt.“ Wäre ja auch noch schöner.

2. Ja. Wäre der Ball nicht ins Tor gegangen, hätte es einen indirekten Freistoß für den SV Windhagen gegeben, nämlich dort, wo der Maischeider Freistoßschütze den Ball zum zweiten Mal berührt hat. Aber er ist ja ins Tor gegangen. Eugen Strigel bemerkt hierzu ergänzend: „Das zweimalige Spielen des Balles stellt zwar eine Regelwidrigkeit dar, aber im Sinne der Vorteilanwendung ist auf Tor zu entscheiden. Nach der Freistoßausführung war der Ball korrekt im Spiel, daher ist eine Vorteilanwendung möglich und richtig.“ Dieses Fußball-Juristendeutsch ist doch immer wieder das pralle Vergnügen.

Zu den bisherigen Teilen dieser kleinen Serie: [1], [2], [3]

Kommentare

1 Kommentar zu “Fußballregeln – die unbekannten Wesen (4)”

  1. Links der Woche vom 14.-20.11.2008 - LetzterMannHält am 11.21.08 09:08

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