Tom Scheunemann, Moderator von “Sport im Osten”, der Sportsendung im Fernsehen des Mitteldeutschen Rundfunks, empfiehlt bei der Bekämpfung von Wettskandalen im Fußball Folgendes: “Beim nächsten Stadionbesuch den Chinesen auf der Tribüne einfach mal fragen, was er da gerade macht.”

Eine Abmoderation, die manche Stadionbesucher im Osten durchaus als Ermutigung verstehen dürften, zukünftig einfach noch öfter auf das offene Ausleben von rassistischen Vorurteilen und Ressentiments zu setzen. Denn damit kennt man sich speziell in ostdeutschen Stadien ja aus, auch wenn es üblich geworden ist, diesen Ost-West-“Kulturunterschied” (nicht nur im Fußball) im Zuge von 20 Jahre Mauerfall-Tralala einfach unter den Teppich zu kehren.

Wie Scheunemann dazu kommt? Nun, im Film zeigt man chinesische Scouts, die unterklassige Spiele für den asiatischen Wettmarkt “scouten”, also Ecken, Gelbe Karten und weitere Statistiken per Handy an ihre Auftraggeber im Live-Wettmarkt liefern. Auch nur den Hauch eines Beweises für Betrug oder Manipulation in diesem Zusammenhang liefert der Beitrag nicht, aber das braucht es auch nicht, offenbar verstehen sich der Moderator und sein Publikum auch so.

Kommentare

6 Kommentare zu “Fußball-Wettskandal? Der MDR empfiehlt: Einfach mal “den Chinesen” fragen!”

  1. Twitter Trackbacks for Fußball-Wettskandal? Der MDR empfiehlt: Einfach mal “den Chinesen” fragen! : SportsWire [sportswire.de] on Topsy.com am 11.22.09 19:23

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  2. Rene am 11.22.09 20:03

    Ich bin seit vielen Jahren Fan des FC Rot-Weiß-Erfurt und auch bei vielen Auswärtsspielen dabei.
    Komischerweise erkenne ich keinen Unterschied im Fanverhalten in diversen Stadien – egal ob Nord- West- Ost- oder Süddeutschland.

    Vorurteile sehe ich dagegen in diesem Artikel. Aber irgendwie muß man seine diffuse Meinung ja begründen.

    PS. Diese Googlewerbung verdeckt die Überschrift. Ist Euch das Geldverdienen wichtiger als die Nutzerfreundlichkeit Eures Blogs?

  3. Jean-Claude am 11.23.09 00:15

    @Rene:
    Bei aller Liebe guter Mann, aber während nahezu alle ehemaligen West-Vereine ihr massives Rechtsradikalismus-Problem der 80er Jahre mithilfe von Fan-Projekten und anderen Maßnahmen in den Griff bekommen haben, schleppt praktisch jeder zweite Ost-Verein zum Teil offen rechte Fangruppen rum.

    In Probstheida dominieren sie die gesamte Szene, anderswo sind sie zumindest Teil davon. Lok, Halle, Chemnitz sind jetzt nur mal drei der aktivsten rechten Fanszenen im Osten, von Nazi-Überfällen wie neulich in Brandis mal ganz zu schweigen. Und da hamwa Inferno Cottbus und die Dresdener Crews noch nicht mal erwähnt.

    Das hat nichts mit Vorurteilen zu tun, sondern ist leider Realität, die nicht immer unter den “Aber im Westen gibt es auch…”-Teppich gekehrt werden kann. Nein, gibt es in dieser Form nicht, Punkt. Ansonsten bitte ich um die Aufzählung der entsprechenden Top-3 des Westens.

  4. Stoertebeker am 11.23.09 13:58

    @Jean-Claude
    Ich habe den Beitrag im mdr ebenfalls gesehen und fand ihn sehr aufschlussreich und investigativ. Warum haben sich die dort genannten Chinesen nicht filmen lassen, was haben sie zu verbergen, wenn sie ihre Gesichter nicht zeigen wollten? Deiner Argumentation von rassistischen Vorurteilen und Ressentiments kann ich deshalb nicht folgen und ist total daneben. Die Fakten zeigen deutlich eine Tendenz hin zu einem Netzwerk, das sich der Blauäigigkeit und Naivität unserer Fußball-Gesellschaft bedient. Ob Chinese, Kroate oder Deutscher, wer hier kriminell aktiv wird, darf sich nicht wundern wenn “Fragen” gestellt und Zusammenhänge recherchiert werden. Die Aufgabe der Fußball-Medien geht über die 1:0-Berichterstattung hinaus. Wie ich Herrn Scheunemann verstanden habe, gilt seine Aussage der Vorsicht und Wachsamkeit. Die Sensibelisierung für Betrügereien ist offenbar noch immer weniger wert als die Verharmlosung. Typisch Deutsch also, die Lawine rollt auf uns zu und keiner merkts.
    Eigentlich kann man froh sein, dass es Rückgrat-Journalisten gibt, sonst wären Stasi-Machenschaften, Wirtschafts-Kriminalität oder die Doping-Schweinereien nie aufgedeckt worden. MfG

  5. Jean-Claude am 11.23.09 14:33

    @Stoertebeker:
    Na, hier wirs aber einiges durcheinander geworfen. Erstens haben einige der Chinesen in dem Beitrag sehr wohl auf Nachfrage erklärt, was sie “da machen”, nämlich die Statistiken des Spiels zählen und zu ihren Auftraggebern nach Asien schicken.

    Es geht auch gar nicht darum, dass nicht aufgeklärt und nachgefragt werden soll, aber wenn ein Beitrag keinerlei Beweise für seine These liefert, sondern nur dumpf suggeriert, dass “der Chinese” da schon irgend etwas krimelles machen wird, dann ist das schlicht ein verfilmtes Ressentiment.

    Dazu passt auch Dein Kommentar ganz prima, denn nur weil jemand sein Gesicht im Fernsehen nicht zeigen will, ist er noch lange nicht kriminell. Oder sind wir jetzt schon wieder bei “wer nichts zu verbergen hat, der…”, dieser widerlichen Umdrehung der Unschuldsvermutung?

    Wenn Du Deiner Argumentation zu Ende folgst, wirst Du merken, dass sich die Katze in den Schwanz beißt, denn wenn es wirklich egal wäre, ob Chinesen, Kroaten oder Deutsche da kriminell werden, dann könnte der Moderator am Ende nicht dazu auffordern, mal “den Chinesen” zu fragen. Das funktioniert nämlich nur, weil sich stillschweigend alle einig sind, dass “der Chinese” da offenbar nicht hingehört.

    Stell Dir mal vor, der Moderator hätte gesagt: “Fragen Sie den deutschen Herrn im schicken Anzug mit dem I-Phone demnächst mal, was er da eigentlich macht?” Na, merkste was? Genau, das ist nämlich schlicht unvorstellbar, weil total panne, und genau deswegen ist die umgekehrte Version rassistisch.

  6. Diego am 11.30.09 13:56

    Ich lach mich ja schlapp! Schonmal was von Satire gehört. Wie Bierernst ihr das nehmt ist ja wieder typisch deutsch. Das Einzige was diskriminierend ist, ist diese Diskussion. PS: ich bin Halb-Chinese, hier aufgewachsen (Oldenburg) und find an dem Satz des Moderators nix schlimmes, aber schmunzeln musst ich schon… Schöne Zeit noch, Ihr Bedenkenträger!

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