Freiwillige vor! Oder?

von Sven Sakowitz

Auf ein Job-Inserat wie dieses würden sich vermutlich nur wenige Interessierte melden: „Weltkonzern mit Sitz in der Schweiz sucht Mitarbeiter für einfache, aber verantwortungsvolle Tätigkeiten. Ihre Einsatzorte sind in Südafrika. Anreise und Unterkunft müssen sie selbst organisieren und bezahlen. Der Job ist auf vier Wochen befristet, der Stundenlohn beträgt null Euro. Perfektes Englisch und ein gepflegtes Erscheinungsbild setzen wir voraus.“

So geht das nicht. Das ist auch den Damen und Herren vom Weltfußballverband FIFA klar. Deshalb klingt das da so: „Das Volunteers Programme ist eine exzellente Möglichkeit, dabei zu sein, wenn Südafrika die einmalige Chance wahrnimmt und das größte Sportereignis der Welt austrägt“, sagte der WM-Organisationschef Danny Jordaan kürzlich beim Start des Freiwilligenprogramms für die WM 2010. „Die Helfer werden Menschen zu ihren Sitzen bringen, Medienvertretern und nicht-englischsprachigen Gästen helfen, Reisende am Flughafen begrüßen und durch die Städte chauffieren. Es sind die Freiwilligen, die das Turnier erst möglich machen.“

Für das Volunteers Programme sucht die FIFA jetzt 15 000 Teilnehmer aus aller Welt. Onke Mjo, die Leiterin des Projekts, betont in einem Interview auf der FIFA-Website ebenfalls den hohen Stellenwert der Freiwilligen: „Der Beitrag der Volunteers zum Gelingen des Turniers ist enorm…Sie werden sicherlich der Lebensnerv des Turniers sein.“

Ich frage mich, warum die Helfer nicht bezahlt werden. Die FIFA ist ein Unternehmen, das unter anderem dank Exklusiv-Verträgen mit Sponsoren und TV-Sendern jedes Jahr Milliarden einnimmt. Aber hier tun die Verantwortlichen so, als würden sie das Hobbykicker-Turnier eines oberfränkischen Dorfvereins organisieren. Obwohl: der Vergleich hinkt. Beim Dorfclub bekommen die Helfer wenigstens eine Wurst und ein Bier.

Kommentare

3 Kommentare zu “Freiwillige vor! Oder?”

  1. Elke Wittich am 07.30.09 13:09
  2. RedJan am 07.31.09 01:21

    Ich frage mich, wie eine Sylvia Sommerlath bezahlt wurde, bevor sie ihren Traumprinzen 1972 kennengelernt hat.
    Vielleicht wäre das ja eine Möglichkeit für die FIFA, eine neue Einnahmequelle zu generieren. “Für lediglich x,y-Tausend Euro erhalten Sie die einmalige Chance, die Superstars und größten Persönlichkeiten dieser Welt kennenzulernen.”

  3. doxidox am 08.02.09 22:18

    Naja, die Volunteers dort bekommen zumindest auch Verpflegung und einen Haufen anderer Sachen wie z.B. das ganze Outfit usw.

    Trotzdem frage ich mich auch immer wieso sich so viele Leute dafür freiwillig melden. Ich hab mal gehört dass sich das halbwegs gut im Lebenslauf machen soll, aber da gibts doch sicher auch andere Dinge die man tun kann 🙂

    Solange sich jedenfalls genug Leute melden die die ganze Arbeit umsonst machen wäre die FIFA ja blöd wenn sie freiwillig was zahlen würde. “Wir” sind also eigentlich selbst schuld.

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