Eins unterscheidet das neue Casting-Format von allen anderen bisherigen. Es geht darin nicht darum, möglichst gestriegelt auf einer Bühne zu stehen und am besten weniger schief als die Konkurenz zu singen, es geht natürlich nicht darum, möglichst grazil auf einem schmalen Steg nicht ins Stolpern zu kommen, nein, es geht darum zu zeigen, wie hart man als Footballspieler ist. Zu gewinnen gibt es einen Platz im auf 80 Spieler begrenzten Kader der Dallas Cowboys.

Die Stars finden sich, wie auch sonst in Casting-Shows, auf der Seite der Entscheidungsträger und Trainer. Michael Irvin, Mitglied der Pro Football Hall of Fame und Star Reciever der Dallas Cowboys in den 90ern, fungiert als Initiator und als derjenige, der entscheidet, wer nach Hause muss.
Dazu hat er frühere Mitspieler und Coaches um sich gesammelt – wer sich schon vor 15 Jahren für American Football interessierte, wird sich an manchen Namen erinnern.
“Big” Nate Newton, der während seiner aktiven Zeit auch – in Anlehnung an “The Refrigerator” William Perry – “The Kitchen” genannt wurde, fungiert als eindrucksvoller Überbringer schlechter Nachrichten, Bill Bates und “Coach Joe” Joe Avezzano agieren als Coaches und jede Folge tritt ein weiterer ehemaliger Starspieler der Dallas Cowboys auf. Ebenfalls involviert ist Jerry Jones, Besitzer der Dallas Cowboys, auf den Irvin nicht nur immer wieder hinweist (“Ich habe meinem Freund Jerry Jones versprochen, einen wirklichen Spieler abzuliefern” ), sondern der sich auch immer wieder von Irvin berichten lässt, welche Kandidaten zu den aussichtsreichsten gehören.

Es ist aber nicht so, dass man den Spielern zusehen kann, wie sie erst zu Footballspielern gemacht werden. Sie sind nämlich nicht frei von einer Footballvergangenheit. Alle haben zumindest im College gespielt und sich durchaus schon Hoffnungen auf eine Karriere als Profi gemacht, haben aber den Sprung aus verschiedenen Gründen nicht geschafft.
Da ist Erick Jackson, der sich den falschen Spielervermittler aussuchte und durch dessen Verhandlungstaktik jeglicher Chance beraubt wurde. Eddie Moten hatte es immerhin in die Arena Football League geschafft, einem kleinen Ableger der NFL, bei dem American Football auf Kleinfeldern in der Halle gespielt wird – doch diese Liga wurde im Zuge der Wirtschaftskrise letzten Dezember eingestellt. Luke Swan verletzte sich in seiner letzten Saison als College-Spieler so schwer – er riss sich einen Oberschenkelmuskel komplett ab -, dass kein Team ihn unter Vertrag nehmen wollte. Es geht also doch nicht nur um Sport, es geht auch um Schicksale.

Die ganze Serie ist im Stil von NFL Films gedreht. Es dominieren eindrucksvolle Kamerafahrten, die Kamera geht nah and die Szene heran und es wird viel mit Zeitlupen gearbeitet. Zeitlupen, die nicht unbedingt die Fähigkeiten eines der Kandidaten herausstellen, denn es gilt vor allem, möglichst gut wirkende Fernsehbilder einzufangen. Ob da nun wirklich dazu gehört, gleich in der ersten Folge die zwölf Kandidaten bis an die Erschöpfungsgrenze und darüber hinaus zu treiben und sie dann dabei zu filmen, wie sie im schlimmsten Fall aufs Spielfeld kotzen, darüber darf sicher gestritten werden, die Szenen aus der zweiten Folge mit einer Tackleübung nachts unter Flutlicht auf einem Matschfeld mit künstlichem strömenden Regen allerdings sind unzweifelhaft großartig anzusehen.

Das Ende einer jeden Folge ist aber wieder Casting-Show typisch: Die drei schlechtesten müssen aus vor die aus Irvin und den beiden Coaches bestehende Jury, einer von ihnen bekommt die endgültige Mitteilung. “Die Cowboys können dich nicht gebrauchen. Du kannst vieleicht irgendwo anders spielen, aber nicht für Dallas.”

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