Jetzt aber schnell! Kurz vor dem Ende der Zweitliga-Saison möchte ich noch meine Lieblings-St. Pauli-Heimspiel-Anekdote erzählen. Es war das Spiel gegen Mainz, und St. Paulis Trainer Holger Stanislawski hatte in der Woche zuvor den 55. Fußball-Lehrer-Lehrgang (schönes Wort) des DFB als Jahrgangsbester beendet.

Eine beachtliche Leistung. Schließlich musste Stanislawski nebenbei dafür sorgen, dass seine Mannschaft die Klasse hält. Also war er während der elfmonatigen Kursdauer von Montag bis Donnerstag beim Lehrgang an der Deutschen Sporthochschule in Köln, an den anderen Tagen leitete er das Training oder saß bei den Spielen auf der Trainerbank.

Und was passiert, als der frisch zertifizierte Coach das Millerntor-Stadion betritt?
Gibt’s Jubel, Blumen, Freudenschreie? Nö, nicht so richtig. Auf der Gegengeraden, genauer: dort, wo sich das frühere Meckerecken-Publikum versammelt, begrüßen ihn stattdessen Hunderte mit dem Ruf „Streber! Streber!“.

Das hat mir gefallen. Denn auch bei St. Pauli ist so richtig spontaner Witz auf den Tribünen eine Seltenheit geworden. Vielleicht verkümmert dieses Talent, weil sich die dafür potenziell geeigneten Leute wochenlang mit der Vorbereitung von – meist sehr schönen –Choreographien und der Entwicklung von neuen Liedern beschäftigen – und ihnen dann in unvorhergesehenen Momenten die Muße fehlt. Keine Ahnung, vielleicht ist das auch Quatsch. Aber das kann gern ein anderes Mal diskutiert werden.

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